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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Mühe, sich nicht zu übergeben. Die Fahrt kam ihm unendlich lang vor und das Bremsen machte es nicht besser. Als die Türen sich wieder öffneten, stürzte Sando keuchend aus dem Fahrstuhl. Erst allmählich gewahrte er im trüben Licht nackter Glühlampen, dass sie sich in einem Gang befanden, der aus vergitterten Zellen bestand. Sie waren voll besetzt mit Gefangenen, die ihnen etwas zuriefen. Vor allem Fragen. Nach Tag und Stunde, nach Neuigkeiten von draußen, nach ihren Namen und dem Grund ihres Hierseins. Von sich sagten die Häftlinge nichts, doch ihre Stimmen sprachen Bände über die Qualen, die sie hier im Bauch der Erde in der Gewalt des KORE zu erleiden hatten.
    Ein Schlüssel rasselte in einem Schloss. Sie wurden in eine Zelle geschoben. Sando gewahrte eine Gestalt, die reglos auf einer Pritsche lag.
    Gregor näherte sich ihr.
    „Ben!“ Er kniete nieder, hob dessen Kopf ein wenig. Daraufhin folgte ein leises Stöhnen. „Was haben sie mit dir gemacht?“
    Die Gittertür fiel krachend ins Schloss. Dann die Stimme eines Wachmanns: „Wir gewähren euch die Gnade einer gemeinsamen Haft. Verscherzt euch das nicht!“
    Nach diesem Warnruf entfernten sich seine Schritte.

DER PRÄSIDENT
    Ben befand sich in einem besorgniserregenden Zustand. Die KORE-Schergen hatten ihn gefoltert. Ein nachlässig angelegter, blutdurchtränkter Verband um seine Stirn deutete auf eine klaffende Kopfwunde hin. Das Gesicht war geschwollen, die Oberlippe aufgeplatzt. Der Körper glühte vor Hitze. Den schwer verständlichen Sätzen nach, die Ben unter Mühen hervorgebracht hatte, war er unmittelbar nach seinem Telefonat mit Denise vom Presseball weg verschleppt worden. Deren Warnung vor Doktor Fasin hatte er folglich nicht mehr weitergeben können. Damit war klar, dass der Doktor gelogen hatte mit der Behauptung, Ben sei bei einem Kollegen der Einwanderungskommission untergekommen.
    Ben stöhnte vor Schmerz. Gregor zog ein Taschentuch hervor und sah sich in der Zelle um. Gern hätte er ihm mit der Kühle eines feuchten Lappens etwas Linderung verschafft, doch einen Wasserhahn gab es nicht, nur eine nackte Kloschüssel, in der eine stinkende Brühe stand. Sando wies wortlos auf den grob behauenen Fels, der die Rückwand der Zelle bildete. Er schimmerte vor Nässe. Gregor nickte, befeuchtete das Taschentuch und legte es vorsichtig auf Bens Schwellungen.
    „Warum haben sie dich gefoltert, Ben?“, fragte er.
    „Sie wollten … den Code“, hauchte Ben mühsam.
    „Den Code?“ Gregor verstand nicht.
    Sando hockte sich neben ihn.
    „Meinst du den Aktivierungscode für den Key? Haben sie gedacht, dass du ihn kennst?“
    Ben nickte, dankbar, nicht sprechen zu müssen.
    Gregor schaute nachdenklich drein.
    „Es macht mich stutzig, dass sie so scharf darauf sind“, sagte er schließlich.
    Nabil, der schon seit geraumer Zeit auf einer Pritsche liegend zur blechbeschlagenen Decke starrte, brummte: „Warum sollten sie nicht scharf auf den Code sein? Sie haben den Key.“
    Gregor verdrehte die Augen. „Das weiß ich doch! Aber ohne die passende Syntheseanlage ist er nutzlos.“
    Er stand auf, um das Tuch an der nassen Felswand wieder abzukühlen.
    Sando, weiterhin bei Ben hockend, fragte: „Willst du damit andeuten, dass sie eine solche Anlage besitzen und ihnen zur Retaminproduktion nur noch der Code fehlt?“
    „Warum nicht?“ Gregor legte das frische Tuch auf Bens Gesicht. „Ich traue es ihnen zu. Wer heimlich eine solche Festung bauen kann, für den dürfte auch eine Synthesefabrik kein Problem sein.“
    Sando seufzte. „Na, das sind ja schöne Aussichten.“
    Ihm wurde Angst und Bange bei der Vorstellung, die Seelenretter könnten eines Tages Retamin produzieren. Und als ihm einfiel, dass sie ja nur ihn, Sando, fragen mussten, um an den Code zu kommen, ging es ihm noch schlechter. Einer Folter, befürchtete er, würde er nicht standhalten. Sie würden erfahren, dass einfaches Sirenengeheul genügte, um den Key zu aktivieren. Sando hoffte inständig, nicht in die gleiche Situation zu geraten wie Ben.
    Im Gang schepperte es blechern. Die Gefangenen in den anderen Zellen wurden unruhig. Flehende Laute hallten durch den Trakt. Ein servierwagenähnliches Gestell mit dampfenden Essnäpfen und einem Stapel Trinkbecher rollte in Sandos Blickfeld. Es folgte der Wärter, der den Wagen schob. Vor der Zelle machte er halt und klapperte mit dem Schlüssel.
    Endlich etwas zu essen! Der Anblick der Näpfe erinnerte Sando daran, wie hungrig er

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