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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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man einen Freund gewinnt.
    Doch dann eine Störung. Hinter Sando ging die Tür. Jemand trat leise ins Zimmer. Sando atmete tief ein und drehte sich um. Fatima stand vor ihm.
    „Ich wollte dich nicht stören. Bitte spiel weiter!“
    „Ich weiß nicht. Ich muss mich erst an den Flügel gewöhnen.“
    „Gefällt er dir?“
    „Er ist besser als ich.“
    Fatima trat näher. „Ich habe die Musik gehört und wusste, dass du es bist. Hier spielt niemand sonst Klavier.“
    Sando fühlte, wie die Verlegenheit ihn packte, und er sagte burschikos: „Musik? Na ja … sagen wir mal: Geklimper.“
    Fatima stützte sich mit dem Ellbogen auf den Flügel. „Ich habe gehofft, du spielst mir etwas vor.“
    „Heute noch nicht“, sagte Sando bestimmt. „Ich habe lange nicht gespielt.“
    „Schade.“
    Die Enttäuschung in Fatimas Stimme war nicht zu überhören.
    „Ich habe sogar Noten hier“, sagte Sando und stellte die Chopinausgabe auf das Pult. „Lass mir noch ein paar Tage Zeit, dann bin ich so weit.“
    Er schlug die Noten auf, doch die Seiten erwiesen sich als widerspenstig, blieben nicht so liegen, wie Sando es wünschte. Ihm fiel der Seldschukendolch ein, der schwer genug war, die Seiten niederzuhalten. Kurzerhand kramte er ihn aus seinem Gepäck hervor und legte ihn quer vor die Noten auf das Pult.
    Jetzt erst bemerkte er, dass Fatima wie angewurzelt dastand und auf den Dolch starrte.
    „Was ist denn?“, fragte Sando.
    Fatima schreckte auf, als erwache sie aus einem Traum.
    „Ach … nichts … Man bildet sich manchmal so Sachen ein …“
    „Was für Sachen?“
    „Na ja … dieses schmucke Messer … Ich weiß nicht …“
    Alles in Sando spannte sich. „Was ist damit?“, fragte er.
    „Wenn ich das wüsste … Ich komme mir so albern vor … Du musst mich für hysterisch halten … Ich habe dir schon von meinem Albtraum erzählt … und jetzt das!“
    Fatimas Blick war nach wie vor auf den Dolch gerichtet.
    „Komm, sag schon!“
    „Aber du darfst mich nicht auslachen.“
    „Versprochen“, sagte er und sie gestand: „Das Messer macht mir Angst.“
    „Hast du es schon einmal gesehen?“
    „Nicht, dass ich wüsste …“
    „Fatima“, sagte Sando entschlossen, „es ist Zeit, dass ich dir einen meiner Freunde vorstelle. Er hat den ganzen Tag gehofft, dich zu treffen.“
    „Warum?“
    „Er meint, dich schon sehr lange zu kennen.“
    „Ach so?“
    Sando bot Fatima einen der drei Sessel an, die um einen kleinen Tisch gruppiert waren, ging zum Zimmertelefon und wählte Bens Nummer. Nachdem er ihn gebeten hatte, wegen einer wichtigen Angelegenheit zu kommen, nahm er den Dolch an sich und setzte sich zu Fatima.
    „Ben also …“, sagte sie, mit Unbehagen das Messer betrachtend. „Woher will er mich denn kennen?“
    „Aus Jerusalem.“
    „Das kann nicht sein. Ich war nie in Jerusalem.“
    Sando legte die Waffe auf den Tisch.
    „Ich weiß nicht …“, sagte er unbestimmt.
    Es klopfte. Ben steckte den Kopf zur Tür herein und seine Augen weiteten sich, als er erkannte, wer dort bei Sando saß. Ohne den Blick von Fatima zu wenden, schloss er leise die Tür. Langsam trat er näher, als befürchtete er, Fatima wäre ein schreckhafter Geist, der sich bei einer zu heftigen Bewegung in Luft auflösen könnte.
    „Djamila“, sagte er, als er bei ihr stand. „Ich habe dich lange gesucht.“
    „Djamila? Warum nennst du mich so? Ich heiße Fatima.“ Unsicher sah sie Sando an. „Wenn er nicht dein Freund wäre, würde ich denken, er weiß nicht, was er sagt.“
    „Ich weiß sehr gut, was ich …“, hob Ben an, doch Sando unterbrach ihn.
    „Komm, setz dich erst mal, Ben!“
    Wortlos kam Ben der Aufforderung nach. Man sah ihm an, dass ihm das Herz bis zum Halse klopfte. Seine Augen glühten Fatima an und sie wusste nicht recht, wie sie sich dazu verhalten sollte.
    „Also, Fatima“, begann Sando, „dies ist mein Freund Ben. Er kennt eine Geschichte, in der eine junge Frau namens Djamila, er selbst und auch dieser Dolch eine Rolle spielen. Wie du schon bemerkt hast, ist Ben aus bestimmten Gründen der Meinung, dass du diese Djamila bist.“
    Fatima schüttelte den Kopf, doch Sando ließ sich nicht beirren. „Ich schlage vor, du hörst dir die Geschichte erst einmal an, Fatima. Danach kannst du immer noch entscheiden, ob sie etwas mit dir zu tun hat oder nicht. Einverstanden?“
    Zögernd stimmte Fatima zu und mit einem dankbaren Seitenblick auf Sando begann Ben zu erzählen: „Die Geschichte spielte

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