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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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gepackt, bringen wir sie Euch zurück.«
    Obwohl ihm der Spaß gefiel, blickte der Kanzler Herrn von Châtillon mit strenger Miene an. In diesem Moment erhoben sich in des Königs Gemach Stimmen. Robertet und der Kanzler, desgleichen die beiden Marschalle traten näher zusammen, handelte es sich doch nicht nur für den König um Leben und Tod; der ganze Hof wußte, welche Gefahr der Kanzler, Katharina und ihre Anhänger liefen. Das Schweigen, das nun entstand, war denn auch tief.
    Ambrosius hatte den König untersucht, der Augenblick schien ihm günstig für seine Operation; wenn sie jetzt nicht sofort vorgenommen wurde, konnte Franz der Zweite von Minute zu Minute sterben. Sobald die Herren von Guise hereingekommen waren, hatte er die Ursachen von des Königs Krankheit auseinandergesetzt, hatte bewiesen, daß er äußersten Falls trepanieren müsse, und erwartete den Befehl der Ärzte.
    »Meines Sohnes Kopf wie ein Brett durchbohren und das mit diesem furchtbaren Instrumente!« schrie Katharina von Medici, »Meister Ambrosius, das werde ich nie und nimmer zugeben.«
    Die Ärzte berieten untereinander; Katharinas Worte aber wurden so laut geäußert, daß sie, ihrer Absicht entsprechend, auch vor der Türe gehört wurden.
    »Aber, Madame, wenn es nur mehr dies einzige Rettungsmittel gibt?« sagte Maria Stuart weinend.
    »Ambrosius,« schrie Katharina, »denkt daran, daß Ihr mir mit Eurem für des Königs Kopf haftet!«
    »Wir widersetzen uns dem Mittel, das Meister Ambrosius zum Vorschlag bringt«, sagten die drei Ärzte. »Man kann den König retten, indem man in des Königs Ohr ein Heilmittel träufelt, das die schlechten Säfte durch den natürlichen Kanal hinausbefördert.«
    Der Großmeister, der Katharinas Gesicht studiert hatte, ging plötzlich zu ihr und führte sie in die Fensternische.
    »Madame,« sagte er zu ihr, »Ihr wollt Eures Kindes Tod, Ihr stimmt mit unseren Feinden überein und das seit Blois. Heute morgen hat der Rat Viole dem Sohne Eures Kürschners gesagt, daß dem Prinzen von Condé der Kopf heruntergehauen würde. Der junge Mann, der während seiner peinlichen Frage jede Verbindung mit dem Prinzen von Condé abgeleugnet hatte, hat ihm ein Lebewohlzeichen zugewinkt, als er vor seinem Gefängnisfenster vorüberging. Mit königlicher Gefühllosigkeit habt Ihr Eurem unglücklichen Mitwisser bei der peinlichen Frage ins Auge geschaut. Heute wollt Ihr Euch der Errettung Eures ältesten Sohnes widersetzen. Ihr macht uns glauben, daß des Dauphins Tod, dem der verstorbene König die Krone aufs Haupt setzte, kein natürlicher gewesen ist und daß Montecuculi Euer ...«
    »Herr Kanzler«, schrie Katharina, auf deren Zeichen hin Frau von Fiesco beide Flügel der Türe aufriß.
    Die Anwesenden sahen nun das Schauspiel im Königsgemach: der kleine König lag fahl da, sein Gesicht war erloschen, die Augen glanzlos, aber er lallte das Wort Maria und hielt der weinenden jungen Königin Hand. Erschrocken über Katharinas Kühnheit war die Herzogin von Guise aufgesprungen. Die beiden lothringischen Prinzen, in gleicher Weise beunruhigt, standen zu Seiten der Königin-Mutter und waren entschlossen, sie von Maillé-Brezé verhaften zu lassen. Der große Ambrosius Paré endlich, dem des Königs Arzt Beistand leistete, hielt seine Instrumente in der Hand und wagte nicht, seine Operation vorzunehmen, für die eine unumschränkte Ruhe ebenso notwendig war wie die Zubilligung der Ärzte.
    »Herr Kanzler,« sagte Katharina, »die Herren von Guise wollen eigenmächtig an des Königs Person eine seltsame Operation vornehmen lassen. Ambrosius bietet sich an, ihm den Kopf zu durchbohren. Ich als Mutter wie als Teilnehmerin des Regentschaftsrates protestiere gegen das, was mir ein Majestätsverbrechen zu sein scheint. Die drei Ärzte sind für eine Einspritzung, die meines Dafürhaltens auch genügt und minder gefährlich ist als das wüste Vorgehen des Ambrosius.«
    Auf diese Worte hin erhob sich ein finsterer Lärm. Der Kardinal ließ den Kanzler eintreten und schloß die Tür.
    »Ich aber bin Reichsverweser,« sagte der Herzog von Guise, »und Ihr werdet wissen, Herr Kanzler, daß Ambrosius, des Königs Chirurg, uns für dessen Leben haftet.«
    »Ach, die Dinge stehen so,« rief der große Ambrosius Paré, »nun gut, jetzt weiß ich, was ich zu tun habe.«
    Er reckte die Hand über das Bett.
    »Dies Lager und der König gehören mir«, fuhr er fort. »Ich werfe mich zum einzigen und einzig verantwortlichen Herren auf,

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