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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Problem, nicht die Lösung.“
    Der Energiestrom, der Sandos Gedanken in Gleichklang mit denen des Alten gebracht hatte, riss plötzlich ab. Der Junge dachte an Ben. Er gehörte zu dieser Einwanderungskommission. Und für ihn garantierte sie den Frieden in Katharsia. Sie hatten darüber gesprochen und seine Gründe waren für Sando genauso plausibel gewesen wie jetzt die von Jannis. Wer hatte Recht? Konnte es zwei Wahrheiten geben?
    „Und was schlagen Sie vor?“, fragte Sando ernüchtert.
    Der Blick des Alten fixierte jetzt nicht mehr die Zimmerdecke, sondern traf Sando direkt.
    „Wie du dir denken kannst, fordere ich die Auflösung des Hades und freien Zugang nach Katharsia für alle.“
    Diese Forderung kam für Sando nicht überraschend. Jannis der Träumer war bekannt dafür, dass er den Hades bekämpfte.
    „Sie wollen also alle Verbrecher freilassen“, stellte Sando sarkastisch fest.
    Jannis der Träumer ging auf Sandos Ton nicht ein. Sachlich erklärte er: „Auflösung heißt nicht Freilassung. Aber nach und nach sollten die Seelen in Katharsia aufgenommen werden und Aug in Aug mit ihren Opfern ihre Verbrechen sühnen.“
    Sando reagierte mit Skepsis. „So viel Retamin gibt es gar nicht, um das zu verwirklichen.“
    „Irgendwann wird es das geben.“
    Unerschütterliche Zuversicht lag in Jannis’ Stimme.
    „Man nennt Sie Jannis den Träumer …“
    Der Alte nickte und sagte leichthin: „Das ist die schmeichelhafte Version, Junge. Ich habe auch schon Jannis der Spinner gehört. Und manche, die mich hassen, sagen Jannis der Ketzer.“
    „Sind Sie ein Seelenretter?“
    „Im Wortsinn schon. Aber wenn du auf die Geheimorganisation anspielst – damit habe ich nicht das Geringste gemein. Ich will die geordnete Auflösung des Hades, um schwere Konflikte von Katharsia abzuwenden. Die Seelenretter wollen den aufgestauten Hass der Seelen im Hades nutzen, um die Macht über Katharsia zu gewinnen.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“
    Der Alte zögerte einen Moment, bevor er sagte: „Nun, mir ist gegeben, zu sehen, was anderen verborgen bleibt.“
    Sando konnte mit dieser dunklen Andeutung nichts anfangen. „Wie meinen Sie das?“
    Statt einer Antwort legte der Alte seinen Kopf ins Kissen und faltete die Hände über der Brust. Reglos lag er da und Sando sah mit Schrecken, wie das Blut allmählich aus seinem Gesicht wich. Es verfiel zusehends und bald sah Jannis der Träumer aus wie ein aufgebahrter Leichnam.
    „Was ist mit Ihnen?“ Sando griff nach dem Notrufknopf. „Ich hole Hilfe!“
    „Lass es sein!“, zirpte es plötzlich. „Ich brauche keine Hilfe.“
    Die Überraschung warf Sando ins Kissen. Über ihm schwebte die Seele des Alten. Und Sando erkannte sie wieder: Es war die Seele, die er vor wenigen Stunden aus seinem Krankenzimmer vertrieben hatte. Wie konnte das sein? Wie war sie in den Körper des Alten gekommen? Er verstand gar nichts.
    „Es ist seltsam, nicht wahr?“, nahm die Seele seine Gedanken auf. „Aber für mich ist es ein Kinderspiel. Ich verlasse meinen Körper, wann immer ich will, und ich kehre in ihn zurück.“
    Sando war sprachlos. Mit geweiteten Augen verfolgte er, wie die Seele zum Fenster schwebte, um die Lage draußen zu begutachten. Der Lärm der aufgeregten Diskussionen zwischen Reportern und Polizisten hatte sich noch immer nicht gelegt.
    „Sie geben einfach nicht auf“, zirpte Jannis, als er zu Sando zurückkehrte. Doch den Jungen interessierte etwas anderes.
„Warum haben Sie versucht, mein Gespräch mit der Gefahrenabwehr zu belauschen?“
    „Ich war neugierig auf dich. Immerhin warst du daran beteiligt, einen prominenten Seelenretter unschädlich zu machen. Leider haben die Leute der Gefahrenabwehr nicht begriffen, was in dir steckt.“
    „Sie haben mir nicht geglaubt.“
    „Kleingeister! Kein Wunder, dass Katharsia vor die Hunde geht“, zirpte Jannis verächtlich.
    „Wer weiß eigentlich von Ihrer Fähigkeit, den Körper nach Belieben zu verlassen?“, wollte Sando wissen.
    „Niemand. Das ist mein Geheimnis.“
    „Und warum haben Sie es mir verraten?“
    „Ich möchte, dass du mir vertraust. Und außerdem“, Jannis sah Sando aufmerksam an, „würdest du als Auvisor über kurz oder lang sowieso dahinterkommen.“
    Sando stutzte. „Über kurz oder lang? Meinen Sie, wir sehen uns außerhalb dieses Krankenhauses wieder?“
    „Davon bin ich überzeugt. Du mit deinen Fähigkeiten … Eines Tages wirst du an meiner Seite sein.“
    „Wie meinen Sie

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