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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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sich scherenförmig kreuzten. Die breite Öffnung darüber mutete an wie ein weit aufgesperrtes Maul, so groß, dass es die widerspenstigen Wasserpflanzen des Sees mit Leichtigkeit verschlingen würde.
    Der Riesenkrebs platschte ins Wasser, erreichte den steil abfallenden Untergrund und verschwand kopfüber im See. Sando betrachtete fasziniert die gischtgekrönten Wellen, die das abgetauchte Monster nach sich zog.
    Dessen Heißhunger war groß. Wenige Minuten später schon hatte es sich den Bauch vollgestopft. Mit tropfendem Maul, aus dem noch grüne Fäden hingen, kroch es behäbig wieder heraus, um sich mit einem satten Aufbrüllen des Motors am Strand auszuruhen. Inzwischen hatte der Helikopter seine Position wieder eingenommen. Ein Boot fuhr hinaus. Es hatte diesmal nur einen Taucher an Bord. Der Koordinator mit dem Funkgerät machte einen ausgeglichenen Eindruck. Ruhig gab er seine Anweisungen. „Jetzt kann nichts mehr schiefgehen“, frohlockte Sando.
    Die Gefährten beobachteten, wie sich der Taucher rücklings aus dem Boot fallen ließ.
    Die Wellen, die sein Eintauchen verursachte, waren noch nicht abgeklungen, als er auch schon wieder an der Oberfläche erschien. Er hob seine Hand, zwischen den Fingern einen kleinen Gegenstand. Sando sprang vor Freude auf. Jubelte. Umarmte seine Gefährten.
    „Abbruch!“, hörte er den Koordinator rufen.
    Der Hubschrauber schwenkte ab. Das Boot mit dem Taucher nahm Kurs auf den Strand. Nachdem er seinen letzten Befehl erteilt hatte, kam der Mann mit dem Funkgerät auf Sando und seine Gefährten zu.
    Als er heran war, sagte er beherrscht: „Es war eine Uhr.“
    Sandos Freude gefror augenblicklich. „Wie bitte?“
    „Eine alte verrostete Armbanduhr.“
    Mehr sagte der Uniformierte nicht. Er wandte sich um und ging davon, als wollte er mit denen, die diese überflüssige Großaktion ausgelöst hatten, nichts zu tun haben.
    „Aber …“ Sando verstand die Welt nicht mehr. „Es muss im See sein! Ich habe es doch gehört!“
    „Gehört?“, fragte Gregor.
    „Ja, sie haben mir die Augen zugedrückt. Ich sollte nicht sehen, wohin Lemming das Medaillon wirft. Aber ich habe gehört, wie es ins Wasser gefallen ist.“
    „Aha“, sagte Gregor sarkastisch.
    „Was soll denn das heißen?!“, rief Sando aufgebracht.
    „Es könnte auch ein Stein gewesen sein, den er geworfen hat.“
    Sando wurde blass.
    „Wie es aussieht, wollte dein alter Freund Lemming nur erreichen, dass du in den See steigst“, sagte Gregor. „Er wusste von den Schlingpflanzen. Dein Tod wäre ein netter Unfall gewesen.“
    „Und das Medaillon?“
    Sandos Magen krampfte sich zusammen.
    „Das wird er wohl mitgenommen haben. Vielleicht wusste er, was es damit auf sich hat.“
    Gregor sprach aus, was Sando am meisten befürchtet hatte. Mit hängenden Schultern stand er bei seinen Gefährten, die ebenso ratlos waren wie er. Stumm beobachteten sie die Einsatzkräfte, die ihre Ausrüstung wieder in den Fahrzeugen verstauten. Es wirkte auf sie wie ein trauriger Rückzug nach verlorener Schlacht.
    „Kommen Sie! Wir haben hier nichts mehr zu tun“, sagte Meyer und stapfte los.
    Niedergeschlagen folgen ihm die Gefährten. Sie drängten sich wortlos in das enge Mobil, mit dem sie gekommen waren, ein rotgrüner Bodengleiter der Gefahrenabwehr. Zu viert saßen sie auf der Rückbank wie Sardinen in der Dose. Bequemer war es vorn im Cockpit, doch das beanspruchten die beiden Wachleute.
    Sie reihten sich mit dem Mobil ein in die Kolonne von Gleitern, Transportern und Kettenfahrzeugen, die nun den Strand verließ. Es ging nur schleppend voran. Der ganze Tross schien wie gelähmt von dem unglücklichen Ausgang der Aktion. Der Weg war schmal, ein Überholen nicht möglich.
    Mit einem Fluggleiter wären wir jetzt besser dran , dachte Sando, der am Fenster saß und stumm nach draußen blickte. Er fühlte sich elend. Wie ein Versager. Ein Stein! Einen gewöhnlichen Stein hatte Lemming ins Wasser geworfen. Warum war er nicht selbst darauf gekommen?
    Das plötzliche Aufblitzen eines Warnlichtes riss ihn aus seinen trüben Gedanken. Sirenensignale gellten ihm in den Ohren. Was war los? Das Tempo der Kolonne vor ihnen erhöhte sich spürbar.
    „Kann mir mal jemand verraten, was das für ein Alarm ist?“, erkundigte sich Grieseke über Funk.
    Aus dem Lautsprecher der Bordanlage antwortete eine Stimme: „Du musst dein Gerät schon auf Empfang stellen, wenn du etwas mitbekommen willst, Kollege!“
    „Es war auf Empfang. Was

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