Katharsia (German Edition)
dir nicht vorstellen, wie gespannt ich auf die Zusammenarbeit mit einem echten Auvisor bin.“
Sando stutzte.
„Zusammenarbeit? Aber … ich weiß nicht, was Ihnen Präsident Wanderer gesagt hat … Ich bin jedoch nicht hier, um in Ihrem Warteheim zu arbeiten …“
Jetzt war es Doktor Fasin, der verblüfft war.
„Natürlich nicht. Mir ist klar, dass du im Hades nach dem Rechten schauen sollst. Aber du scheinst nicht zu wissen, dass wir das gemeinsam tun werden.“
Sando traute seinen Ohren nicht. „Wir gehen gemeinsam in den Hades?“
Die Überraschung war Samuel Wanderer gelungen. Die beste Nachricht hatte er Sando vorenthalten. Und jetzt, kurz vor seinem ersten Einsatz, wirkte sie doppelt stark. Von Sando fiel eine zentnerschwere Last ab. Mit Doktor Fasin an der Seite würde alles nur halb so schlimm werden.
Inzwischen hatte der Doktor mit seinen Gästen die Schlosstreppe erreicht. Ein Mann mit Aktenmappe kam ihnen entgegen. Sando wusste sofort, wer das war, obwohl er ihn nur ein einziges Mal auf einem Foto gesehen hatte, einem Foto, das Sando nie würde vergessen können, weil es Maria zeigte, die diesen Herrn, hochgewachsen, schwarzhaarig und gutaussehend, verliebt anblickte: Jamal al Din, der Bauherr des künftigen Vergnügungsparks. Mit lässiger Eleganz schlakste er die Treppe hinab und steuerte auf Doktor Fasin zu.
„Warten Sie bitte einen kleinen Moment!“, sagte der Doktor zu seinen Gästen, eilte Jamal al Din treppauf entgegen und zog ihn zur Seite an die Brüstung. Dort holte der Unternehmer eine Zeichnung aus der Mappe, auf der Sando aus der Entfernung eine Figur erkannte, die wie eine Sonne mit fünf Strahlen aussah.
Die Männer wechselten ein paar Worte. Dann lief Jamal al Din weiter abwärts auf die Gruppe der Wartenden zu, während Doktor Fasin von oben seinen Gästen winkte, ihm zu folgen. Sie betraten die Treppe und der elegante Bauunternehmer kreuzte ihren Weg, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Sando konnte nicht an sich halten.
„Wie geht es Maria, Herr Jamal al Din?“, fragte er in den Rücken des Mannes hinein.
Der Angesprochene verhielt seinen Schritt, wandte sich um.
„Hast du mit mir gesprochen, Junge?“
„Ja. Ich habe gefragt, wie es Maria geht.“
Jamal al Din zuckte die Achseln. „Ich kenne keine Maria – außer der Mutter des Propheten Jesus natürlich …“
Sando verdrehte die Augen. „Ich meine …“
Inzwischen war Ben bei Sando. „Lass das!“, zischte er erbost.
Jamal al Din schaute Sando irritiert an. „Was meinst du?“
Sando winkte ab. „Ach, nichts.“
„Verzeihen Sie … eine Verwechslung“, setzte Ben freundlich hinzu und zog Sando weiter.
Oben auf der Treppe wartete Doktor Fasin auf sie.
„Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Alles in Ordnung“, antwortete Sando nicht sehr überzeugend.
Der Doktor sah ihn fragend an und Sando druckste: „Es ist nur … Dieser Jamal al Din … er lebt mit Maria.“
„Das ist nicht ganz richtig“, entgegnete Doktor Fasin sanft und dennoch bestimmt. „Er lebt mit der Frau, die du für Maria hältst.“
„Ich bin mir ganz sicher, dass sie es ist!“
„Ach, Sando, ich verstehe ja deinen Kummer.“ Fasin sah ihm in die Augen. „Doch auch wenn es dich schmerzt, muss ich dir sagen, dass Jamal al Dins Freundin, die nicht Maria, sondern Callista heißt, mit dem jungen Mann sehr glücklich ist.“
Sando sagte darauf nichts. Es schmerzte ihn tatsächlich.
„Weniger Glück hat Herr Jamal al Din leider mit seinem Bauvorhaben“, wandte sich Doktor Fasin nun an die Gruppe, während er voranging und durch die einladend geöffneten Türflügel das Hauptgebäude des Schlosses betrat. „Sein Vergnügungspark … Es ist eine Katastrophe. Sie haben sicher von dem Anschlag gehört.“
„Er wird es schon verkraften“, brummte Nabil, der den Bau des Vergnügungsparks rundweg ablehnte. „Es ist sicher nicht sein einziges Projekt. Sie machen ja offenbar auch Geschäfte mit ihm.“
Der Doktor runzelte die Stirn.
Ben warf Nabil einen vernichtenden Blick zu und versuchte, die Situation zu retten: „Bitte, Herr Doktor, nehmen Sie es ihm nicht krumm. Er gehört zu denen, die dem Bauvorhaben von Jamal al Din kritisch gegenüberstehen. Nicht ganz unberechtigt, wie ich meine …“ Und an Nabil gewandt setzte er hinzu: „Man sollte aber deshalb nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und jeden angreifen, der irgendetwas mit Herrn Jamal al Din zu tun hat.“
„Verzeihung, ich hab es ja nicht so
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