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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehören, die zu heftiger Leidenschaft oder großen Gefühlen fähig sind. »Haben die Sheldons Annes Vermögen gebraucht?«, fragte Jill.
    Lauren riss die Augen auf. Sie war offenbar entsetzt. »Selbstverständlich nicht«, sagte sie schnell.
    Jill hatte niemandem auf die Zehen treten wollen.
    »Entschuldigung.«
    Lucinda versuchte, die Lage zu retten, denn Laurens Wangen waren flammend rot geworden.
    »Hal mochte dieses Bild ganz besonders, wissen Sie.
    Er hat sogar Stunden hier in der Galerie verbracht.
    Was natürlich nicht heißt, dass er die anderen Kunstwerke im Hause nicht auch zu schätzen wusste.«
    Plötzlich stellte Jill sich vor, wie Hal ganz allein durch dieses riesige Haus gelaufen war - und sie stutzte innerlich. Diese Vorstellung hatte etwas 156

    Trauriges, Einsames, und ergab irgendwie keinen Sinn. Aber da war noch etwas, ein Gefühl, das sie zu fassen versuchte, doch sie schaffte es nicht. Er hatte das Foto von Anne und Kate aufbewahrt - und er hatte viel zu viel Zeit in Uxbridge Hall verbracht. Sie erinnerte sich an all ihre gemeinsamen Abende. Es schien ihr plötzlich, als sei kein einziger Abend vergangen, an dem er seine Familie nicht erwähnte oder ihr wenigstens eine amüsante Geschichte von daheim erzählte. »Wie viel Zeit hat er eigentlich hier verbracht?«, fragte sie Lucinda.
    Lucinda sah zu Lauren hinüber. »Er hat die privaten Räumlichkeiten genutzt, wann immer er in London war«, sagte sie schließlich. »Ich würde Ihnen gern etwas zeigen.«
    In Jills Kopf begann eine kleine Alarmglocke zu schrillen, aber sie verstand nicht, warum. Sie folgte Lucinda und Lauren durch die Galerie zu einem wunderschönen Tischchen mit Marmorplatte. Darauf standen mehrere gerahmte Fotografien - neuere Fotos von William und Margaret, einige von Thomas, und eines von zwei kleinen Jungen in Schuluniformen, die Thomas so ähnlich sahen, dass sie seine Söhne sein mussten. »Der Earl, die Countess, der älteste Sohn und die beiden Enkel«, bemerkte Lucinda.
    Dann zeigte sie auf einen kleinen Glaskasten auf dem Schreibtisch daneben. Darin befanden sich verschiedene kleine Gegenstände - ein bemaltes Porzellanei, eine emaillierte Schnupftabaksdose, 157

    tropfenförmige schwarze Ohrringe, ein Tintenfässchen und eine Feder, einige alte, in Leder gebundene Bücher, ein Medaillon.
    »Sehen Sie sich das Medaillon hier an, meine Liebe«, sagte Lucinda triumphierend.
    Jill schrie vor Überraschung leise auf. Das Medaillon war aufgeklappt. Jede Hälfte enthielt ein winziges, aber vollkommenes Porträt. Das eine zeigte Anne. Das andere Kate. »Anne und Kate«, keuchte Jill.
    »Sie waren offensichtlich sehr gute Freundinnen«, meinte Lucinda. »Aus den Annalen des Hauses Bensonhurst in unserem Archiv geht hervor, dass Kate und ihre Mutter eine Zeitlang bei den Bensonhursts zu Gast waren.«
    Jill bekam kaum noch Luft. »Sie sind im September 1906 angekommen«, flüsterte sie.
    »Ja? Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis, meine Liebe. Anne selbst hat dieses Medaillon dem Museum geschenkt, kurz bevor sie starb.«
    Jill konnte sich einfach nicht von dem Schaukasten mit dem Medaillon losreißen. Wieder liefen ihr Schauer über den Rücken, und obwohl sich das seltsam anfühlte, fand sie es doch nicht ganz unangenehm.
    Und dann sah sie Anne und Kate vor sich, klar wie der helle Tag, beim Dinner in einem Esszimmer, wie sie es gerade besichtigt hatte. Sie steckten die Köpfe 158

    zusammen, kicherten und erzählten einander flüsternd von ihren Flirts und Eroberungen beim Fairchild-Ball.
    Die Sonne schien herein und tauchte die Mädchen in ein warmes, beinahe überirdisches Licht. Beide waren zu aufgeregt, um zu essen. Beide waren noch nie so glücklich gewesen. Sie waren die besten Freundinnen.
    Jill schlang die Arme noch enger um sich, ihr Herz klopfte wie wild. Ein eigenartiges, aber deutliches Gefühl ergriff sie. Es war eine Ahnung drohenden Unheils, und es war alles andere als angenehm. »Sie soll einen Liebhaber gehabt haben.«
    Jill und Lauren fuhren herum und starrten Lucinda mit großen Augen an.
    »Wie bitte?«, fragte Lauren steif.
    »Nicht Lady Anne.« Lucinda lächelte sie an.
    »Kate.«
    Jill blickte überrascht. »Kate hatte einen Geliebten?«
    »Das Gerücht besagt, dass sie sich immer durch Annes Schlafzimmerfenster hinausstahl, wenn sie auf Bensonhurst war, und mit Hilfe von
    zusammengeknoteten Bettlaken in die Gärten darunter kletterte.«
    Jill klingelte es in den Ohren.
    Lauren wirkte unterkühlt.

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