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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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endlich!“
    Ben fuhr sich nervös mit dem Mittelfinger über die Augenbraue.
    Sando bemerkte die Geste, die ihm auf besondere Weise vertraut war. Und endlich fasste er Mut und begann zu erzählen.
    Einmal angefangen, redete er sich alles von der Seele. Er redete neben Ben am Boden sitzend. Er redete, während sie aufstanden und in einen Wagen der Gefahrenabwehr stiegen. Er redete während der Fahrt zum Quartier. Und seinem Gefährten blieb beim Zuhören hin und wieder die Luft weg.
    Am Ende hatte Ben die Lösung: Sie würden die Gefahrenabwehr informieren. So ein Gegenstand musste doch zu finden sein im See.

DIE SUCHE
    Es war ein Großaufgebot, mit dem die Gefahrenabwehr am nächsten Tag dem See zu Leibe rückte. Unter der Aufsicht von Meyer und Grieseke stand Sando mit seinen Gefährten am Strand und beobachtete, wie Taucher in ihre Spezialanzüge stiegen. Boote lagen bereit. Hoch über der Uferzone kreisten Engel. Sie schirmten die Gegend vor Fluggleitern neugieriger Reporter ab, mit deren Auftauchen man bei einer solchen Aktion rechnen musste. Über der Wasserfläche hing ein Helikopter. Zwischen seinen Spinnenbeinen erkannte Sando einen Parabolspiegel, der auf den Bereich gerichtet war, wo das Medaillon liegen musste.
    „Das Ortungssystem ist hochempfindlich. Es kann kleinste Mengen Metall aufspüren“, erklärte Meyer und schloss seine Lederjacke, denn vom See her wehte heftig der Rotorwind. „Wenn das Medaillon dort drin ist, finden sie es auch.“
    Dankbar sah ihn der Junge an. Gestern noch hatten ihm Meyer und Grieseke Standpauken wegen seines heimlichen Verschwindens gehalten, doch heute war alles vergessen. Auch mit seinen Gefährten war er im Reinen. Sie hatten es ihm sogar noch leichter gemacht als die Wachleute und ihn ohne ein Wort des Vorwurfes in die Arme geschlossen. Jetzt fühlte er sich unbeschwert wie lange nicht. Neugierig verfolgte er das Schauspiel am See, das in wenigen Augenblicken den Hühnergott zutage fördern würde. Eben bestiegen unförmige Taucher mit Glaskugelköpfen die Boote.
    „Hat der Helikopter etwas geortet?“, fragte Sando.
    „Es sieht ganz danach aus.“
    Die Boote fuhren auf den See hinaus, dorthin, wo der Rotorwind des Helikopters das Wasser peitschte. Die Taucher ließen sich rücklings ins Wasser fallen.
    „Warum gehen gleich mehrere Taucher hinunter? Das Medaillon ist doch leicht.“ Sandos gespannter Aufmerksamkeit entging nichts, zu sehr ersehnte er den Moment, da eine Hand das blitzende Kleinod aus dem Wasser streckte.
    „Gute Frage“, sagte Grieseke. „Dort ist einer, der es wissen müsste.“
    Er ging auf einen Uniformierten zu, der mit weit ausladenden Armbewegungen und einem kleinen Handfunkgerät, in das er hin und wieder hineinrief, die Aktion vom Ufer aus leitete. Als Grieseke ihn ansprach, reagierte er ungehalten.
    Lief etwas schief? Sando tauschte besorgte Blicke mit Ben, Gregor und Nabil.
    Der Wachmann kehrte kopfschüttelnd zurück. „Wichtigtuer!“, war sein einziger Kommentar.
    „Was war denn los? Warum war er so außer sich?“
    „Keine Ahnung. Er hat irgendwas von Urwald geschrien oder Dickicht.“
    „Die Wasserpflanzen!“, sagte Sando. „Sie stehen dort unglaublich dicht. Ich wäre beinahe darin hängen geblieben.“
    Vom Helikopter aus wurde ein Seil heruntergelassen. Einer der Taucher ergriff das Ende und verschwand damit unter der Wasseroberfläche. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf und gab ein Zeichen. Das Seil straffte sich. Der Helikopter stieg langsam höher. Plötzlich kam ein dickes grünes Paket ans Tageslicht. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte Sando, dass es ein mit Schlingpflanzen behangener Taucher war.
    „Pause!“, schrie der Koordinator aufgebracht in sein Gerät. „Wir warten auf das Rodungsgerät!“
    Der Helikopter drehte in Richtung Strand und setzte den Taucher, der hilflos in seinen grünen Fesseln hing, behutsam im Sand ab. Sando blickte entgeistert drein.
    „Keine Angst, es wird schon“, tröstete ihn Meyer. „Sie haben dein Medaillon geortet. Nur die Bergung scheint sich ein wenig schwierig zu gestalten.“
    Die erzwungene Pause nutzten die Gefährten für ein kleines Picknick. Sie setzten sich im Kreis um ein kleines Tuch. Meyer und Grieseke hatten vorsorglich belegte Brote eingepackt.
    Es dauerte nicht lange, da näherte sich lautes Motorengeräusch. Sie sahen sich um und erkannten ein schweres Kettenfahrzeug, das sich über den Strand wälzte. An dessen Frontseite blitzten lange Messer, die

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