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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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einbiegen wollten, wurde von einem Schlagbaum und einem uniformierten Wachmann versperrt. Jill fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Hinter dem Schlagbaum konnte sie eine schattige Allee und eindrucksvolle Villen erkennen.
    Der Rolls-Royce bog ab, der Schlagbaum hob sich, ohne dass sie abbremsen mussten, und der Wachmann in seiner kleinen Kabine winkte sie durch. Jill verrenkte sich fast den Hals, während der RollsRoyce die Straße entlang fuhr, um ein palastartiges Anwesen nach dem anderen zu bewundern. Hinter den Villen auf der rechten Seite schien ein Park zu liegen.
    Jill hätte gern gefragt, wo sie sich befand, doch sie tat es nicht.
    Der Wagen bog in die kreisförmige Auffahrt einer der größten Villen der Straße ein und blieb auf dem Kies vor dem Haus stehen. Jill meinte zu fühlen, wie ihr Puls in die Höhe schnellte.
    »Da sind wir.« Lauren stieg aus, ohne darauf zu warten, dass der Chauffeur ihr die Tür aufhielt. Jill war nicht so schnell. Der Mann öffnete ihr die Tür, 32

    und Jill stolperte hinaus. Es hatte zu nieseln begonnen.
    Jill stand da wie versteinert. Die feinen Tröpfchen fielen ihr auf Haar und Schultern, doch sie starrte auf das Haus, in dem Hal aufgewachsen war, während Lauren die breite, imposante Freitreppe hinaufeilte.
    Zwei steinerne Löwen saßen zu beiden Seiten der Treppe. Einen Moment lang war Jill wie vor den Kopf gestoßen.
    Hal hatte mit großem Stolz vom Anwesen seiner Familie in London gesprochen. Er hatte betont beiläufig bemerkt, dass das Haus, das um die Jahrhundertwende erbaut worden war, etwa fünfundzwanzig Zimmer und einen der herrlichsten Rosengärten Londons hatte. Es war nicht der ursprüngliche Sitz der Familie, welcher aus der Georgianischen Ära stammte und heute als Baudenkmal dem National Trust unterstand. Jill hatte nur so viel verstanden, dass Uxbridge Hall, das etwas abseits vom Zentrum Londons lag, der Öffentlichkeit zur Besichtigung offen stand, obwohl die Familie auch dort private Räumlichkeiten zur Verfügung hatte.
    Jill betrachtete entgeistert die Sheldonsche Stadtvilla. Sie hatte erwartet, dass das Gebäude von Reichtum zeugte, doch nun stand sie dem ganzen Ausmaß dieses Reichtums wahrhaftig gegenüber. Das Haus war aus zart getöntem Sandstein gebaut und drei Stockwerke hoch - allerdings hatten die beiden 33

    unteren offensichtlich doppelte Raumhöhe. Ein tempelartiger Ziergiebel über dem riesigen Portal wurde von dicken Säulen gestützt, und auch die vielen bogenförmigen Fenster waren mit kleinen Pedimenten und komplizierten steinernen Reliefs geschmückt. Die Zimmer im ersten Stock hatten eiserne Balkone, und aus den hohen, schrägen Dächern ragte ein kleiner Wald von Schornsteinen.
    Das Mauerwerk an sich war schon bewundernswert schön. Mühevolle Feinarbeit war in jedes Sims und jede Verzierung geflossen. Das Haus war umgeben von äußerst gepflegten Rasenflächen und blühenden Rosengärten, die einen betörenden Duft verbreiteten.
    Ein hoher schmiedeeiserner
    Zaun umgab das gesamte Anwesen und hielt Neugierige fern.
    »Du lieber Himmel«, hörte Jill sich sagen. Trotz aller Erzählungen von Hal konnte sie kaum glauben, dass er hier aufgewachsen war. Und das war nur das Stadthaus, nicht einmal der Stammsitz der Familie, von dem Jill annahm, er müsse noch größer und grandioser sein. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie klein und schäbig ihr Apartment im Village war. Und sie wünschte, sie trüge nicht ihre älteste, liebste und verwaschenste Jeans.
    Falls Lauren sie gehört hatte, gab sie es nicht zu erkennen, sondern öffnete stattdessen das schwere Eingangsportal.
    34

    »Ich bringe Ihr Gepäck hinein, Madam«, sagte der Chauffeur hinter ihr.
    Jill versuchte ihn anzulächeln, merkte, dass es ihr misslang, und folgte langsam Lauren ins Haus. Sie fand sich in einer großen Eingangshalle wieder, mit einer hohen Decke und einem polierten Fußboden aus beigem und weißem Marmor. Kunstwerke zierten die Wände, und die kleine Bank, der Tisch mit der Marmorplatte sowie der Spiegel darüber waren sämtlich vergoldet. Jill biss sich grimmig auf die Lippe. Ihr war nur allzu deutlich klar, dass sie hier nicht hingehörte.
    Sie schaute an ihrer abgetragenen Jeans und der schwarzen Jacke hinunter, die sie in dem klimatisierten Wagen angezogen hatte. Eigentlich war es ein Herren-Sportjackett, aber es hatte ihr auf Anhieb gefallen, und sie hatte es in dem Second-Hand-Shop für sich selbst gekauft. Ihre Slipper waren von Cole-Haan, aber schon

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