Kates Geheimnis
Zeitungen ausgeschnitten waren. Dann bemerkte sie das Datum auf einem Teil einer Seite - 1909. Jill glaubte nicht mehr an Zufälle.
Mit klopfendem Herzen strich sie das Papier glatt und sah, dass das quadratische Stück einen ganzen Artikel enthielt, der vier Absätze umfasste. Die kleine, aber fett gedruckte Überschrift verkündete:
»Mutter der vermissten Erbin überzeugt: Es war ein Verbrechen.«
»Alex! Unten in diesem Karton liegen lauter Zeitungsausschnitte - und alle handeln von Kates Verschwinden!«, krächzte Jill und glättete mehrere Stücke auf einmal. Und während sie das tat, fiel der Groschen: Auch diese Zeitungsausschnitte hatte jemand versteckt. Es gab noch mehr Schlagzeilen, und bei einer stand das Datum - der 15. Januar 1909.
»Vertrauliche Aussage der besten Freundin liefert keine neuen Anhaltspunkte im Fall Gallagher.«
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Alex kniete sich neben sie. »Soso«, sagte er.
»Jemand hat sich eine hübsche kleine Sammlung angelegt.«
Jill fuhr zusammen und sah ihn an. »Die Frage ist nur, wer?«
1. Juni 1907
Lachen schallte über die Wiese, dazwischen fröhliches Kindergeschrei und Hundegebell.
»Es ist so idyllisch hier«, bemerkte Kate seufzend zu Anne. Die beiden Mädchen standen in der Nähe eines dunklen, glitzernden Teiches, auf dem eine Gruppe von Enten vorbeizog, gefolgt von zwei wunderschönen weißen Schwänen. Hinter dem Teich befand sich Swinton Hall, Lord Willows Jagdschloss.
Es war eigentlich eine alte schottische Festung, ein gedrungener, viereckiger Bau, an dessen uralten Wehrgängen stolz die Fahnen mit dem blaugoldenen Wappen der Willows vor einem tiefblauen Himmel flatterten. Etwa ein Dutzend Damen und Herren und einige Kinder verteilten sich um die beiden Freundinnen und genossen gemeinsam ein nachmittägliches Picknick.
»Ich hatte schon immer eine besondere Vorliebe für Schottland«, sagte Anne lächelnd. Sie und Kate trugen lange, kühle Kleider aus weißer Seide, Kates 500
mit gelber, Annes mit grüner Stickerei, die Säume mit Volants aus französischer Spitze verziert. Händchen haltend spazierten sie um den Teich. Keine von beiden war so brav gewesen, den Sonnenschirm zu öffnen. »Ich habe mir immer gewünscht, dass Vater uns einmal ein Landhaus im Norden anmietet, aber er weigert sich schlichtweg. Er muss wohl der einzige Engländer auf dieser Erde sein, der die Jagd nicht ausstehen kann.«
»Und das ist wirklich merkwürdig«, lachte Kate.
»Anne!«
Beim Klang von Lady Bensonhursts
durchdringender Stimme wurde Kate ganz steif. Die beiden Mädchen drehten sich um, Anne ebenso widerwillig wie Kate.
Lady Bensonhurst kam recht forsch auf sie zu. Sie hatte eine weitere Dame im Schlepptau, eine schöne Frau von etwa vierzig Jahren, die Kate so wenig leiden mochte wie Annes Mutter. Lady Cecilia Wyndham lächelte Anne an, schaute aber durch Kate hindurch, als sei sie Luft. Als Antwort setzte Kate ein eisiges Lächeln auf. Kate wusste, dass die attraktive Baroness sie nicht mochte, weil sie die männliche Aufmerksamkeit auf sich lenkte, derer Cecilia sich sonst so gewiss sein konnte.
»Anne, Cecilia und ich fahren ins Dorf, um ein paar von diesen entzückenden kleinen Glöckchen zu kaufen, die wir neulich gesehen haben. Möchtest du uns begleiten? Wäre es nicht ganz reizend, wenn wir 501
sie zu Hause im Garten aufhängen?« Lady Bensonhurst lächelte ihre Tochter an und übersah Kate geflissentlich.
Anne blickte zu Kate.
Kate warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Oh, Verzeihung, du darfst natürlich auch mit, Kate«, sagte Lady Bensonhurst. »Ich würde dich nur ungern allein lassen, vor allem, da Mary wegen ihrer Krankheit dieses Wochenende nicht bei uns sein kann.«
»Ich glaube, ich passe«, sagte Kate und gebrauchte absichtlich einen Ausdruck, den die Herren beim Poker verwendeten.
Lady Bensonhurst bemerkte es wohl und runzelte die Stirn. »Ich bitte dich, sprich anständig, liebe Kate.«
»Aber ich bin keine anständige Engländerin«, sagte Kate mit großen Unschuldsaugen, obwohl sie wusste, dass sie der Versuchung eines kleinen Schlagabtausches hätte widerstehen sollen.
Schließlich war Lady Bensonhurst ihre Gönnerin.
Aber sie war auch, hinter Kates Rücken, ihre schärfste Gegnerin, und Kate ließ sich keinen Moment täuschen.
»Meine Liebe, ich glaube nicht, dass wir Ihre irischamerikanischen Ursprünge jemals vergessen könnten«, sagte Cecilia mit dem Lächeln einer Eisprinzessin.
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»Wie geht es Lord Howard?«, gab Kate
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