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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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eine Tochter geschenkt, und ich werde sterben, ohne sie schwanger zurückzulassen; denn eine Minderjährigkeit würde das größte Unglück bedeuten, von dem das Reich überfallen werden könnte. Wird mein Sohn übrigens leben? Der Name Karl ist von furchtbarer Vorbedeutung, Karl der Große hat alles Glück erschöpft. Wenn ich wieder König von Frankreich werden sollte, würde ich davor zurückschrecken mich ›Karl den Zehnten‹ zu nennen.«
    »Wer will dir denn deine Krone nehmen?«
    »Mein Bruder Alençon konspiriert gegen mich. Überall sehe ich Feinde ...«
    »Monsieur,« sagte Marie, ein Mäulchen ziehend, »erzählt mir heitere Geschichten.« »Mein liebes Täubchen,« erwiderte der König lebhaft, »rede mich nie Monsieur an, nicht einmal lächelnd. Du erinnerst mich an meine Mutter, die mich in einem fort mit diesem Worte verletzt, mit dem sie mir meine Krone wegzunehmen scheint. Zum Herzoge von Anjou, das heißt zum Polenkönig, sagt sie: ›mein Sohn.‹«
    »Sire,« erklärte Marie, die Hände faltend, wie wenn sie zu Gott beten wollte, »ein Königreich gibt's, wo Ihr angebetet seid; Eure Majestät hat es mit seinem Ruhm und seiner Kraft angefüllt; und dort will das Wort Monsieur soviel wie: mein vielgeliebter Herr und Gebieter heißen.«
    Sie entfaltete ihre Hände und mit reizender Geste deutete sie mit dem Finger auf ihr Herz. Diese Worte waren so in Musik getaucht – um ein Wort jener Zeit zu gebrauchen, welches die Melodien der Liebe ausmalt – daß Karl der Neunte Marie um die Hüften faßte, sie mit jener nervösen Kraft, die ihn auszeichnete, aufhob, sie auf seine Knie setzte und sich sanft die Stirne an den Haarlocken rieb, die seine Geliebte so kokett geordnet hatte.
    Marie hielt den Augenblick für günstig, sie wagte einige Küsse, die Karl mehr litt als hinnahm; dann zwischen zwei Küssen, sagte sie zu ihm:
    »Wenn meine Leute nicht gelogen haben, bist du heute nacht in Paris herumgelaufen wie zu jenen Zeiten, wo du wie ein richtiges Familiennesthäkchen dumme Streiche machtest.«
    »Ja«, sagte der König, der in seinen Gedanken verloren verharrte.
    »Hast du nicht die Wache verprügelt und einige gute Bürger geplündert? Was sind das denn für Leute, die man mir zur Bewachung gegeben hat und die so strafbar sind, daß Ihr verboten habt, auch nur die kleinste Verbindung mit ihnen anzuknüpfen? Niemals ist ein Mädchen mit größerer Strenge hinter Schloß und Riegel gehalten worden als diese Leute, die weder zu essen noch zu trinken bekommen. Solerns Deutsche haben niemanden sich dem Zimmer nähern lassen, in das Ihr sie eingesperrt. Ist's ein Scherz? Ist es eine ernsthafte Angelegenheit?«
    »Ja, gestern abend,« sagte der König, aus seiner Träumerei auffahrend, »lief ich einmal wieder mit Tavannes und den Gondis über die Dächer; ich suchte die Gefährten meiner alten Streiche, doch die Beine sind nicht mehr die gleichen: wir haben nicht gewagt über die Straßen zu springen. Indessen haben wir zwei Höfe überstiegen, indem wir uns von einem Dache zum anderen schwangen. Beim letzten First angelangt, zwei Schritte von hier, uns an einen Kaminschlot pressend, haben wir, Tavannes und ich, uns gesagt, daß wir zu solcherlei Vergnügungen kein Recht mehr haben. Wenn jeder von uns allein gewesen wäre, würde keiner den Sprung getan haben.«
    »Du bist als erster gesprungen?«
    Der König lächelte.
    »Ich weiß, warum du dein Leben also aufs Spiel setzest.«
    »Oh, wie fein du erraten kannst!«
    »Du bist des Lebens müde.«
    »Der vielen Zauberer wegen. Ich werde von ihnen verfolgt«, sagte der König, eine ernste Miene annehmend.
    »Meine Zauberei ist die Liebe,« entgegnete sie lächelnd. »Hab' ich nicht, seit dem glückseligen Tage, an dem Ihr mich liebgewännet, all Eure Gedanken erraten? Und, wenn Ihr mir heute erlauben wollt, Euch die Wahrheit zu sagen: die Gedanken, die Euch heute quälen, sind eines Königs nicht würdig.«
    »Bin ich König?« fragte er voll Bitterkeit.
    »Könntet Ihr es nicht sein? Was tat Karl der Siebente, dessen Namen Ihr tragt? Er hörte auf seine Geliebte, gnädiger Herr, und eroberte sein Königreich wieder, das von den englischen Feinden verwüstet worden war, was Eures nicht von denen der Religion ist. Euer letzter Staatsstreich hat Euch den Weg vorgezeichnet, den Ihr verfolgen müßt. Rottet die Ketzerei aus.«
    »Du tadeltest die Kriegslist,« sagte Karl, »und heute ...«
    »Ist sie ausgeführt,« antwortete sie; »ich bin Madame Katharinas

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