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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sperrholzbretter bearbeitete. Die Haare in ihrem Nacken schienen sich zu sträuben. Sie fühlte sich beobachtet.
    Jill ließ das Vorhängeschloss fallen und trat von der Tür zurück. Ihr Blick schweifte über die wuchernde Wiese, die wenigen Bäume auf dem Hof, die Mauer an der Straße. Sie konnte niemanden entdecken, aber das komische Gefühl ließ nicht nach.
    Es wurde sogar stärker.
    Als spioniere jemand hinter ihnen - hinter ihr her.
    Jill beschloss, zu Alex auf die Vorderseite zurückzukehren. Sie lief hastig los und schaute über ihre Schulter, als sie über etwas stolperte. Sie blickte 441

    hinunter. Es war nur die Falltür eines Vorratskellers, die so von Gras und Unkraut überwuchert war, dass man sie kaum erkennen konnte.
    Sie kam atemlos vorne an, wo Alex gerade das letzte Stück Sperrholz vor dem Eingang abriss.
    »Gerade rechtzeitig«, sagte er fröhlich. Dann wurde er ernst. »Was ist denn jetzt?«
    »Nichts.« Sie zwang sich zu lächeln. Sie würde Alex nicht sagen,
    dass sie irgendetwas gespürt hatte, das im Hof oder vielleicht im Wald auf sie lauerte. Er hielt sie jetzt schon für nicht ganz dicht - er würde glauben, sie sei völlig durchgeknallt.
    Alex drehte an dem soliden Messingknauf. Er ließ sich leicht bewegen, und die Tür schwang auf. Jill wäre vor Neugier fast über ihn geklettert.
    Vor sich sah sie ein kleines Wohnzimmer, und wie sie durch das Fenster schon festgestellt hatte, waren alle Möbel mit alten Laken verhängt. Da war auch ein gemauerter Kamin. Vorsichtig traten sie in den Flur.
    Der Fußboden war aus dunkler Eiche. Direkt vor ihnen führte eine Treppe nach oben.
    Alex schnüffelte. »Komisch«, sagte er.
    Jill wurde nicht ruhiger, im Gegenteil. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, nach Coke’s Way zu kommen und den Turm zu erforschen. »Was ist komisch?«, fragte sie. Sie roch nichts Besonderes.
    »Nichts«, sagte er kopfschüttelnd.
    442

    Jill ging vorsichtig an ihm vorbei in den Salon. Man hatte nur das Sofa und die Sessel abgedeckt. An einer Wand stand ein langer, ganz gewöhnlicher Serviertisch. Er war leer, bis auf eine sehr altmodische Lampe, wahrscheinlich eine Gaslampe, und einige alte, verblichene Bücher. Auf ihren stoffbespannten Umschlägen konnte man nicht einmal mehr die Titel erkennen.
    Alex ging an ihr vorbei zu dem Tisch. Er nahm ein Buch in die Hand, drehte es um und schlug es auf.
    »Eine Novelle von Henry James«, sagte er versonnen.
    »Washington Square.« Er blätterte um. »Copyright 1880.«
    Aufregung erfasste Jill. Sie eilte an seine Seite. »Ich frage mich, ob Kate dieses Buch gelesen hat? Gibt es eine Widmung oder so was?«
    »Nein.« Er reichte es ihr und sah sie durchdringend an. »Du ziehst schon wieder voreilige Schlüsse.«
    Sie würdigte ihn keiner Antwort. Kate hatte hier gewohnt. Entweder hier oder in dem Turm.
    Jill war sich noch nie einer Sache so sicher gewesen.
    Alex ging an ihr vorbei in die kleine Küche. Jill nahm sich das andere Buch vor, es war von Thomas Melville. Dann hörte sie Alex in der Küche aufschreien: »Himmel!«
    Sie rannte zur Tür. Alex stand mitten in dem dämmrigen Raum mit Steinfußboden, hölzernen 443

    Regalen und einem langen, rußgeschwärzten, gemauerten Kamin am anderen Ende. Und dann sah sie, warum er geschrien hatte.
    Auf einer hölzernen Arbeitsplatte stand ein Paket Kellogg’s Cornflakes. Daneben eine Dose Instantkaffee. In einem Trockengestell aus Plastik neben der uralten Spüle lagen ein paar Teller und Besteck. Alex wandte sich zu ihr um. »Hier hat es nicht gerochen, als sei das Haus seit vielen Jahren unbewohnt. Schau dir das an! Hier war jemand - und zwar erst vor kurzem.« Er nahm die Cornflakes-Packung und schüttete etwas daraus auf seine Hand.
    »Aber nicht vor allzu kurzer Zeit. Die Cornflakes sind nicht mehr gut.«
    »Vielleicht war es ein Obdachloser«, schlug Jill vor, aber sie war ziemlich sicher, dass es nicht so war.
    »Wie ist er hier reingekommen?«, fragte Alex und bückte sich, um unter die Spüle zu schauen. Offenbar suchte er nach dem Abfalleimer - aber der war geleert worden.
    »Es gibt eine Hintertür, aber da ist ein Vorhängeschloss dran«, sagte Jill. »Vielleicht hat ja jemand einen Schlüssel.«
    »Oder ein Landstreicher ist durch eines der Fenster reingekommen. Das schauen wir uns mal an, bevor wir gehen.«
    Jill dachte an die Fenster im Obergeschoss, die nicht vernagelt waren. »Lass uns raufgehen.«
    444

    Sie verließen die Küche durch das Wohnzimmer, und Alex

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