Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
Vom Netzwerk:
Glaubens vereinigt. Warum sollten die Valois und die Medici nicht für ihren Ruhm den Plan Karls des Fünften verwirklichen, dessen Geist dabei versagte. Treiben wir ihn in die neue Welt hinüber, wohin seine Pläne zielen, diesen Stamm Johannas der Wahnsinnigen. Als Herren von Florenz und Rom werden die Medici Italien für uns unterjochen, werden Euch aller seiner Vorteile durch einen Handels- und Bündnisvertrag versichern, indem sie den Anspruch auf das Piemont, das Mailänder Gebiet und Neapel anerkennen. Das, Monsieur, sind die Gründe des Krieges auf Leben und Tod, den die Hugenotten wider uns führen. Warum zwingt Ihr uns, Euch all diese Dinge zu wiederholen? Karl der Große irrte sich mit seinem Vorstoß nach Norden. Ja, Frankreich ist ein Leib, dessen Herz im Löwengolf liegt; seine beiden Arme sind Spanien und Italien. So beherrscht man das Mittelmeer, das wie ein Korb daliegt, in den Asiens Reichtümer fallen. Heute heimsen sie die Herrn von Venedig, Philipp dem Zweiten zum Trotze, ein. Wenn der Medici Freundschaft und Eure Rechte Euch auf Italien hoffen lassen können, werden Euch Gewalt oder Bündnisse, eine Erbfolge vielleicht, Spanien erringen. Kommt in dieser Hinsicht dem ehrgeizigen Hause Österreich zuvor, dem die Welfen Italien verkauften und das davon träumt, Spanien noch dazu zu erhalten. Wenn Euer Weib auch diesem Hause entsprossen ist, demütigt Österreich, umfaßt es voller Kraft, um es zu ersticken. Dort sind Eures Reiches Feinde, denn von dort stammt der Reformierten Hilfe. Hört nicht auf Leute, die ihren Vorteil aus unserer Uneinigkeit ziehen und Euch Argwohn in den Kopf setzen, indem sie mich als Eure häusliche Feindin hinstellen. Hab ich Euch gehindert, Erben auf die Welt zu setzen? Warum schenkt Euch Eure Geliebte einen Sohn und die Königin nur eine Tochter? Warum habt Ihr heute nicht drei Erben, welche so vieler Aufstände Hoffnungen unter ihrem Fuße ersticken? Ist es meine Sache, Monsieur, all diese Fragen zu beantworten? Würde Herr von Alençon konspirieren, wenn Ihr einen Sohn besäßet?«
    Solche Worte vollendend, heftete Katharina jenen Blick auf Karl den Neunten, womit ein Raubvogel seine Beute bannt. Der Medici Tochter war in solchem Momente in der ihr eigenen Schönheit schön. Ihre wahren Gefühle zeigten sich strahlend auf ihrem Antlitze, welches, ähnlich dem eines Spielers über dem grünen Tuche, von tausend großen Begehrlichkeiten funkelte. Karl der Neunte sah nicht mehr die Mutter eines einzelnen Menschen, sondern, wie man sie nannte, die Mutter der Reiche und Heere (mater castrorum). Ihres Genies Flügel hatte Katharina ausgespannt und flog kühn hinein in die hohe Politik der Medici und Valois, indem sie riesige Pläne entrollte, vor denen Heinrich der Zweite einst zurückschreckte. Von dem Genie der Medici aber Richelieu vermacht, blieben sie niedergeschrieben in dem Kabinett des Hauses Bourbon.
    Als Karl der Neunte nun seine Mutter so viele Vorsichtsmaßregeln anwenden sah, hielt er selber sie für nötig und fragte sich, zu welchem Zwecke sie sie träfe. Er schlug die Augen nieder, zauderte. Vor Phrasen konnte sein Mißtrauen nicht schwinden. Katharina war erstaunt über die Tiefe des Verdachts, welcher in ihres Sohnes Herzen ruhte.
    »Nun, Monsieur,« sagte sie, versteht Ihr mich denn nicht? Was sind wir, Ihr und ich, vor der Ewigkeit der Königskronen? Vermutet Ihr andere Pläne bei mir als die, welche uns handeln lassen müssen, uns, die wir in Sphären hausen, von denen aus man Reiche beherrscht?«
    »Ich folge Euch in Euer Kabinett, Madame, wir müssen handeln ...«
    »Handeln!« schrie Katharina, »lasset sie handeln und uns, sie auf der Tat ertappen; das Gericht wird uns dann von ihnen befreien. Bei Gott, Monsieur, zeigen wir uns ihnen unbefangen.«
    Die Königin zog sich zurück. Einen Augenblick blieb der König allein, denn er war auf das tiefste niedergeschlagen.
    »Auf welcher Seite liegen die Fallstricke?« rief er. »Wer täuscht mich, sie oder die anderen? Welche Politik ist die bessere? Deus, discerne causam meam«, sagte er tränenden Auges. »Das Leben lastet auf mir. Möge er natürlich oder gewaltsam sein, ich ziehe den Tod solchem sich völlig widersprechenden Hin und Her vor«, fügte er hinzu. Und er tat einen Hammerschlag auf seinen Amboß mit solcher Wucht, daß die Louvrefenster davon erklirrten.
    »Mein Gott!« fuhr er fort, hinaustretend und den Himmel betrachtend, »Du, für dessen heilige Religion ich kämpfe, verleih mir deines

Weitere Kostenlose Bücher