Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
Vom Netzwerk:
Background-Musikern in Las Vegas gerade ein besonders gelungenes Jazz-Solo beendet.
    Ezri beugte sich über die Konsole. Einen Moment lang wirkte sie besorgt. »Die Welle kam unserer Position ziemlich nah.«
    »Aber wo kam sie her?«, fragte Nog und sah zu einer Anzeige an seiner Seite des Cockpits.
    Und dann … brach das Universum seinen Gesang ab. Stattdessen öffnete es sein Maul, als wollte es das Shuttle Sagan verschlingen. Zumindest kam es Bashir in dem Sekundenbruchteil, als er aus dem Frontfenster blickte und »Da!« brüllte, so vor.
    »Hart steuerbord, Lieutenant!«, befahl Ezri prompt und mit ruhiger Stimme. Die zögerliche, unsichere Frau, die Bashir vor über einem Jahr kennengelernt hatte, schien vollends verschwunden zu sein. Nog gab einen Befehl in seine Konsole ein, und schon kippte die Sagan zur Seite. Bashir musste sich an Ezris Sessel festhalten, bis die Trägheitsdämpfer den spontanen Richtungswechsel kompensierten.
    Das Licht in der kleinen Kabine flackerte, erlosch und wurde umgehend vom schwachen Schein der Notbeleuchtung ersetzt.
    »Was macht der Antrieb?«, fragte Dax, die Stimme voller eiserner Autorität.
    »Impulstriebwerke und Schubdüsen sind nach wie vor funktionstüchtig«, antwortete Nog.
    »Bringen Sie uns fünfhundert Klicks weiter und wenden Sie dann. Ich will mir dieses Ding mal aus sicherer Entfernung ansehen.«
    Eine Ewigkeit später – auch wenn Bashir wusste, dass maximal zehn Sekunden vergangen waren – befand sich die Sagan in stabilem Orbit und scheinbar weit genug von dem dunklen Leviathan entfernt, der eben direkt vor ihr aus dem Äther gestiegen war. »Was ist das?«, fragte Bashir. Nun, da er erneut aus dem Fenster sah, machte seine Furcht einer Mischung aus Neugierde und Verwirrung Platz.
    Was immer es sein mochte, es war gigantisch. Ein leicht glühender Koloss im All, voller Kanten und Winkel. Selbst mit seinem genetisch aufgewerteten Gehirn fiel es Julian schwer, die Unmengen sich überschneidender Ecken zu zählen, die dieses Ding besaß. Das fremde Gebilde glitt langsam durch die Leere, drehte sich, und mit jeder neuen Seite bot es seinen erstaunten Beobachtern ein neues Gesicht – selbst nach einer kompletten Drehung wirkte es nicht mehr wie zuvor. Gold, Silber und Rubinrot wetteiferten auf seiner vielschichtigen Oberfläche um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Das Objekt spielte dem Auge Streiche: Mal war es ein Gemisch auf unmögliche Weise aneinanderhängender Formen, Linien und Winkel, mal erinnerte es eher an eine gotische Kathedrale. In gewisser Weise erinnerte es an die visuell trügerischen Arbeiten des irdischen Künstlers M. C. Escher.
    Und es ergab keinen Sinn, fand Bashir. Egal, wie eigensinnig seine Erbauer vorgegangen waren, musste er die Architektur dieses Dings doch erfassen können! Eigentlich …
    »Was immer es ist«, sagte Ezri, die das Objekt einige Minuten lang schweigend betrachtet hatte. »Von hier aus wirkt es ungefährlich.«
    »Ich frage mich, warum es uns nicht schon früher aufgefallen ist«, sagte Bashir.
    Nachdenklich starrte Dax aus dem Fenster. »Vielleicht sorgen die vom Objekt selbst ausgehenden Subraumstörungen dafür, dass die es umgebenden Kometenstücke wie eine Tarnvorrichtung wirken.«
    »Und wofür halten Sie es?«, fragte er. »Nun, da Sie es sehen können.«
    »Für die Himmlische Schatzkammer?«, schlug Nog vor, die Augen so groß wie Deflektorschüsseln.
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Bashir.
    »Ach ja? Warum?«, wollte Ezri wissen.
    »Glauben die meisten Ferengi nicht, die Himmlische Schatzkammer sei das Erste, was sie nach ihrem Tod sehen?«
    Nog schluckte hörbar. »Da haben Sie recht. Ich ziehe die Bemerkung zurück.«
    »Was es auch ist«, sagte Ezri und sah auf eine Anzeige, »es ist etwa vier Mal so groß wie ein Schiff der Galaxy -Klasse – zumindest momentan.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe«, warf Bashir ein. »Meinen Sie, das Ding verändert seine Größe?«
    Ezri nickte, sichtlich fasziniert von den Sensordaten vor ihren Augen. »Soweit ich beurteilen kann, dreht es sich auf einer Art interdimensionaler Achse. Je nach Betrachtungszeitpunkt ragt ein anderer Teil seiner Masse in unser Universum hinein. Das Ding könnte ein vierdimensionales Objekt sein, das sich durch fünf Raumdimensionen bewegt. Oder durch noch mehr. Was wir hier sehen, ist nur der Schatten, den es im dreidimensionalen Raum wirft. Und dieser ändert sich, wann immer es sich durch die höheren

Weitere Kostenlose Bücher