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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Retaminsuche in der Syntheseanlage die Fassung zu bewahren. Nun, da ihm die letzte Chance auf einen Körper genommen schien, drehte er durch. Das einzige, was er in seinem Zorn begriff, war sein eigenes Unglück. Dass dieser leere Tank auch zur Gefahr für seinen verehrten Doktor Fasin werden konnte, war bei ihm noch nicht angekommen.
    „He, Mike, komm zu dir!“, raunte Sando. „Es muss in der Festung wimmeln von Wolfenhagens Leuten. Was machen wir jetzt?“ Lemmings wilde Raserei ebbte ab. Langsam schien er zu begreifen, in welcher Situation sie steckten. Doch ehe sie beratschlagen konnten, was nun zu tun sei, polterten Schritte durch den Gang. Zwei bärtige Riesen, auf deren Wämsern ein weißes Kreuz prangte, standen plötzlich im Vestibül. Einer trug ein bluttriefendes Schwert in der Hand, der andere schlenkerte einen Seelensauger so leicht wie ein Damenhandtäschchen. Sie schauten Sando verwundert an. Das hemdsärmelige Bürschchen, das ihnen unbewaffnet gegenüberstand, schien sie ratlos zu machen.
    „Was bist denn du für einer?“, fragte der mit dem Sauger.
    Sando schwieg, in seinem Kopf herrschte Chaos.
    „Bestimmt gehört er zu diesem Doktor“, vermutete der andere und setzte Sando die Schwertspitze an den Hals. Der süßliche Geruch war plötzlich so intensiv, dass es Sando übel wurde.
    „Meinst du, dass er unbewaffnete Kinder einsetzt?“, zweifelte der mit dem Sauger.
    Sando, in Todesangst, sagte hastig: „Ich gehöre zu Graf Wolfenhagen. Ich bin sein Auvisor. Bringt mich sofort zu ihm!“
    Er hörte Lemming empört aufzirpen ob dieses Verrates. Aber es war ihm egal.
    „Sein Au… was?“, fragte der Schwertträger.
    „Sein Auvisor, Seelenseher“, antwortete Sando fest.
    Die beiden schauten sich konsterniert an.
    „Und wie kommst du hierher, wenn du sein Abisor bist?“, kam schließlich bauernschlau die Frage. Die großen Männer wollten offenbar beweisen, dass man sie nicht für dumm verkaufen konnte.
    „Wenn ich das wüsste …“, sagte Sando treuherzig. „Ich habe mich in diesem Labyrinth verlaufen.“
    Ein Günstling des Grafen, der zu dumm war, sich zurechtzufinden! Die beiden Kreuzfahrer wirkten amüsiert. Und es drängte sie danach, zu beweisen, dass sie schlauer waren als das verweichlichte Bürschchen.
    „Na dann komm, Kleiner. Wir wollen mal nicht so sein.“
    Im Gänsemarsch liefen sie durch die schmalen Gänge, Sando zwischen den beiden Kreuzfahrern. Lemming schwebte über den dreien an der Decke und fragte sich besorgt, wie das Abenteuer wohl enden würde. Ihnen begegneten weitere wilde Gestalten, Schwertträger, Lanzenträger, manche mit Handgranaten im Gürtel oder einer Maschinenpistole auf dem Rücken, andere ausgerüstet mit Seelensaugern. Nie aber kreuzte ein KORE-Mann ihren Weg. Nicht, dass sich Sando nach einem von ihnen gesehnt hätte, aber die Kämpfer von Wolfenhagen standen auf seiner Beliebtheitsskala noch unter den KORE-Leuten. An einer Gabelung machte Lemming auf sich aufmerksam. Er bog zirpend ab, wo die Kreuzfahrer geradeaus gingen. Sando bemerkte es und blieb zögernd stehen.
    „Weiter! Mach keine Zicken, Bursche!“
    Der Kreuzfahrer, der Sando folgte, stieß den Jungen an.
    „Ich weiß nicht …“, sagte Sando kleinlaut. „Aber mir ist so, als müssten wir diesen Gang nehmen.“ Er zeigte in die Richtung, die ihm Mike gewiesen hatte.
    Die Stimmung der Männer drohte zu kippen. Der Junge hatte ihre Überlegenheit infrage gestellt.
    „Ich denke, du kennst dich hier nicht aus?“
    Die Frage kam lauernd.
    „Da war so ein Zeichen. Das habe ich mir gemerkt“, behauptete Sando, der die Gefahr spürte.
    „Was für ein Zeichen? Hier sieht alles gleich aus!“
    „Kommen Sie, ich zeige es Ihnen!“, sagte Sando eilfertig und hoffte inständig, etwas zu finden, was den von Lemming gewiesenen Gang von den anderen unterschied. Er lief los und betrachtete eingehend die schwarzen Flecken auf Wänden und Böden, um darin irgendein Muster zu finden, das plausibel genug wirkte.
    Geronnenes Blut , erkannte Sando plötzlich. Bei den Flecken in den Gängen handelte es sich um geronnenes Blut. Sando schaute erschrocken auf die Männer, die ihn eskortierten.
    „Nun?“, hörte er den Schwertträger knurren. Wieder spürte er die Klinge an der Kehle, stieg ihm dieser widerliche Geruch in die Nase.
    Es flackerte ihm vor Augen. Zuerst meinte er, dass Angst die Ursache war, bis er die Lampe an der Decke entdeckte, die allmählich ihren Geist aufgab.
    „Dieses

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