Kathedrale
die Arme.
»Ich grüße alle, die sich an diesem historischen Tag hier versammelt haben«, sagte er laut, und die Menge wurde ruhiger. »Die heutige Zeremonie bedeutet den Eintritt Bajors in ein größeres Ganzes, eine Galaxis voller ungeträumter Möglichkeiten. Viele Jahrzehnte lang waren wir eine belagerte Welt. Nun, da wir den langen Prozess fortsetzen, unsere Häuser, Höfe und Städte wiederaufzubauen, müssen wir auch unsere Herzen neu errichten, unser Vertrauen. Dieses Vertrauen war nirgends zerbrechlicher als in unserer Beziehung zu Cardassia. Doch unsere Feinde von einst sind nun hier, um unsere Freunde zu werden.«
Er sah, dass er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden hatte. Auch Colonel Kira und Mitglieder ihres Stabs standen auf der oberen Etage und beobachteten ihn. Vedek Solis stand neben dem Colonel.
Yevir fuhr fort. »Während der vergangenen Monate arbeiteten Premierminister Shakaar und Vizepremierministerin Asarem mit der cardassianischen Botschafterin Natima Lang an einem dauerhaften Frieden zwischen den politischen Führern unserer Welt und der Ghemor-Regierung Cardassias. Leider endeten diese Bemühungen vor Kurzem. Ohne den außergewöhnlichen Einsatz außerparlamentarischer Gruppen – insbesondere der Geistlichen zweier großer Kulturen und der Bürgerschaften, die diesen moralische Autorität verleihen – könnte Bajors segensreicher Föderationstag auch den Todesstoß für jegliche Chancen auf einen ehrlichen, kompromisslosen Frieden zwischen Bajor und Cardassia bedeuten. Doch ich durfte kürzlich erfahren, dass das Volk Bajors und das Volk Cardassias es nicht so weit kommen lassen werden.«
Yevir griff in seine Tasche, zog die Jevonit-Figur hervor und hielt sie hoch. Während seiner Ansprache hatte er nach Mika und ihrem Kind Ausschau gehalten, sie aber nicht entdecken können; obwohl sie törichterweise an Ohalu glaubte, bedauerte er es, sie in diesem Moment nicht bei sich zu wissen.
»Kasidy Yates, die Gattin des Abgesandten, gab mir kürzlich diese Figur. Sie wurde in den Ruinen der verlorenen Stadt B’hala gefunden und ist viele Tausend Jahre alt. Sie entstand in einer Zeit, in der die Raumfahrt in diesem Sektor noch in weiter Ferne lag. Und doch besteht sie aus Jevonit – einem Mineral, das bis dato nur auf Cardassia gefunden wurde. Das Gesicht der Figur hat sowohl bajoranische als auch cardassianische Züge.«
Abermals hielt er inne, ließ seine Worte sacken. »Wie kann das sein? Ich habe mir diese Frage ständig gestellt. Äonen bevor Bajor und Cardassia sich erstmals begegneten, gelangte eine Statuette nach Bajor, die von einer Verbindung zwischen unseren Völkern zeugt. Ich kann es mir nur so erklären: Weil es vor so langer Zeit geschah, weil es ausgerechnet jetzt zutage trat, weil die Gattin des Abgesandten es mir in dieser Zeit größtmöglichen Wandels offenbarte … All dies zeigt mir, dass die Propheten Ihre uns leitende Hand im Spiel haben müssen.«
Er deutete auf die Vedeks hinter sich. »Die friedliebenden, bodenständigen Bewohner zweier Welten haben den Konsens gefunden, der ihren Anführern bislang entgeht. Manche sagen, Politik sei die Kunst des Möglichen, und dem mag so sein. Aber eine Wirklichkeit zu ersinnen und umzusetzen, die viele als un möglich charakterisieren, erfordert Glauben. Wenn Diplomatie und Verhandlungskunst scheitern, schlägt die Stunde, in der die Gläubigen einschreiten müssen.«
Einen Moment lang ruhte sein Blick auf Shakaar und Asarem. Dann wandte er sich wieder an die Menge. »Um unseren beiden Welten eine Zukunft zu sichern, habe ich meine Stimme einer kleinen, aber einflussreichen Gruppe bajoranischer Vedeks und cardassianischer Kleriker geliehen. Klerikerin Ekosha steht Cardassias Oralianischem Weg vor, der größten Gemeinschaft aus Gläubigen, die sich eine dauerhafte, gleichberechtigte Partnerschaft mit Bajor wünschen. Während der vergangenen Stunden haben sie und viele Schlüsselpersonen der oralianischen Hierarchie bereits einem provisorischen Austausch spiritueller Botschafter zugestimmt: bajoranische Vedeks und Prylare, cardassianische Kleriker und Rektorate. Sie alle werden die Heimatwelt ihrer früheren Feinde bereisen und die Saat eines ehrlichen, freiwilligen und dauerhaften Friedens sein. Selbstverständlich sind noch viele Details ungeklärt. Doch Klerikerin Ekosha und ich handeln in Glaubensdingen. Wir glauben ohne Einschränkung, in unserem Plan das Band gefunden zu haben, das unsere Welten in Freundschaft und
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