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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Sando hart gegen seinen Rücken schleuderte.
    „Was war denn das?“, fragte er konsterniert.
    Sando informierte ihn knapp: „Es sind Seelen unterwegs. Sie befallen die schutzlosen Wachen.“
    Mike Lemming verstand die Welt nicht mehr.
    „Aber ich denke, Doktor Fasin hat die Seelen im Griff?“
    „Nicht die, die durch den Laserbeschuss zufällig freikommen. Der Doktor und Wolfenhagen konnten offenbar nicht den ganzen Hades manipulieren.“
    Lemming blickte sich furchtsam um, sah den Widerschein der unablässig zuckenden Blitze auf den Hallenwänden. Lauschte auf das anschwellende Geschrei. Und auch in Sando kroch die Angst hoch. Ihnen dämmerte, dass bald schon der gesamte Hades betroffen sein konnte. Die zufällig freigekommenen Seelen hatten einen Rachefeldzug gegen ihre Bewacher angetreten und mit jedem sinnlosen Schuss, den diese aus ihren Lasergewehren abgaben, mit jeder reißenden Kokonwand kamen weitere hinzu. Es war wie ein Lauffeuer, das sich durch den Hades fraß. Und es gab nichts, was es noch aufhalten konnte. „Fahr zum Trakt E!“, rief Sando aus einer plötzlichen Eingebung heraus. „Vielleicht schaffen wir es bis zur Syntheseanlage …“
    Er lotste Lemming zum Eingang des Traktes. Noch herrschte Ruhe darin, doch das Inferno, das bereits in der Zentralhalle tobte, würde sich bald in alle Tunnelstränge hinein ausbreiten.
    Ohne weitere Zeit zu vergeuden, jagte Lemming die Maschine in den Trakt hinein. Er duckte sich tief, um möglichen Angriffen keine Fläche zu bieten. Auch Sando zog den Kopf zwischen die Schultern, damit sein Umhang aus Echsenhaut möglichst viel von seinem Körper bedeckte. Sie fuhren auf einen schwerbewaffneten Posten zu, der ihnen freundlich zuwinkte zum Zeichen, dass sie passieren durften.
    „Halt an! Wir müssen ihn warnen!“, schrie Sando. Daraufhin stoppte Mike mit quietschenden Bremsen die Maschine. „Haben Sie einen Schutzanzug bei sich?“, fragte er atemlos. „Ziehen Sie ihn sofort an! Es sind rachelüsterne Seelen unterwegs.“
    „Moment mal …“, antwortete der Posten langsam. „Wie kommen Sie darauf, dass ich einen Schutzanzug bei mir haben könnte.“
    „Ich wollte Sie nur warnen“, versetzte Mike und machte Anstalten, loszufahren.
    Doch der Posten verstellte ihm den Weg.
    „Wer sind Sie überhaupt?“ Misstrauisch beäugte er die silbernen Kombis.
    Mike wurde nervös, denn hinter ihnen blitzte es bereits im Tunnel.
    „Es gibt eine Anweisung, sich vor Seelen zu schützen“, behauptete er. „Aber wenn Sie darauf verzichten wollen, ist es Ihre Sache. Und jetzt lassen Sie mich weiterfahren!“
    „Blödsinn“, blaffte der Posten. „Es sind keine Seelen unterwegs. Oder hören Sie etwa eine Sirene?“
    Sie verloren wertvolle Zeit. Sando drehte sich um. Erste Seelen schwebten heran, kreisten nun über ihnen und schienen die Lage zu sondieren.
    „Sie kommen!“, rief er.
    Der Posten trat einen halben Schritt beiseite, um an Mike vorbei in den Tunnel sehen zu können.
    „Ich sehe nieman…“
    In diesem Moment erfolgte der Angriff. Mehrere Seelen gleichzeitig drangen auf ihn ein. Er verdrehte die Augen, seine Glieder zuckten. Ein Laserblitz ging los, riss ein Loch in eine Zellenwand, ein zweiter Schuss traf die Windschutzscheibe des Motorrades. Zischend brannten sich die zurückgeworfenen Strahlen durch die umliegenden Zellenwände.
    „Fahr los!“, schrie Sando und klammerte sich an Lemming fest.
    Reifen kreischten. Die MATMAN beschleunigte.
    Kurz darauf ein weiterer Posten. Lemming hob die Hand zum Gruß und raste an ihm vorüber. Und auch bei den folgenden Wachen nahm er kein Quäntchen vom Gas weg. Nur weiter! Sie zu warnen, war vertane Zeit! Bald blinkte vor ihnen ein Silbermond, die Kokonwand der Schleuse, die zu dem neu vorgetriebenen Tunnelabschnitt führte. Dahinter gab es noch keine mit Seelen besetzten Zellen. Sando hoffte inständig, dass der Kokonvorhang unbeschädigt war. Dann würden sie hinter der Schleuse gefahrlos weiterfahren können.
    Der verheißungsvoll schimmernde Mond war zu einem großen Torbogen gewachsen. Die MATMAN schnurrte darauf zu.
    Ein Blitz von vorn. Rings um Sando und Mike schmorten Kokonwände.
    „Wer schießt dort?“, schrie Mike. „Wir haben doch ein Kreuz am Motorrad!“
    „Vielleicht deshalb?! Halt an!“
    Lemming bremste, sprang ab und bezog flach auf dem Boden Stellung, die Waffe im Anschlag. Sando warf sich neben ihn und streckte schützend den Umhang aus Echsenhaut vor.
    „Nicht schießen, Mike!“,

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