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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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gepflegten Allee dem Barockschloss des Doktors zustrebte, realisierten Sando, Gregor und Nabil, dass sie seit Tagen schon in der Höhle des Löwen gesessen hatten.
    Nun wurden sie von den Ereignissen überrollt.
    „Geleitschutz!“
    Ein knapper Befehl des Doktors.
    Kurz darauf rauschten ihnen, schwer mit den Flügeln schlagend, schwarze Engel entgegen, weiße Buchstaben auf der gepanzerten Brust: KORE. Über dem Mobil wendeten sie und schwenkten auf dessen Kurs ein. Wenig später erreichte die unheimliche Phalanx den Schlosshof. Mit einem sanften Schlingern stoppte der Gleiter vor der Freitreppe. Die hektisch flatternden Flügel der landenden Eskorte wirbelten gehörig Staub auf.
    „Notfalloption aus!“
    Die Türentriegelung klackte. Das Schutzglas gab die Armaturen wieder frei.
    „Na, dann wollen wir mal!“, rief Doktor Fasin fröhlich.
    Einer der Elitekämpfer sprang herbei. Doch erst nach der Meldung der Automatik „Notfalloption deaktiviert!“ ließ sich die Tür öffnen.
    Kurz darauf standen die drei gefesselt beieinander, umringt von KORE-Kämpfern, die ihre Waffen in Anschlag hielten.
    „Was soll mit ihnen geschehen, Herr Präsident?“
    Sando stutzte. Hatte der KORE-Mann wirklich „Präsident“ gesagt?
    „Sicherheitsverwahrung!“ Mit dieser knappen Anweisung machte Doktor Fasin auf dem Absatz kehrt und schritt, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, durch die salutierende Truppe davon.
    Als er außer Sichtweite war, kam Bewegung in die Schar der Bewaffneten. Unsanft schleppten sie die Gefangenen zum Fuß der Freitreppe und befahlen ihnen, sich mit dem Blick in Richtung Schlosshof aufzustellen. Vor ihnen lag der weitläufige Rasen, in dessen Mitte der geheimnisvolle Brunnen stand.
    Was haben die Wachen vor , fragte sich Sando. Warum führen sie uns nicht ins Schloss?
    Wie zur Antwort erschütterte ein tiefes Ächzen die Erde. Die gesamte Rasenfläche geriet in Bewegung.
    Sando hätte meinen können, unter Halluzinationen zu leiden, starrten nicht auch Gregor und Nabil entgeistert auf das, was nun mit dem Schlosshof geschah: Langsam fuhr die Wiese mit dem Brunnen in die Höhe, wurde zur großflächigen Bühne. Die Seitenbegrenzung, die sich kreischend aus der Erde schob, glänzte wie Metall. Bald war Sando zu klein, um noch auf den Rasen schauen zu können. Doch das Wachsen hielt an. Die Erde gebar einen stählernen Berg, dessen steil aufragende Hänge mit mächtigen Eisentoren bestückt waren.
    Erschüttert schaute Sando in die Höhe. Die Rasenfläche, das begriff er jetzt, war das Dach einer Festung – der Festung Makala!
    „Da staunst du, was? Durch das Rasendach sind wir aus der Luft unsichtbar.“ Der KORE-Mann, der dies gesagt hatte, stieß Sando in Richtung eines der Tore, das sich rasselnd öffnete.
    „Genug geschaut! Vorwärts!“
    In der stählernen Festung ging es hektisch zu wie in einem Ameisenhaufen. Panzer, Raketenwerfer und andere schwere Gefechtsfahrzeuge wurden von brüllenden Einweisern in Reih und Glied aufgestellt. Noch war Platz in der Halle unter dem Rasendach, doch eine Reihe von Lastenaufzügen spuckte unaufhörlich neue, waffenstarrende Gefährte aus, die irgendwo in der Tiefe der Anlage geschlummert haben mussten. Nun schien der Tag ihres Einsatzes angebrochen zu sein.
    „Was ist hier los?“, schrie Sando seinem Bewacher zu.
    „Mobilmachung!“, kam es zurück.
    Stolz lag in seiner Stimme, Angriffslust. Wie lange mochte der Mann hier in dieser unterirdischen Anlage, fern vom Tageslicht, zugebracht haben, dass er diesem Tag so entgegenfieberte? Sando schaute dem Kämpfer in das blasse Gesicht und spürte plötzlich einen schmerzhaften Stoß in die Rippen.
    „Weiter! Bilde dir nur nichts ein, Bürschchen!“
    Der Wachmann vergalt seinen Anfall von Weichheit mit übertriebener Heftigkeit.
    Sando trabte los. Seinen Gefährten nach. Doch auch ohne sie schien der Weg klar. Ein schmaler, mit gelber Farbe gekennzeichneter Fußgängerstreifen war der Pfad durch das brüllende Inferno. Gern hätte er sich die Ohren zugehalten, aber seine Handschellen verhinderten dies.
    An einem Personenlift in der Mitte der Halle traf er seine Gefährten wieder. Hier mündete auch eine kleine stählerne Wendeltreppe, die von oben kam. Sando schaute hinauf. Er vermutete, dass die Treppe zu dem Brunnen auf dem Rasendach führte, war sich aber nicht sicher.
    Die Lifttüren öffneten sich. Sie stiegen ein und der Fahrstuhl sauste wie ein Geschoss in die Tiefe. Sandos Magen hob sich. Er hatte

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