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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Salon durch die große Flügeltür verlassen hatte, erschien ein Wachmann mit einem Tablett.
    „Etwas zu essen“, sagte er unfreundlich. „Bis morgen früh muss es reichen.“
    Dann brummte er, als wäre jedes Wort zu viel: „Sie übernachten hier im Salon. Die Toilette ist vor der Tür rechts.“
    Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal um. „Ach ja, die Toilette wird bewacht.“ Dann verschwand er.
    Das Mahl bestand aus ein paar pappigen Baguettes, die spärlich mit Käse belegt waren. Bedächtig kauten die Freunde darauf herum, dankbar, überhaupt etwas zu bekommen. Am Durchgang war ein neuer Posten aufgezogen. Er beobachtete sie stumm. Aus dem Nachbarraum waren die Geräusche der Überwachungstechnik zu hören. Denise und deren Vater blieben offenbar über Nacht angeschlossen.

DER BERATER
    Der Morgen dämmerte bereits, als mit einem knallenden Geräusch die Flügeltür aufflog. Die Gefährten, die ein wenig geschlummert hatten, schreckten auf. Vier KORE-Kämpfer stürmten in den Salon und postierten sich links und rechts der Türpfosten. Eilig richteten sie sich zu einem Spalier aus, das nach einem kurzen Kommandoruf mit einem Hackenschlag in stummer Habachtstellung erstarrte. Der Mann, der in der Tür auftauchte, war mittelgroß und trug einen unscheinbaren grauen Anzug. Sein Gesicht wirkte übernächtigt und abgespannt. Er überhörte das lautstarke „Achtung!“ des Kommandoführers, übersah die präsentierten Waffen – mit seelensaugenden Inhalatoren kombinierte Laserkanonen – und steuerte in Begleitung Fouchets auf den Durchgang zum Nebenraum zu, in dem Denise und deren Vater lagen.
    „Es gibt erfreuliche Neuigkeiten, Herr Battoni“, sagte Fouchet devot.
    Jetzt erst erkannten die Gefährten den Mann, dessen Bild die Titelseiten aller Gazetten Katharsias schmückte: den frisch entlassenen Präsidentenberater Lorenzo Battoni.
    „Danke, Fouchet, ich kann jetzt gute Nachrichten gebrauchen“, sagte Battoni und sah sich im Salon um. Als sein Blick auf die Gefangenen fiel, verdüsterte sich seine Miene. Er öffnete den Mund, doch ehe er etwas sagen konnte, dienerte Fouchet: „Kommen Sie, Herr Battoni, gehen wir nach nebenan. Dort können wir ungestört sprechen.“
    Die beiden verschwanden im Durchgang, während zwei der Kämpfer von Battonis Vierer-Eskorte den verblüfften Posten, der bisher dort Wache gehalten hatte, beiseite schoben und seinen Platz einnahmen. Achselzuckend trollte sich der Mann durch die Flügeltür, jedoch nicht, ohne den beiden dort Postierten mit erhobenem Mittelfinger seinen Unwillen zu bekunden.
    Es dauerte nicht lange, da tauchte Fouchet auf. Mit hart knallenden Absätzen lief er auf die Gefangenen zu, baute sich vor ihnen auf, federte in seinen Lackschuhen und sagte: „Sie werden ja mitbekommen haben, meine Herren, wer uns hier die Ehre gibt, nicht wahr?“
    Hochmütig ließ er seinen Blick über die Gefährten streifen, dann heftete er seine Augen auf Sando. „Herr Battoni wünscht, dich zu sprechen, Junge.“
    Sando rutschte das Herz in die Hose. Warum ausgerechnet ihn?
    „Also bitte!“, drängte Fouchet.
    „Lassen Sie den Jungen!“, sagte Nabil. „Was kann er schon wissen, er ist neu in Katharsia.“
    „Das überlassen Sie mal Herrn Battoni. Er weiß, was er tut“, wies ihn Fouchet zurecht.
    Sando stand auf. Er hatte keine Wahl. Mit einer seltsamen Leere im Kopf folgte er den adretten Nadelstreifen, die den Anzug Fouchets zierten. Im Durchgang zum Nachbarraum fasste er nach seiner Brust, wo er unter dem Hemd das Medaillon spürte.
    Maria, hilf mir , dachte er.
    Und dann stand er vor Battoni. Der Präsidentenberater saß auf der Kante der Pritsche, auf der Denises Vater lag, und sah dem Bewusstlosen unverwandt ins Gesicht.
    „Er ist also Zeuge der Experimente von Professor Sindelfang. Sehr gut, Merlin. Und Sie konnten ihn eindeutig identifizieren?“
    „Wen? Sindelfang? Ja“, klang Professor Merlins Stimme hinter der Technik hervor. „De Teynacs Erinnerungsbild war erstaunlich klar.“
    „Und ist Sindelfang derjenige, den ich im Verdacht habe?“
    „Er ist es, Herr Battoni, es besteht kein Zweifel.“
    Battoni lächelte still vor sich hin. „Das bricht dem sauberen Herrn das Genick. Ausgezeichnet, Merlin! Ich werde mich bei Gelegenheit erkenntlich zeigen.“
    Jetzt erst schien Battoni Sando zu bemerken.
    „Hallo! Wen haben wir denn da? Wie war doch gleich dein Name, Junge?“
    „Ich glaube, das wissen Sie sehr gut“, sagte Sando störrisch.
    „Na,

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