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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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folgen.
    „Rasch zur Festung!“
    Sie befanden sich innerhalb des Mauerringes auf Doktor Fasins Anwesen. Außen wurde er von KORE-Truppen und Riesenchamäleons gegen die anstürmenden Kräfte der Gefahrenabwehr verteidigt. Hier im Inneren herrschte eine eigentümliche Ruhe. Selbst Hubschrauber und Engel der Angreifer ließen sich nicht blicken. Offenbar hatten sie genug zu tun im Kampf gegen die rätselhaften Spiegelechsen, die den Tod in die Reihen der Belagerer trugen.
    „Warte, Mike!“, sagte Sando und entledigte sich seiner schützenden Hüllen. Er wusste, dass es weit war bis zum Schloss, bis zum Einstieg in die Festung, und er wollte ungehindert laufen können.
    Die Nacht war lau. Nur in Hose, Hemd und Sportschuhen kam er rasch voran. Bald aber hatte er jegliche Orientierung verloren, denn die üppige Vegetation dieser Oase erschien schwarz. Sando verließ sich auf den Spürsinn der Seele, die vor ihm einherschwebte und bei der Wahl der Richtung an verschiedenen Abzweigungen keinerlei Anzeichen von Unsicherheit zeigte. Unvermittelt bog Lemming vom ausgetretenen Pfad ab und führte Sando in ein dichtes Buschwerk hinein.
    „Was soll das?“, fragte Sando verwundert. „Warum verlassen wir den Weg?“
    „Pass auf! Stufen!“, zirpte Mike.
    Sando ertastete mit den Füßen eine steile Treppe, die in ein Erdloch hinabführte.
    „Und was jetzt?“, wollte er wissen, als er am Grund angekommen war.
    „Heb dieses Blatt an!“
    Lemming zeigte auf ein großes, gefingertes Blatt eines Rankengewächses, das die Wände dieses Loches überwucherte. Sando tat, wie ihm geheißen, und stieß erstaunt auf eine Metallplatte mit Nummerntasten.
    „Nun gib folgende Zahlen ein“, forderte ihn Mike auf und sagte an: „Eins, sechs, neun, neun, fünf.“
    Sando drückte die genannten Ziffern.
    Plötzlich wich die bewachsene Wand vor ihm zurück und ein erleuchteter Gang tat sich auf.
    „Ein geheimer Zugang zur Festung – und auch ein Fluchtweg!“, erklärte er mit dem Stolz des Eingeweihten.
    Als Sando eingetreten war, schloss sich die rankenüberwucherte Tür wieder. Lemming schwebte voraus und der Junge hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Der Gang verzweigte sich mehrmals. Die Panzertüren, an denen sie vorbeiliefen, sahen überall gleich aus. Sie begegneten keiner Menschenseele. Dieser Bereich der Festung schien wie ausgestorben. Sando nahm einen eigenartigen, süßlichen Geruch war, der immer intensiver wurde, je weiter sie in das Labyrinth vordrangen. Die Luft strömte schwer in seine Lungen. Es war, als atmete er den Wrasen einer Waschküche. Trotz seiner leichten Kleidung trieb es ihm den Schweiß aus den Poren. Kreuzungen tauchten auf. Mike wuselte durch die Gänge und schien sich bestens auszukennen. Hin und wieder erblickte Sando schwarz verkrustete Flecken auf dem Boden und an den Wänden. Während er noch rätselte, was das sein konnte, erweiterte sich der Gang und er fand sich in dem Vestibül mit den Bänken wieder, in dem die KORE-Leute den Tank mit dem Retamin bewacht hatten.
    „Jetzt bekomme ich mein Retamin!“, zirpte Mike frohlockend, weil er keine Wachen entdeckte. „Du musst mir helfen und das Stellrad aufdrehen!“
    Was er in seinem Überschwang nicht bemerkte, sah Sando sofort: Die Leuchttafel mit dem Füllstand wies eine Null aus! Sando konnte sich denken, wo der Lebensstoff geblieben war. Er stürzte zu der Tür des Umkleideraumes und zerrte sie auf. Von den Seelen darin fehlte jede Spur.
    „Was machst du da?“, zirpte Mike, um das rote Auslassventil kreisend. „Komm schon und dreh auf!“
    „Der Tank ist leer!“, rief ihm Sando zu.
    „Was sagst du da?“
    „Schau dir den Füllstand an!“ Sando trat an das Ventil und drehte zum Beweis an dem Rad. Es tat sich nichts.
    „Aber der Tank war vorhin noch voll!“, zirpte Lemming enttäuscht. „Wie kann das sein?“
    „Es gibt nur eine Möglichkeit“, sagte Sando. „Wolfenhagen hat Seelen eingeschleust!“
    Dass er sie sogar gesehen hatte, bevor sie in den Hades aufgebrochen waren, verschwieg er tunlichst.
    Lemming geriet außer Rand und Band.
    „Dieser Verräter!“, fiepte er in den höchsten Seelentönen. „Ich hasse ihn!“
    Wutentbrannt schoss er durch das Vestibül, witschte mehrmals so dicht an Sando vorbei, dass er es schon bereute, sich seines Schutzanzuges entledigt zu haben. Offenbar hatte das Wissen um diesen Retaminvorrat Mike bis hierher in die Festung getragen, ihm geholfen, nach seinem Absturz im Hades und seiner vergeblichen

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