Katharina von Medici (German Edition)
begeben, wo ihre Unterhaltung von den Leuten ihrer Gefolgschaft nicht gehört werden konnte. Solern folgte ihnen in geringem Abstände, um über den König zu wachen. Dieser treue Diener überließ sich einem Mißtrauen, das Karl der Neunte als ein Mann, dem das Leben allzu drückend geworden war, nicht zu teilen vermochte. Seitens des Königs war dieser Edelmann der einzige Zeuge der Verhandlung, die sich bald belebte.
»Sire,« sagte einer der Unterhändler, »der Kronfeldherr von Montmorency, der beste Freund des Königs, Eures Vaters, der auch all seine Geheimnisse kannte, stimmt mit dem Marschall von Saint-André darin überein, daß man Madame Katharina in einen Sack nähen und in den Fluß werfen müsse. Wenn das geschähe, würde es vielen Menschen gut gehen.«
»Ich habe genug Hinrichtungen auf dem Gewissen, Monsieur«, antwortete der König.
»Nun, Sire,« erwiderte die jüngste der vier Persönlichkeiten, »mitten aus der Verbannung heraus würde die Königin Katharina die Staatsangelegenheiten verwirren und Hilfskräfte finden. Haben wir nicht alles von den Guisen zu fürchten, die seit neun Jahren den Plan zu einer furchtbaren katholischen Alliance gefaßt haben, in die Eure Majestät nicht eingeweiht ist und die Euren Thron bedroht? Dieser Bund ist eine Erfindung Spaniens, das nicht auf seine Absicht verzichtet, über die Pyrenäen zu steigen. Sire, der Calvinismus würde Frankreich retten, indem er eine moralische Schranke zwischen ihm und einer Nation aufrichtet, die von einem Weltreiche träumt. Wenn die Königin-Mutter sich geächtet sieht, wird sie sich also auf Spanien und die Guisen stützen.«
»Meine Herren,« erwiderte der König, »wisset, daß, wenn Ihr mir helft und ohne Mißtrauen Friede gemacht wird, ich es auf mich nehme, jeden im Reiche zittern zu machen. Gottsdonner, es ist an der Zeit, daß das Königtum sich wieder aufrichtet! Wisset es gut, darin hat meine Mutter recht, es geht sowohl Euch wie mich an: Eure Güter, Eure Vorteile sind mit unserem Throne verknüpft. Wenn Ihr die Religion habt zu Boden werfen lassen, werden sich die Arme, deren Ihr Euch bedientet, gegen den Thron und gegen Euch wenden. Ich mache mir nicht viel daraus, gegen Ideen mit Waffen zu kämpfen, die sie nicht treffen. Sehen wir zu, ob der Protestantismus Fortschritte macht, wenn wir ihn sich selbst überlassen. Vor allen Dingen warten wir aber ab, wen der Geist dieser Empörung angreifen wird. Der Admiral – Gott möge ihn in Gnaden aufnehmen – war nicht mein Feind, er schwor mir, die Revolte in den Grenzen der geistlichen Welt zu halten und in dem zeitlichen Königreich einen König als Herrn und unterwürfige Untertanen zu belassen. Meine Herren, wenn die Sache noch in Eurer Macht steht, gebt das Beispiel, helft Eurem Herrscher die Aufwiegler, die uns, den einen wie den anderen, um die Ruhe bringen, niederzuzwingen. Der Krieg beraubt uns alle unserer Einkünfte und ruiniert das Reich. Müde bin ich dieses Zustande« der Wirren und zwar so sehr, daß ich, wenn es durchaus sein muß, meine Mutter opfern will. Ich werde weiter gehen, will Protestanten und Katholiken in gleicher Anzahl bei mir halten und sie unter Ludwigs des Elften Beil stellen, um alle gleichzumachen. Wenn die Herren von Guise eine heilige Union anzetteln, die unsere Krone angreift, soll der Henker sein Geschäft mit ihnen beginnen. Das Unglück meines Volkes habe ich begriffen und bin gewillt, tüchtig mit den Großen aufzuräumen, die unser Reich wahrlich ins Elend stürzen wollen! Ich sorge mich wenig um die Gewissensfrage; fortan will ich ergebene Untertanen, die unter meinem Willen an des Staates Gedeihen arbeiten. Meine Herren, ich gebe Euch zehn Tage Zeit, um mit den Eurigen zu verhandeln, Eure Komplotte zu beendigen und zu mir zurückzukehren, der ich Euer Vater sein will. Wenn Ihr Euch weigert, werdet Ihr große Veränderungen erleben: mit kleinen Leuten werde ich handeln, die auf ein Wort von mir über die Großen herfallen werden. Ein König soll mein Vorbild sein, der seinem Reiche den Frieden zu geben wußte, indem er angesehenere Leute, als Ihr es seid, die ihm Trotz boten, niedermachte. Wenn die katholischen Truppen ausbleiben, habe ich meinen Bruder von Spanien, den ich für die bedrohten Throne zu Hilfe rufen werde; kurz, wenn ich der Diener ermangeln sollte, um meinen Willen auszuführen, werde ich mir den Herzog von Alba leihen.«
»In dem Falle, Sire, würden wir Euren Spaniern die Deutschen entgegenstellen«,
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