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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Einfluss hat. Wir werden den Präsidenten davon unterrichten.“
    „Richtig“, stimmte Sando zu, tief in seinem Innern die Furcht vergrabend, dass Wanderer bereits geschlagen sein könnte. Den Grundriss des Hades vor Augen, klickte er auf den Druckbefehl.
    „Was ist das für eine Karte, Sando?“, wollte Gregor wissen.
    „Sie reicht von Makala bis zu den schwarzen Bergen.“ Sando musste die Stimme heben, weil der Drucker geräuschvoll zu arbeiten anfing. „Könnt ihr Maßstäbe umrechnen?“
    „Maßstäbe? Was ist das?“, fragte Nabil und auch Gregor musste passen.
    „Zu unserer Zeit haben wir so etwas nicht gelernt“, gestanden sie kleinlaut.
    Sando grinste. „Wenn ich so überheblich wie der Doktor wäre, würde ich jetzt sagen: Mit euch ist es wie im Mittelalter.“
    „Zum Glück bist du es nicht“, brummte Nabil versöhnlich.
    Nun bemühte sich Sando, die Karte auseinanderzufalten, in der Enge der Kammer ein beinahe aussichtsloses Unterfangen. Nabil und Gregor griffen helfend ein, was nicht unbedingt zur Beschleunigung der Angelegenheit beitrug. Am Ende presste Sando gemeinsam mit Gregor vierhändig die widerspenstige Karte gegen die Wand und forderte Nabil auf, ihm die Klebestreifen zu reichen, die in der Schublade des Computertisches lagen. Daraufhin bildete sich ein Menschenknäuel, das sich nur mit Ächzen und Schnaufen wieder entwirrte. Im Ergebnis hing die Karte gebändigt und glattgestrichen da. Sando betrachtete zufrieden das Werk, langte aus dem Drucker das Blatt mit dem Grundriss des Hades und brachte es neben der Karte an. Jetzt brauchte er noch Lineal und Bleistift. Da er die Hände inzwischen frei hatte, holte er die Utensilien selbst. Dann fing er an zu messen und zu rechnen. Strich für Strich übertrug er den Grundriss des Hades im richtigen Maßstab auf die Karte. Sein Kopf rauchte von der vielen Rechnerei. Er brabbelte vor sich hin, kritzelte ganze Schmierblätter mit Zahlen voll, während Nabil und Gregor ihn ehrfürchtig anstarrten und kaum wagten, laut zu atmen. Sando konzentrierte sich vor allem auf die beiden verlängerten Gänge des Hades. Inzwischen war er so weit, den ersten, Trakt D, einzeichnen zu können. Er setzte den Bleistift an und zog eine lange Linie.
    „Das wäre also erst einmal die Richtung, in welche dieser Trakt verläuft“, kommentierte er.
    „Er führt direkt auf Makala zu“, stellte Gregor interessiert fest.
    „Ja. Aber die Frage ist, wie weit er tatsächlich reicht.“
    Von einem der Schmierblätter las Sando die Länge des Tunnels ab, die er errechnet hatte, und markierte dessen Endpunkt auf der Karte. Auf den ersten Blick wurde klar: Der Tunnel reichte weit über die verbotene Zone hinaus!
    „Seht mal, wo Trakt D endet!“, sagte Sando. „An einer Straße kurz vor Makala.“
    Nabil beugte sich vor, um die Karte besser studieren zu können. „Und was sagt uns das?“, fragte er.
    „Keine Ahnung. Dort am Endpunkt ist … genau genommen nichts.“
    Sando war enttäuscht, dass nach so viel Mühe nicht mehr herausgekommen war.
    Vom Gang her drangen Stimmen herein. Die schmale Wand neben der Tür bestand – wie alle Innenwände dieses Gebäudes – aus Glas, sodass Nabil hinausspähen konnte. Diese Bauweise gestattete natürlich auch umgekehrt den Blick in ihr Büro. Jeder konnte sehen, was sie trieben, wenn nicht gerade ein Riese wie Nabil den Blick versperrte.
    „Siehst du jemanden?“, fragte Gregor.
    „Ja, Direktor Kamlan ist auf dem Gang“, raunte Nabil. „Er sprüht wieder vor Leutseligkeit.“
    Das Palaver draußen währte etliche Minuten und hielt die Gefährten in Alarmstimmung. Sando dachte besorgt: Der Präsident hat also noch nichts gegen Kamlan unternommen. Vielleicht ein schlechtes Zeichen für die Lage in New York?
    Als sich die Stimmen endlich wieder entfernten, meldete Nabil erleichtert: „Er steigt in den Fahrstuhl.“
    Sie wandten ihre Aufmerksamkeit wieder der Karte zu.
    „Wie alt ist sie?“, fragte Gregor.
    Sando bückte sich nach der Legende am unteren Rand.
    „Nicht sehr alt. Zwei Jahre.“
    Jetzt schaute sich Gregor den markierten Endpunkt des Traktes D aus der Nähe an.
    „Also … da ist etwas“, eröffnete er seinen Gefährten nach eingehender Betrachtung. „Es ist nur nicht eingezeichnet.“
    „Warum sollte etwas nicht eingezeichnet sein? Die Karte ist sehr detailliert.“
    „Weil es noch im Bau ist, Sando. An diesem Punkt befindet sich der künftige Vergnügungspark des Herrn Jamal al Din.“
    Sando pfiff

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