Katharsia (German Edition)
Ruck, sodass seine schlaff herabhängenden Arme zu baumeln begannen, begleitet von einem verzweifelten Quietschlaut, der nur von der geknebelten Denise stammen konnte.
Plötzlich tauchten Fouchet und Professor Merlin hinter der zertrümmerten Screening-Technik auf. Offenbar waren sie während des Schusswechsels rechtzeitig in Deckung gegangen.
„Battoni hat es erwischt!“, stellte der Professor mit einem kurzen Blick auf den Ex-Präsidentenberater sachlich fest.
„Sind Sie sicher, dass er tot ist?“, fragte Fouchet skeptisch.
Merlin angelte sich einen Arm von Battoni und prüfte dessen Puls. Dass im selben Moment Battonis Seele ihren Körper verließ, konnte nur Sando sehen. Starr wie ein Ballon stieg sie zur Decke auf, offenbar noch unfähig, die Lage zu begreifen, in der sie sich jetzt befand. Sando empfand Genugtuung bei diesem Anblick, denn wer immer sich hinter den beiden kreiselnden Körpern verbarg, Battoni gehörte nicht dazu.
Professor Merlin ließ Battonis Arm achtlos fallen und bemerkte trocken: „Er ist hinüber.“
„Dann kann ich also Vollzug melden.“
Fouchet wirkte sichtlich zufrieden.
„Nicht so voreilig, Herr Fouchet!“, bremste Merlin seinen Eifer. „Vielleicht beehrt uns Battoni gleich wieder …“ Der Professor zeigte auf die beiden Kreisel. „Sehen Sie dort!“
Fouchet starrte entgeistert auf die rotierenden Körper und knirschte ungehalten: „Er muss etwas geahnt haben. Dieser schlaue Fuchs hat sich das Retamin gleich mitgebracht.“
Mit schmalen Augen fixierte er die beiden KORE-Leute, die ihre Waffen im Anschlag hielten, als befürchteten sie, von den entstehenden Wesen angegriffen zu werden. In Fouchets Gesicht arbeitete es. Er öffnete den Mund, um einen Befehl zu erteilen, doch er zögerte, biss sich auf die Lippen.
Sando bemerkte, dass sich die Kämpfer gegenüberstanden, ohne einander sehen zu können, denn die rotierenden Körper zwischen ihnen verdeckten ihnen die Sicht. Es schien, als ahnte keiner der beiden etwas von der Gegenwart des anderen.
Plötzlich begann einer der Kreisel zu trudeln. Seine Geschwindigkeit verringerte sich zusehends. Gleich würde die neue Gestalt zu erkennen sein. In Fouchets Miene trat ein harter Zug. Unvermittelt bellte er seinen Befehl: „Feuer!“
Ein Laserblitz zuckte auf und durchfuhr das werdende Wesen mit einem kurzen, hässlichen Zischen – und auch den KORE-Mann, der dahinter stand, traf der tödliche Strahl.
Der Geruch verbrannten Fleisches breitete sich aus.
Sando stockte das Herz. Am Boden lag Ben, der Junge, so, wie ihn Sando in Jerusalem kennengelernt hatte. Unter der Last des Kämpfers, der auf ihn gefallen war, quollen seine Augen hervor.
Der Knebel in Sandos Mund erstickte sein Schluchzen, verwandelte es in ein dumpfes Würgen. Er rang nach Luft.
Fouchet sprang herbei und schaute dem toten Ben ungläubig ins Gesicht. „Wer ist das, verdammt?“
„Jedenfalls nicht Battoni“, ließ sich Professor Merlin vernehmen.
„Das sehe ich selbst.“
Fouchet fixierte den zweiten Kreisel aufmerksam. Dann befahl er dem Kämpfer, der eben gefeuert hatte: „Vernichten Sie ihn!“
Doch der tat nicht dergleichen. Entgeistert starrte er auf seinen toten Kameraden, als könne er nicht begreifen, was da eben geschehen war.
„Nun machen Sie schon!“, rief Fouchet. „Oder wollen Sie, dass Battoni wieder aufersteht?“
Zögernd hob der Angesprochene die Waffe.
Sando hielt derweil Ausschau nach Bens Seele. Warum, so fragte er sich, war sie noch nicht dem am Boden liegenden Körper entwichen? Lebte Ben etwa noch?
Ein Hauch von Hoffnung wehte ihn an, hieß ihn, in Bens Gesicht nach einem Lebenszeichen zu suchen. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte keinerlei Regung erkennen. Das Schicksal des anderen Kreisels war ihm gleichgültig. Was ging ihn das Wesen an, das da entstand? Es konnte doch nur irgendein KORE-Mann sein, den es während der blinden Schießerei getroffen hatte. Sollten sie sich doch gegenseitig umbringen! Mit grimmiger Genugtuung bemerkte er die Seele Battonis, die hasserfüllten Blickes die Mordbefehle Fouchets vernahm. „Feuer!“, bellte er nun schon zum dritten Mal und seine Stimme begann inzwischen überzuschnappen. „Schieß doch, du Jammerlappen!“
Wütend entriss er dem zögernden Kämpfer die Waffe.
„Was hat man euch eigentlich beigebracht? Eisenhart wollt ihr sein und brecht bei der kleinsten Anforderung zusammen!“
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, legte er an und drückte
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