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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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stichelte Gregor. „Einen Vergnügungspark so zu bekämpfen …“
    Ben ging großzügig darüber hinweg. Sando hatte schon befürchtet, er würde den christlichen Gregor darauf hinweisen, dass fanatische Kreuzritter zu ganz anderem imstande gewesen waren, als Löcher in die Erde zu sprengen. Aber heute schien er friedlich gestimmt zu sein.
    Sicher ist es die Vorfreude auf die Begegnung mit Fatima , dachte Sando und er wünschte ihm von Herzen, dass sie tatsächlich die lange gesuchte Djamila war.
    Wenige Augenblicke später, die Baustelle mit dem Krater war längst hinter dem Horizont verschwunden, bremste der Gleiter ab und kam in der Luft zum Stehen. Sie hatten das Anwesen Doktor Fasins erreicht. Unter ihnen lag das Schloss in dem ausgedehnten Grün, das fast bis zum Horizont reichte. Sando wusste von seinem ersten Besuch hier, dass diese Oase von einer sechs Meter hohen Mauer umgeben war. Vom Gleiter aus erschien sie in der Ferne nur als zarte Trennlinie zwischen dem satten Grün, das im Inneren des Anwesens vorherrschte, und dem Ziegelrot der kargen Außenwelt.
    Wenigstens hier werden wir sicher sein , dachte Sando, der schon mit Grauen an seinen Einsatz im Hades dachte.
    Senkrecht wie ein Hubschrauber begann das Flugmobil zu sinken. Die freundliche Schlossfassade wuchs und wuchs, bis deren spitze Türme in den Himmel spießten. Schließlich verharrte der Gleiter, ohne auch nur einen Grashalm zu krümmen, wenige Zentimeter über dem akkurat geschnittenen Rasen, der zum weitläufigen Eingangsbereich des Schlosses gehörte.
    Doktor Fasin eilte ihnen entgegen. „Herzlich willkommen! Es ist mir eine Freude, Sie als Abgesandte des Präsidenten in meinem bescheidenen Anwesen begrüßen zu dürfen.“
    Er breitete die Arme aus und schaute sie alle der Reihe nach an, bis sein Blick an Massef hängen blieb.
    „Verzeihung, halten Sie mich nicht für unhöflich, aber Ihr Name ist mir nicht gegenwärtig. Dabei kommt mir Ihr Gesicht bekannt vor. Bitte helfen Sie mir.“
    „Sie täuschen sich nicht“, erklärte Massef. „Wir sind uns schon mehrfach begegnet. Mein Name ist Massef. Als Journalist der ,Makala Press‘ kreuze ich regelmäßig die Wege der ortsansässigen Größen.“
    Doktor Fasin ging ein Licht auf. „Richtig, daher kenne ich Sie! Und da Sie hier mit erscheinen, gehe ich wohl recht in der Annahme, dass Sie seinerzeit Sando und dessen Gefährten bei der Flucht aus Makala behilflich waren?“
    Massef sagte betont bescheiden: „So ist es.“
    „Na, dann auch Ihnen ein herzliches Willkommen, Herr Massef. Mein Haus steht Ihnen zur Verfügung.“
    „Verzeihen Sie, leider muss ich Ihre freundliche Einladung abschlagen“, erwiderte nun Massef. „Ich werde mein Quartier nicht bei Ihnen nehmen. Da mich die Öffentlichkeit nicht mit diesem Fall in Verbindung bringt, kann ich ohne Bedenken meiner Arbeit nachgehen und in meinem eigenen Haus wohnen.“
    „Schade“, sagte Doktor Fasin und wies auf sein herrschaftliches Anwesen. „Ich bin mir sicher, Ihnen entgeht etwas. Aber zu einem kleinen Begrüßungsmahl werden Sie doch bleiben, nicht wahr?“
    Massef nahm die Einladung an und Doktor Fasin bat sie alle ins Schloss.
    „Lassen Sie das Gepäck im Gleiter. Kazim wird sich darum kümmern“, sagte er im Gehen. „Kennst du ihn noch, Sando?“
    „Natürlich, Ihr treuer Diener“, antwortete Sando, der sich noch sehr gut an das korrekte und zuverlässige Wunschwesen des Doktors erinnerte.
    „Er ist mir mehr als ein Diener, eher ein guter Freund“, berichtigte ihn Doktor Fasin.
    Auf dem Weg zum Schloss hörte Sando das gleiche Geräusch, das er bei seinem ersten Aufenthalt für ein Grillenzirpen gehalten hatte. Jetzt wusste er es besser: Hier irgendwo musste es viele Seelen geben.
    Er sah sich um, woher das Geräusch kommen könnte.
    „Hörst du die Seelen?“ Doktor Fasin nahm Sando beinahe väterlich am Arm. „Bitte beschreibe mir, wie sie klingen.“
    „Na ja … es ist wie das Zirpen von Grillen.“
    „Grillenzirpen … Interessant … Da bin ich ein Leben lang Seelenarzt und habe es noch nie hören können. Weißt du, Sando, ich betreibe hier ein Warteheim für Seelen. Dort im rechten Flügel des Schlosses habe ich sie untergebracht und ich glaube, dass es ihnen bei mir sehr gut geht. Besser wäre es freilich“, ergänzte er mit einer Miene des Bedauerns, „wir könnten ihnen Retamin zur Verfügung stellen.“
    Dann schaute er Sando verschmitzt an. „Schön, dich bei mir zu haben, Junge! Du kannst

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