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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Blitzen, tastete es mit den Telleraugen den Horizont ab. Ein dumpfes Knurren kam aus der Tiefe seines Leibes. Es mutete an wie das Grollen eines Vulkans.
    „He jap!“, schrie der Echsenführer aus voller Kehle. Und noch einmal: „He jap!“
    Das Knurren verstummte. Langsam senkte das Chamäleon seinen Kopf. Eines der Augen erfasste die Winzlinge zu seinen Füßen, während das andere weiter den Horizont musterte.
    Nachdem der Führer ein drittes Mal seinen Ruf ausgestoßen hatte, quoll aus dem Maul die Zunge, behäbig langsam und riesig wie ein Basilisk. Sie schlang sich gleichzeitig um Sando und den Führer. Der Druck, mit dem sie aneinandergepresst wurden, nahm ihnen fast den Atem. Sie verloren den Boden unter den Füßen und wenig später setzte sie das Ungeheuer in luftiger Höhe auf seinem Kopf ab.
    „Wahnsinn! Es ist unglaublich!“, zirpte es an Sandos Ohr.
    Lemming war zurück und schien von dem ungewöhnlichen Vorgang so beeindruckt zu sein, dass er über die erfolglose Retaminsuche keine Silbe verlor. Sando, darum bemüht, nicht über die beweglichen Spiegelschuppen zu stolpern, stakte vorsichtig dem Führer nach, der irgendwo auf dem Rücken der Echse verschwunden war. Nachdem der Junge drei der hoch aufragenden, gelb-rot geflammten Rückenschilde, die dieser Spezies das Furcht einflößende Aussehen eines Drachen verliehen, passiert hatte, stieß er in der Lücke vor dem vierten auf eine kleine Plattform. Darauf befand sich eine Reihe mit Echsenhaut bespannter Sitze. Hier hatte sich der Führer niedergelassen. Unverwandt schaute er zum flackernden Horizont. Sando setzte sich neben ihn und stellte fest, dass von hier oben aus nicht nur der Widerschein der Blitze zu sehen war. In der untergehenden Sonne zeichneten sich klein, aber sehr deutlich die Umrisse zweier weiterer Echsen ab, die sich behäbig fortbewegten und das Laserfeuer auf sich zogen.
    „He jap!“, hörte der Junge den Führer neben sich brüllen.
    Die Echse hob den Kopf, als lauschte sie.
    „Voooran!“
    Langsam setzte sich der Koloss in Bewegung. Der Führer hüllte seinen Kopf nun wieder in die spitze Kapuze ein.
    „Dann auf ins Getümmel!“, sagte er kampfeslustig.
    Sando hätte lieber darauf verzichtet. Das hübsch anzuschauende Feuerwerk in der Ferne bedeutete tausendfaches Sterben. Er krümmte sich in seinen Sitz und hoffte, dass bald alles vorbei sein würde.
    So plump das Chamäleon auch erschien, es kam zügig voran. Die Front näherte sich. Das Laserfeuer blitzte in der zunehmenden Dunkelheit immer greller. Erste Strahlen trafen auch sie, doch die Echse kümmerte es nicht. Sie hielt unverdrossen Kurs. Sando entdeckte halb links voraus im Schatten der Dämmerung einen Panzer der Gefahrenabwehr. Hektisch seinen Turm drehend, richtete er seine Laserkanone auf den Kopf des Chamäleons. ,Nicht schießen!‘, hätte Sando am liebsten gebrüllt, wenn es auf diese Entfernung nicht so sinnlos gewesen wäre.
    Ein greller Strahl. Kurz darauf riss eine Explosion den Turm des Panzers weg. Das Chamäleon knurrte. Sein Körper geriet in Vibration. Sando hielt dies für eine Reaktion auf den Beschuss, doch der Führer wurde unruhig.
    „Was ist mit dem Tier los?“, schrie er.
    Die Echse schwenkte den Kopf zur Seite, scannte mit einem Auge das Gelände, von dem sie gekommen waren.
    Der Führer sprang auf, beugte sich über den Rand der Plattform und schaute zurück, doch er vermochte nichts zu erkennen. „Ruhig! Gaaanz ruhig!“, brüllte er dem Tier zu, das den Kopf unwillig hin und her schwenkte.
    Lemming schwebte heran.
    „Hinter uns marschiert die Armee dieses Grafen“, zirpte er Sando ins Ohr. „Dieser Abschaum benutzt die Echse als Deckung. Es sieht so aus, als wollten sie zur Festung wie wir.“
    Der Echsenführer hielt erneut Ausschau, um die Ursache für das merkwürdige Verhalten des Chamäleons zu finden.
    Offenbar hatte er diesmal mehr Glück.
    „Was sind das für Leute?“, brüllte er aufgebracht. „Sie machen mir das Tier nervös!“
    Sando gesellte sich zu ihm und erhaschte einen Blick auf Wolfenhagens Kämpfer, die sich in mustergültiger Formation voranarbeiteten. Plötzlich tat es einen Ruck, dass der Junge strauchelte. Im letzten Moment noch bekam er die Lehne eines der Sitze zu fassen.
    Die Echse hatte ihren Lauf plötzlich gestoppt. „Voooran!“, brüllte der Führer, um das Chamäleon wieder auf Kurs zu bringen. Nach mehrfachen Anläufen fügte sich das Tier. Widerwillig marschierte es in die Schlacht, die

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