Katharsia (German Edition)
ist richtig“, übersetzte Sando die Worte Battonis. „Das werden die Verräter auch büßen.“
„Wie wollen Sie das anstellen? Als Seele?“
„Ihnen fehlt es an Fantasie, mein Herr. Solange man nicht in Zufriedenheit vergeht und ganz verschwindet aus Katharsia, ist man vorhanden, nicht wahr? Ob als Seele oder als Körper – das spielt keine Rolle. Und alles, was vorhanden ist, kann Probleme bereiten. Sie wissen das sehr gut, meine Herren. Wenn eine Seele nichts bewirken könnte, wären Sie dann hier? Noch dazu in diesem lächerlichen Aufzug?“
Sando hatte Mühe, die Gedankenkette richtig wiederzugeben.
Der Offizier nahm Battonis Tiraden mit stoischer Gelassenheit hin. „Professor Merlin und Fouchet waren recht gesprächig. Dank ihrer Hilfe konnten wir etliche wichtige Vertreter Ihrer Organisation dingfest machen.“
Sando war überrascht. Er hatte von solchen Verhaftungen nach dem Brainscreening nichts gehört. War es nur eine Behauptung, um Battoni aus der Reserve zu locken?
„Oh, geschickt eingefädelt, mein Herr!“, zirpte Battoni nun süßlich. „Ich gebe zu, ein solcher Verrat würde durchaus zu Merlin und Fouchet passen. Der Haken ist nur: Sie können nichts verraten haben. Merlin mag ja eine Kapazität als Mediziner sein, in unserer Organisation aber ist er eine Null. Und Fouchet, diese Ratte, stand nur knapp über ihm. Das heißt, von der Führungsebene hatten beide keinen blassen Schimmer.“
Nachdem er auf diese Weise klargestellt hatte, dass man ihn nicht so leicht hinters Licht führen konnte, bemerkte er eitel: „Was die Führung der Geheimorganisation betrifft, sind Sie bei mir schon an der richtigen Adresse. Leider werden Sie von mir nichts erfahren. Ich bin kein Verräter.“
Als Samuel Wanderer dies hörte, konnte er nicht an sich halten. „Sie haben sogar den Präsidenten verraten, Herr Battoni!“
„Sie nennen es Verrat, aber für mich war es ein ehrenhaftes Mittel im Kampf gegen Ihr Unrechtsregime, Herr Präsident.“
Wanderer sah man es unter seiner Haube an, welche Kraft es ihn kostete, nichts zu erwidern. Er machte dem Offizier ein Zeichen, mit der Vernehmung fortzufahren.
„Gut, Namen wollen Sie also keine nennen. Aber was sind Ihre Ziele?“
„Da fragen Sie noch? Wir wollen an die Macht. Wir stehen für ein starkes Katharsia ohne Einwanderer und für Gerechtigkeit bei der Retaminverteilung. Die Menschen draußen beginnen das zu begreifen.“
Wieder regte sich der Präsident auf seinem Stuhl, wollte widersprechen, doch er winkte ab. „Da ist jede Debatte sinnlos“, murmelte er kopfschüttelnd.
Der Offizier fragte weiter: „Wie wollen Sie die Ziele erreichen?“
„Tja, mein Herr, das ist nun wieder geheim.“
Sando gewann den Eindruck, Battoni machte sich über die Vernehmung lustig. Dem Offizier ging es offenbar ebenso, denn er begann zu drohen.
„Herr Battoni, es liegt bei Ihnen, ob Sie in den Hades kommen oder nicht.“
Die Seele antwortete prompt: „Sehen Sie, das ist es, wogegen wir kämpfen. Sie glauben, Probleme wegsperren zu können. Aber das ist ein Irrtum.“
Der Vernehmer merkte auf, als er die Übersetzung hörte. „Heißt das, Ihre Aktionen konzentrieren sich auf den Hades?“
Sando registrierte, dass Battoni, der sonst immer sehr rasch und überaus schlagfertig geantwortet hatte, diesmal einen Moment zögerte.
„Nein, wir sind überall aktiv, wie Sie inzwischen vielleicht bemerkt haben“, antwortete er dann hochmütig.
Der Offizier stand von seinem Stuhl auf.
„Lassen wir es gut sein, Herr Battoni. Sie wollen nicht kooperieren. Was das für Sie bedeutet, werden Sie noch erfahren.“
Auch Wanderer und Sando hatten sich erhoben. Sie traten den Rückweg an. Sando war froh, den lästigen Anzug wieder loszuwerden.
Als sie die Schleuse verlassen hatten, sagte der Offizier: „Das Verhör hätten wir uns sparen können.“
Sie durchquerten die luxuriös ausgestatteten Räume des Appartements in Richtung Ausgang.
„Ein Mal war Battoni unsicher“, sagte Sando. „Als es um Aktionen der Seelenretter im Hades ging.“
Wanderer nickte. „Das bestärkt mich in der Absicht, dich im Hades einzusetzen, Sando. Viel haben wir freilich nicht in der Hand.“
Sando seufzte und der Präsident sagte zum Trost: „Aber ein gutes Quartier haben wir für dich und deine Gefährten schon gefunden. Es liegt außerhalb von Makala, ist sicher und sehr großzügig. Es wird dir gefallen.“
„So etwas gibt es dort?“, fragte Sando skeptisch.
„Ja,
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