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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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gern.« Lucindas Augen leuchteten auf.
    »Es gibt nichts, was ich lieber täte.«
    Während sie durch den Saal wanderten, machte Lucinda sie auf die Details des Wandschmucks aufmerksam, vor dem sie immer wieder stehenblieben. Jill konnte gar nicht alles aufnehmen, was sie erzählte. Sie war voll aufgeregter Erwartung.
    Anne Bensonhurst, die spätere Countess of Collinsworth, war auf jeden Fall nach ihrem Debüt hier zu Besuch gewesen, denn sie hatte sich schließlich mit Edward Sheldon, dem Collinsworth149

    Erben, verlobt. Sie musste häufig hier zu Gast gewesen sein. Hatte sie ihre Freundin Kate Gallagher mitgebracht? Jill konnte sich die beiden jungen Frauen in diesem herrlichen Raum vorstellen, in Abendkleidern, vielleicht mit erhobenen Fächern -
    benutzten die Damen damals Fächer? , umgeben von anderen Gästen. Vielleicht, dachte sie, während ihre Gedanken sich überschlugen, vielleicht hatte Kate Anne nach ihrer Heirat mit Edward hier besucht.
    Vielleicht hatte sie hier sogar übernachtet.
    Als sie ein weiteres Zimmer betraten, das Lucinda als »Speisezimmer« ankündigte, fragte sie: »Wäre es üblich gewesen, dass Besucher über Nacht hier blieben? Vor neunzig Jahren?«
    »Wochenendpartys waren recht beliebt damals, aber längere Besuche machte man gewöhnlich während der Saison auf den Landsitzen.«
    »Während der Saison?«
    »Im Sommer.«
    Sie waren im Esszimmer stehen geblieben. Auch dieser Raum hatte riesige Ausmaße. Der rosefarbene Teppich zeigte ein Muster in Gold und Grün, und auch die stuckverzierte Decke war in mattem Hellgrün gehalten. An den hohen Wänden hingen kostbare alte Gemälde, überwiegend Porträts.
    Jill war überwältigt. Lucinda erklärte mit Begeisterung, wie die Familie und ihre Gäste in diesem Raum zu frühstücken pflegten. »Sind das 150

    Porträts von Vorfahren?«, fragte Jill; ihre Lippen waren eigenartig gefühllos, aber das musste wohl von ihrer Aufregung kommen.
    »Oh nein. Diese beiden sind Porträts vom Duke of Northumberland aus dem mittleren achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert. Dieses zeigt William und Mary. Das hier ist George IV.« Lucinda lächelte breit. »Das da hinten ist einer der frühen Earls of Collinsworth, Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, und das daneben ist William, der achte Earl. Es war in solchen Häusern nicht unüblich, dass die Familie königliche Porträts aufhängte - so dass man die Familie selbst quasi automatisch für ebenso majestätisch und nobel hielt.«
    Jill war enttäuscht. Es waren unter den Porträts nur einige wenige Bilder von Damen, und sie hatte gehofft, Anne irgendwo zu entdecken. Sie ließ den Blick auf Lucinda ruhen. »Wie schade.«
    »Meine Liebe, suchen Sie etwas? Würden Sie gern etwas ganz Bestimmtes sehen?«
    Jill fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich hatte gehofft, ein Porträt von Anne zu finden, oder von Edward. Und vielleicht sogar eines mit ihrer Freundin Kate Gallagher, der amerikanischen Erbin.«
    Lucinda starrte sie entgeistert an.
    Jill merkte, dass Lauren von einer zur anderen sah.
    »Folgen Sie mir in die Galerie«, sagte Lucinda und ging forsch voran.
    151

    Sie durchquerten zwei prachtvoll eingerichtete Zimmer und betraten dann einen leeren und extrem langen Raum. Französische Türen in einer der langen Wände führten zu einer Terrasse und in die fantastischen Gartenanlagen hinaus. Riesige kristallene Lüster hingen von der Decke, und Stühle mit blauen Samtbezügen säumten die Wände, an denen Dutzende Bilder hingen. Lucinda marschierte weiter durch den mit Teppichen ausgelegten Raum, vorbei an mehreren offenen Kaminen mit Simsen aus weißem Marmor. Schließlich blieb sie vor einem großen Gemälde stehen.
    Jill ergriff unwillkürlich Laurens Arm. Vor ihr hing ein Bild von einem Pärchen beim Picknick auf einer Wiese, unter einem Baum Die Dame saß zu Füßen des Gentleman; sie war jung, dunkelhaarig, weder wirklich schön noch besonders unscheinbar. Aber ihre Augen strahlten. »Das ist Anne, hab ich Recht?« Jill zitterte. Ihr war auf einmal sehr warm.
    »Ja.« Lucinda kam näher. »Sie war noch sehr jung, nicht älter als achtzehn. Dieses Bild entstand im ersten Jahr ihrer Ehe.«
    Jill konnte sich nicht satt sehen. Anne trug ein zauberhaftes weißes Kleid mit blauer Stickerei und saß auf einer Decke unter einem großen, blühenden Kirschbaum. Auf der roten Wolldecke mit Paisley-Muster waren alle möglichen Accessoires eines Picknicks ausgebreitet - ein Weidenkorb, eine

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