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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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in Gedanken für ihr physikalisches Fachwissen. Ob Ezri bewusst war, wie selbstverständlich sie in die wissenschaftlichen Fußstapfen ihrer Vorgängerin getreten war?
    »Prallen die Sensorstrahlen nach wie vor ab?«, wollte die Trill wissen.
    Nog nickte. »Die meisten. Allerdings erfasse ich mehrere große, leere Kammern knapp unterhalb der Hülle. Ich glaube, auch eine Art Restenergie zu erkennen, kann das aber nicht mit Sicherheit sagen. Die Scans nach Lebenszeichen haben bisher keine aussagekräftigen Resultate geliefert.«
    Plötzlich blieb Bashir stehen. Eine Idee nahm Formen an. »Warum klopfen wir nicht einfach an?«, fragte er leise.
    Ezri drehte sich zu ihm und sah ihn an, als wären ihm soeben zwei andorianische Antennen gewachsen.
    »Rufen wir sie«, erklärte er. »Vielleicht ist noch jemand zu Hause.« Nach einer halben Milliarde Jahren ist das vermutlich ein wenig zu optimistisch , ergänzte er in Gedanken. Galaktische Zivilisationen überdauerten in aller Regel Jahrhunderte oder Jahrtausende; diejenigen, die es auf Hunderte Jahrmillionen brachten, waren rar gesät. Aber wer nicht wagt …
    Nach einem Moment des Nachdenkens nickte Ezri Nog zu. »Ich sehe keine Gefahr darin. Lieutenant?«
    »Grußfrequenzen geöffnet«, meldete Nog und ließ seine Finger über die Konsole tanzen. Er wirkte froh, dass noch niemand vorgeschlagen hatte, rüberzubeamen und sich umzuschauen. »Ich schicke einen Gruß in allen bekannten Sprachen des Gamma-Quadranten.«
    Dreißig Sekunden vergingen in völliger Stille. Dann eine ganz Minute.
    »Ich glaube, es ist tatsächlich niemand daheim, Julian«, sagte Ezri dann mit einem leichten »Ich hab’s dir ja gesagt«-Lächeln. »Geben Sie der Defiant Bescheid. Sagen Sie, wir befinden uns auf dem Rückweg und bringen einen Schwung Daten mit.«
    »Aye, Captain.« Bashir nickte ergeben und trat zum Subraumtransmitter an der Backbordseite der Kabine.
    »Almosen!«
    Nogs Ausruf ließ Bashir innehalten. Auch Ezri, die sich ebenfalls kaum auf Ferengi-Schimpfworte verstand, sah den Ingenieur fragend an.
    »Verzeihen Sie«, bat Nog und riss sich zusammen. »Ich glaube, der Doktor lag gar nicht so falsch. Wie es scheint, ist jemand zu Hause. Oder besser gesagt: etwas.«
    Ezris Hände flogen nur so über die Konsole. Bashir musste an die Geschichten denken, die über Tobin Dax und dessen Talent für Kartentricks erzählt wurden. »Der Computer lädt Daten herunter«, meldete sie. »Nog, sobald diese anfangen, gefährlich auf Sie zu wirken, schalten Sie das komplette System ab, verstanden?«
    »Verstanden.«
    »Die Energiequelle, die Sie registrierten, muss noch ein Computersystem am Laufen halten«, sagte Bashir zu ihm.
    »Ziemlich resistente Hardware«, murmelte Nog. Beeindruckt sah er zu, wie unzählige Reihen unleserlicher Schriftzeichen über einen der Cockpitmonitore liefen. Hinter ihnen war das Negativbild der mysteriösen Weltallkathedrale selbst zu erkennen.
    Bashir fühlte sich unangenehm an einen Bericht erinnert, den er einst gelesen hatte. Darin war es um ein ähnlich fremdes Objekt gegangen, das die Kontrolle über den Computer des Sternenflottenflaggschiffs an sich gerissen hatte.
    »Was meinen Sie, Nog?«, fragte er. »Ist es gefährlich?«
    Der Ferengi schüttelte den Kopf. »Wirkt eher wie eine Textdatei.«
    Die Datenkette endete abrupt. Nog gab einen Befehl ein, der die bisher gesehenen Informationen in einen geschützten Zwischenspeicher verschob.
    »Eine verdammt große Textdatei«, bemerkte Ezri. »Nahezu achtzig Megaquads.«
    »Und was steht drin?«, fragte Bashir, der seine Aufgabe am Sub-raumterminal längst vergessen hatte.
    Ezris Gesicht war eine Studie der Faszination. »Möglicherweise das gesammelte Wissen dieser Zivilisation. Alles über ihre Wissenschaft, Medizin, Kunst, Technik …«
    Nog hob die Schultern. »Oder es ist eine Liste ihrer finanziellen Transaktionen.«
    Bashir betrachtete die unvertrauten Linien und Kurven, die noch immer auf dem Monitor prangten. Dies mochte die Gamma-Quadrant-Variante der Bibel oder des Korans sein. Oder ein antikes Telefonbuch.
    »Es könnte ganze Lebenszeiten kosten, das herauszufinden«, flüsterte Ezri.
    Sie verlieh einem Gedanken Worte, den Bashir gleichermaßen faszinierend wie erschreckend fand. Nun, da sie eine halbe Milliarde Jahre in die Vergangenheit blickte, erschien ihm Ezri nicht länger wie die Kommandantin mit den Nerven aus Duranium, die sie noch vor wenigen Augenblicken gewesen war. Stattdessen hatte sie

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