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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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raunte er. „Der Vorhang darf nicht beschädigt werden.“
    „Du hast gut reden! Sollen wir uns einfach so abknallen lassen?“ Er schaute durch das Zielfernrohr. „Ich sehe nur einen einzigen Mann. Er trägt einen Schutzanzug. Den puste ich weg!“
    „Nein, wir verhandeln! Das ist jemand, der sich den Seelen Doktor Fasins entziehen konnte.“
    „Ein Feind des Doktors also!“ Lemming entsicherte die Waffe.
    „Hör auf, Mike!“, rief Sando. „Wir müssen durch diesen Vorhang dort – und zwar ohne ihn kaputt zu machen, sonst sind die rachedurstigen Seelen, die hier durch die Gänge spuken, in Kürze im Synthesewerk!“
    Lemming lenkte ein. „Also gut … Versuch dein Glück!“, knurrte er.
    Sando hob vorsichtig den Kopf. „Hallo? Lassen Sie uns durch!“, rief er laut. „Wir werden verfolgt wie Sie!“
    „Ihr tragt das Kreuz, ihr Hunde!“ Ein Blitz zuckte auf und traf die Echsenhaut. Sando konnte den durchgebrannten Kokon um sie herum riechen. Der Trakt füllte sich langsam mit Seelen.
    „Das Kreuz ist nur Tarnung!“, rief Sando verzweifelt. „Hören Sie auf zu schießen, Sie zerstören die Zellen! Hier schwirren schon überall Seelen herum.“
    „Woher willst du das wissen? Es geht keine Sirene!“
    Sando entschloss sich nun, sich zu erkennen zu geben.
    „Ich bin der Auvisor.“
    „Ach so?“, kam es höhnisch zurück. „Und was willst du hier?“
    „Ich kenne einen Fluchtweg aus dem Hades. Dazu muss ich durch die Schleuse hinter Ihnen!“
    „Du lügst! Es gibt hier keinen Weg heraus!“
    „Doch, über die Baustelle! Lassen Sie uns durch und wir nehmen Sie mit.“
    Lemming sah Sando bedient an und murrte: „Davon war aber nicht die Rede.“
    Nach einer kurzen Bedenkzeit entschied der Schütze am Vorhang: „Einverstanden! Schiebt das Motorrad hierher! Wenn ihr fahrt, schieße ich!“
    Ohne Weiteres stand Sando auf, ging zur Maschine. Lemming wartete kurz und folgte ihm dann kopfschüttelnd.
    „So ein Leichtsinn!“, maulte er.
    „Der Mann will auch hier raus“, erwiderte Sando. „Er wird nicht seine Retter angreifen.“ Lemming biss in den sauren Apfel und schob sein „Baby“, umkreist von Dutzenden lauernden Seelen, ächzend auf die Schleuse zu. Sando hörte das Wispern der schwebenden Geister und in dem Durcheinander der zirpenden Stimmen gab es ein Wort, das immer wiederkehrte: Ausgang … Ausgang … Ausgang … Und während er neben dem keuchenden Lemming einherstapfte, begriff er, dass es eine Riesendummheit gewesen war, den Mann am Vorhang lautstark über einen Ausgang aus dem Hades zu informieren. Die Seelen würden nun alles daran setzen, ihnen zu folgen, um in die Freiheit zu gelangen.
    Sie näherten sich der Schleuse. Es war tatsächlich ein einzelner Wachmann, der sie mit vorgehaltenem Lasergewehr empfing. Neben ihm stand ein Seelensauger. Sicher war er mit dem Gerät in einer Zelle gewesen, während Doktor Fasins Seelen die Wachmannschaften überfallen und manipuliert hatten. Irgendwie musste er Wind bekommen haben von dem mörderischen Treiben seiner umgepolten, weißbekreuzten Kollegen und er hatte sich hier verschanzt ohne die Hoffnung, jemals wieder aus dem Hades herauszukommen.
    Als er Sandos ansichtig wurde, ließ er erleichtert die Waffe sinken. „Tatsächlich, der Auvisor! Ich erkenne dich wieder. Dann lasst uns keine Zeit verlieren!“
    Er griff nach dem Vorhang und wollte ihn anheben, um Mike mit dem Motorrad durchzulassen.
    Doch Sando hielt ihn zurück. „Es wimmelt nur so von Seelen hier. Ist die Schleuse noch intakt?“
    „Bis jetzt ja. Es befanden sich Gestelle unter den Vorhängen. Ich habe aber die Schleuse wieder vorschriftsmäßig abgedichtet.“
    „Sehr gut.“
    Sando nahm sich den Sauger, verfolgte mit seinen Blicken die Seelen, die sie immer zahlreicher und mit zunehmender Aggressivität umschwebten, und schaltete das Gerät ein. Die ungeordnete Horde ging panikartig auf Abstand.
    „Jetzt!“, rief Sando.
    Der Wachmann hob den Vorhang und Mike Lemming schob die MATMAN eilig in die Schleuse. Sando folgte ihnen rückwärts gehend und wachte mit Argusaugen über den Schwarm.
    Die Seelen wurden immer nervöser. Sie spürten, dass die Chance, hindurchzuschlüpfen, mit jeder Sekunde geringer wurde. Schließlich besiegte ihr Drang nach Freiheit die Furcht vor dem Sauggerät. Wie ein entfesselter Sturm stürzten sie los, drängten ohne Rücksicht auf Verluste auf die verheißungsvolle Öffnung zu.
    Sando hielt mitten hinein in die wimmelnden

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