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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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gemeint“, brummelte Nabil, dem das Ganze offensichtlich peinlich war.
    „Diplomatie ist nicht seine Stärke“, sagte Ben noch mit einem gewinnenden Lächeln und Doktor Fasins Miene hellte sich wieder auf.
    „Schon in Ordnung. Es handelt sich übrigens nur um eine kleine Baumaßnahme, die Jamal al Din für mich erledigt. Ich will nur, dass es den Seelen in meinem Warteheim an nichts fehlt.“
    Während dieser kleinen Irritation hatten sie einen Gang durchquert und betraten nun einen prächtigen Salon, in dem sie eine reichhaltig gedeckte Tafel erwartete.
    Der Hausherr bat sie alle, Platz zu nehmen. In einer kurzen Rede brachte er noch einmal seine Bewunderung für den Mut zum Ausdruck, mit dem seine Gäste dem KORE getrotzt hatten. Er hätte Vitellis Sendung und die Berichterstattung in den Medien aufmerksam verfolgt und fände es höchst bedauerlich, dass ihnen der Key auf so unglückliche Weise abhanden gekommen sei. Nachdem er seiner Hoffnung Ausdruck verliehen hatte, dass dieser sicher bald wieder auftauchen würde, hob er das Glas und forderte seine Gäste auf, es sich wohlergehen zu lassen.
    Beim Essen entspann sich ein gelöstes Gespräch, unbeschwert von allen Problemen, die sie nach Makala geführt hatten. Nur Ben wirkte ein wenig nervös. Jedes Mal, wenn sich die Tür des Salons öffnete und Bedienstete Nachschub hereinschleppten, blickte er hoffnungsvoll auf. Und jedes Mal stand ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, wenn es wieder nicht Djamila war, die in der Tür erschien.
    Nach dem Essen verabschiedete sich Massef. Er hatte jedoch noch eine kleine Überraschung parat: „Übermorgen veranstaltet meine Zeitung einen Presseball. Klein, aber fein. Herr Doktor Fasin, Sie haben die Einladung ja bereits erhalten.“
    „So ist es“, bestätigte der Doktor.
    „Nun“, eröffnete ihnen Massef mit einem hintergründigen Lächeln, „ich habe meinem Chef vorgeschlagen, als besonderen Höhepunkt auch die Herren Hakim, Wendelin, Gordon und Rachid einzuladen.“
    Ben machte ein besorgtes Gesicht. „Hast du ihm etwa verraten, dass wir in Makala sind?“
    „Natürlich nicht. Seit dem Treff mit dem Präsidenten vermuten alle, dass ihr euch jenseits des Großen Teiches aufhaltet. Ich werde es so aussehen lassen, als wärt ihr extra aus New York eingeflogen. Wenn ihr einverstanden seid …“
    „Und die Sicherheit?“
    „Es ist eine gut abgeschirmte, geschlossene Veranstaltung. Und ihr kommt als Überraschungsgäste. Mit Ausnahme meines Chefs wird niemand zuvor erfahren, dass ihr dabei sein werdet.“
    „Klingt gut. Endlich mal wieder unter Leute!“, brummte Nabil.
    „Ist auch dieser Baumensch, dieser Jamal al Din, eingeladen?“, fragte Sando mit Herzklopfen.
    „Selbstverständlich.“ Massef grinste. „Und seine Partnerin wird ihn begleiten.“
    „Also, Sando, wenn du mir versprichst, keine Dummheiten zu machen, bin ich dafür, teilzunehmen“, sagte Ben.
    „Ich verspreche es“, erklärte Sando mit belegter Stimme.
    „Fein“, freute sich Massef. „Mein Chef wird Augen machen. Er hielt es für ausgeschlossen, eine solche Prominenz für seinen Presseball zu bekommen. Nun, dann werde ich alles Nötige veranlassen.“
    Er eilte davon, wollte schnell in die Redaktion. Den Übrigen wurden die Zimmer gezeigt, die man für sie vorbereitet hatte und in denen schon ihr Gepäck auf sie wartete.
    Als Sando das großzügige Appartement betrat, das ihm zugedacht war, fiel sein erster Blick auf einen Flügel. Er jubelte. Was für ein Instrument! Kein gewöhnliches Klavier, sondern ein ausgewachsener Konzertflügel! Auch ein Stapel Noten lag bereit. Darunter sogar Stücke von Chopin.
    Liebevoll strich Sando über den makellosen schwarzen Lack des Flügels, öffnete die Klappe, um die Tasten zu befühlen. Dort fand er einen Zettel mit den Worten: „Gegen Trauer und Verzweiflung, Samuel Wanderer!“
    Ihm scheint wirklich daran gelegen zu sein, dass es mir hier gut geht , dachte Sando dankbar.
    Er setzte sich, schlug die ersten Töne an und lauschte ihnen nach. Es folgten Tonleitern, ein paar Intervalle, eine kleine Melodie. Seine Finger waren noch ziemlich steif, doch Sando störte sich nicht daran. Er genoss den Klang des Flügels.
    Dann begann er mit einem leichten Stück – eines, das er im Schlaf beherrschte. Er spielte es ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Es fing an zu fließen, wurde Musik. Es war ein wunderbares Gefühl, sich behutsam an das Instrument heranzutasten, es für sich zu gewinnen, so, wie

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