Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
Vom Netzwerk:
Augen immer wieder nach hinten gerichtet.
    Die Dichte des Laserfeuers nahm zu. Sando, wieder kauernd in seinem Sitz, hörte ein leises Sirren. Vorsichtig schaute er zum Himmel auf. Er kannte dieses Geräusch. Es stammte von einem Kampfhubschrauber. Er musste ganz in der Nähe sein.
    Doch zunächst sah er einen Engel, dann einen zweiten. Geräuschlos glitten sie dahin, die Waffen auf die Echse gerichtet.
    Ihre Telleraugen! Ihnen entging nichts.
    Sando fröstelte. Jetzt flog auch der Hubschrauber in das Sichtfeld des Jungen. Wie es schien, planten Piloten und Engel einen gemeinsamen Angriff.
    Dreht wieder ab , bangte Sando. Lasst es sein! Doch sie eröffneten das Feuer. Gleichzeitig. Und gleichzeitig gerieten sie ins Trudeln.
    Ein gefundenes Fressen für das Untier. Drei Mal schnellte seine Zunge vor, pickte die fallenden Körper aus der Luft wie Fliegen. Sando hüllte sich fest in seinen Überwurf.
    Die grausige Szene schien den Zorn der Angreifer anzustacheln. Unzählige Blitze zuckten. Die Echse bekam eine Aura wie von einem Strahlenkranz. Sando wusste: Jeder Strahl bedeutete einen Tod. Die Echse hinterließ eine Spur der Vernichtung in den Reihen der Gefahrenabwehr. Und Sando sehnte das Ende herbei.
    Endlich sah er die Mauern des Anwesens von Doktor Fasin und erleichtert stellte er fest, dass das Chamäleon unverdrossen darauf zustürmte.
    Die Befestigung schien zum Greifen nahe, da stoppte das Tier unvermittelt. Sando wurde von seinem Sitz geschleudert, schlitterte über die Plattform und blieb an dem gelb-rot geflammten Hornschild hängen. Benommen richtete er sich auf und sah, wie das Tier seinen massigen Kopf den Kämpfern Wolfenhagens zuwandte. Wieder ließ es ein Knurren hören, dass sein Rumpf erbebte. Dann schoss die Zunge aus seinem Maul hervor und schlug eine Schneise in die geschlossene Formation. Die Truppe versuchte, sich geordnet zurückzuziehen, wurde jedoch aufgehalten von den Laserwaffen der verbliebenen Kräfte der Gefahrenabwehr. Der bunte Haufen sah sich umzingelt und eröffnete das Feuer in alle Richtungen: Maschinengewehre und Vorderlader, Revolver und Armbrüste, Panzerfäuste und Steinschleudern schickten ihre todbringenden Sendboten aus.
    Die glänzenden Schuppen halfen der Echse diesmal nicht. Für Gewehrkugeln und Panzerfaustgranaten gab es keine reflektierenden Spiegel. Die archaischen Geschosse rissen die Haut des Tieres in Fetzen, sprengten Fleischbrocken heraus. Blut spritzte bis hoch zur Plattform, wo sich Sando flach hingeworfen hatte neben den fassungslosen Führer, der seine Echse für unverwundbar gehalten hatte.
    Das Chamäleon verkaufte sein Leben teuer, schickte noch ein ums andere Mal seine Zunge aus, lichtete die Reihen seiner Schlächter, bevor es quälend langsam mit knickenden Säulenbeinen gegen die Mauer kippte, die Doktor Fasins Anwesen umgab. Unter dem Gewicht des Monsters riss das Bollwerk mit einem bösen Knirschen und stürzte dann polternd ein.
    Sando krallte sich an seinem Sitz fest, um nicht abzurutschen von der blutbeschmierten Plattform, die im Verlauf des Sturzes immer mehr zur Steilwand wurde. Doch beim Aufprall des Echsenkörpers lösten sich die Hände des Jungen und er schrammte an der Schuppenhaut entlang ein Dutzend Meter in die Tiefe.

DAS BANKETT
    Sando landete in einem hartblättrigen Strauch, dessen brechende Äste seinen Sturz abfederten. Glücklicherweise hatten der Überwurf aus Echsenhaut und der Kugelhelm auf seinem Kopf verhindert, dass sich Dornen und spitze Aststümpfe in seinen Körper bohrten. Nun lag er rücklings im Gestrüpp und sah den Sternenhimmel, durch den wieder und wieder Blitze zuckten. Gedämpft vom zerfleischten Körper der Echse, der sich wie ein Berg neben ihm erhob, drangen die Geräusche der tobenden Schlacht an sein Ohr.
    „Du hattest unverschämtes Glück, Hasenscharte!“, zirpte es an seinem Ohr. „Dein Echsenführer ist nicht so weich gefallen.“
    Sando hob den Kopf. Auf der harten Erde neben dem Strauch sah er im Licht der Sterne eine reglose Gestalt liegen.
    „Ist er tot?“
    „Ja, seine Seele ist bereits auf und davon.“
    Sando seufzte, tastete vorsichtig nach stärkeren Zweigen. Er brauchte einen Halt, um sich aufzurichten. Doch so behutsam er auch vorging, immer wieder stachen ihm Dornen in die Hände. Es kostete ihn etliche Schmerzensschreie und Flüche, ehe es ihm gelang, sich aus dem widerspenstigen Gestrüpp zu befreien. Als er endlich auf festem Boden stand, drängte ihn Lemming, ihm zu

Weitere Kostenlose Bücher