Kates Geheimnis
bezüglich der Ehe. Ich verstehe nicht, warum nicht mehr Männer ihre Frauen ernst nehmen. Warum machen sie sich die Mühe, sich an einen Menschen zu binden, wenn sie ohnehin die Absicht haben, ihr Leben zu gestalten, als gäbe es diese Bindung gar nicht?«
»Ja nun, wir alle haben Pflichten«, sagte Edward und streckte ihr seine Hand entgegen. »Es gilt, Titel weiterzugeben, Erben zu zeugen, Allianzen zu schmieden. Gehen Sie ein wenig mit mir, Kate.
Wieder bei Ihnen zu sein ist, als würde man aus einer stickigen alten Kammer befreit und fände sich plötzlich am Strand wieder.«
»Sie sind ein Poet, Sir.« Kate lachte, und sie spazierten zwischen den anderen Picknick-Gästen hindurch.
»Wohl kaum.« Edward lachte, und sie ließen die Wiese hinter sich. Ein schmaler Weg führte sie durch ein Birkenwäldchen auf ein Feld. »Aber ich muss sagen, liebe Kate, dass Sie wahrlich Balsam für müde Augen sind. Ihre Schönheit verschlägt mir förmlich die Sprache.«
Kate wusste, dass sie schon wieder errötete. »Zu viel des Lobes, Mylord. Sie dürfen nicht vergessen, 510
dass meine Zunge zu spitz, meine Sommersprossen zu dunkel und meine Nase bei weitem zu lang ist - ich entspreche also kaum dem Ideal.«
Edward brüllte vor Lachen. Er blieb stehen und Kate ebenfalls. Vor ihnen lag ein leuchtend grünes Tal, das von niedrigen Mauern durchzogen war.
Dahinter sahen sie eine hohe Hügelkette voll lilafarbenem Heidekraut. Der Himmel über ihnen war wolkenlos blau, und die Sonne schien warm und freundlich auf sie herab. »Es gefällt mir, dass Sie Frau genug sind, sich selbst zu kennen und sich mit vollkommener Würde anzunehmen.«
»Ah« - Kate lächelte , »also geben Sie zu, dass ich nicht makellos bin.«
»Nichts dergleichen gebe ich zu! Ich finde Ihre Sommersprossen entzückend, Ihre Nase bezaubernd, und wenn Sie nur platte Konversation machen könnten, würden Sie mich genauso langweilen wie all die Debütantinnen vor Ihnen.«
Kates Lächeln erlosch. Seines ebenfalls. Ein langer Augenblick verstrich. Kate sagte: »Hat denn niemand in all den Jahren Ihre Augen wie auch Ihr Herz für sich gewonnen?«
Er zögerte. »Haben Sie denn nicht gehört, meine liebe Kate, dass ich ein Herz aus Stein habe, ein verdorbener Schurke bin und erst dann heiraten werde, wenn mein Vater mich entweder dazu gezwungen hat oder auf dem Totenbett seinen letzten Atemzug tut?«
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»Sagt man das über Sie?«, japste Kate, ehrlich entsetzt.
»Das sagen die Mütter über mich, die mich unbedingt als Ehemann für ihre Töchter wollen.
Offensichtlich kann keine Mutter es mit Anstand und Würde hinnehmen, wenn man ihre Tochter zurückweist. Mein Ruf ist anscheinend so schlecht, dass keine Frau mit mir allein sicher ist.« Seine goldenen Augen bohrten sich in ihre. »Mache ich Ihnen Angst, Kate?«
»Nein.« Kates Herz raste. »Sie könnten mich niemals ängstigen. Sie können mich nur faszinieren.«
Er griff nach ihr. »Und Sie faszinieren mich. Ich war fasziniert von Ihnen seit dem Augenblick, als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie sind so anders als alle anderen. Aber das wissen Sie ja, und Sie sind stolz darauf, und das ist vielleicht das Wunderbarste an Ihnen.«
Kates Herz schien stehen bleiben zu wollen. »Sie beschämen mich noch, Verehrtester«, flüsterte sie.
»Das glaube ich nicht. Sie haben mir gefehlt, Kate.
Ich habe kaum an etwas anderes gedacht seit unserer letzten Begegnung.« Er sah sie unverhohlen an, und seine Augen wurden überraschend dunkler.
Kates Herz hüpfte vor Glück. »Ich habe Sie auch vermisst, Mylord«, flüsterte sie. »Und ich gestehe, dass auch ich kaum an etwas anderes denken konnte.«
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Er starrte sie nur an. Einen Augenblick später riss er sie in seine Arme und presste seinen Mund auf ihren.
Kate erwiderte seinen Kuss. Sie spürte, wie er sich anspannte, und wusste, dass sie, unglaublich wagemutig, eine Grenze überschritten hatte. Aber dann zog er sie noch enger an sich, schlang die Arme um sie, bog sie hintenüber, jegliches Zögern vergessend. Kates Lippen öffneten sich; ihre Finger gruben sich in seine starken Schultern. Der Kuss dauerte ewig, aber als er vorüber war, schienen nur Sekunden vergangen.
Er ließ sie los und trat mit weit aufgerissenen Augen einen Schritt zurück.
Kate starrte ihn entsetzt an. Ihr Herz donnerte so heftig, dass sie meinte, er müsste es hören. Nun, zum ersten Mal in ihrem Leben, verstand sie, was Begehren bedeutete. »Oh Gott.« Sie merkte zu
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