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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Unendlichkeit. Die zentrale Kuppel der Hagia Sophia war den verwirrenden Strukturen der fremden Kathedrale gewichen. Ein Wunderland, dachte er und entsann sich eines Gedichts aus Kindertagen:
    Eingewiegt am Ufersaum –
    Leis auf der Fahrt im goldnen Strom –
    Leben: bist du nicht nur Traum?
    Aus dem Kommunikator auf seiner Brust erklang eine Stimme, doch er achtete nicht auf sie. Stattdessen starrte er weiter in die Unendlichkeit, wieder er selbst. Ganz und gar. So mochte Kira sich während der ihr nun verbotenen Begegnungen mit ihren rätselhaften Göttern gefühlt haben.
    Die Lautstärke der Quasi-Musik nahm zu. Schließlich übertönte sie sogar den Kommunikator. Julian störte sich nicht daran, achtete auf nichts mehr. Irgendwann erschien eine Säule aus gleißendem Licht. Sie hüllte ihn ein, und die Kathedrale um ihn herum löste sich auf. Sie zerbrach in unregelmäßige Splitter wie die Erinnerung an einen Traum.

KAPITEL 24

    Vedek Yevir konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, die Wahrheit direkt hinauszuposaunen. Premierminister Shakaar und Vizepremierministerin Asarem starrten ihn vom Brückenmonitor der Trager aus an.
    Shakaar schien kaum in der Lage, seinen Zorn zu zügeln. Als er sprach, tat er dies mit zusammengebissenen Zähnen. »Haben Sie sich von Ihrem Verstand getrennt, Yevir? Die Friedensgespräche mit Cardassia haben eine Pattsituation erreicht, und jegliche Hauruckaktion Ihrerseits dürfte Ihrem Ruf in der Vedek-Versammlung und der Ministerkammer nicht zuträglich sein.«
    Als er Luft holen musste, unterbrach Yevir ihn. »Wie ich bereits sagte, Premierminister, wird das, was ich heute zu präsentieren beabsichtige, alles verändern. Auf ewig – und zum Besseren. Mein Ansehen innerhalb der Kammern Bajors ist nichts im Vergleich dazu. Bitte treffen Sie sich in zehn Minuten mit mir auf der Promenade.« Er drückte eine Taste auf der cardassianischen Konsole. Der Monitor wurde schwarz, bevor die Schimpftirade beginnen konnte.
    Yevir lächelte. Es war nicht seine Art, Shakaar gegenüber derart direkt zu sein – und es war ganz sicher politisch unvernünftig –, aber die Erleichterung, die er empfand, überlagerte seine Sorge bezüglich etwaiger Konsequenzen. Die Propheten leiten mich. Sie hätten mir kein deutlicheres Zeichen schicken können.
    Er kontaktierte die restlichen, zu seinem inneren Kreis zählenden Vedeks. Dann stand er auf und führte seine Reisegruppe von Bord der Trager . Gul Macet und Klerikerin Ekosha folgten ihm mit einem Schritt Abstand. Mehrere Angehörige des Oralianischen Weges – niedrigrangige Mitglieder, sogenannte Rektorate – bugsierten vier kleine Antigravschlitten durch die Andockringschleuse.
    Im Gang vor sich sah Yevir schon die Vedeks warten. Eran, Scio, Kyli, Bellis, Frelan und Sinchante hatten sich schnell eingefunden, und ihre Assistenten und Leibwächter standen hinter ihnen. Yevir sah das Feuer in den Augen und das Grinsen in den Gesichtern seiner Kollegen. Auch er grinste.
    »Ich vermute, wir haben Publikum«, sagte er.
    »Definitiv, Linjarin«, bestätigte Frelan. »Es hat sich auf der ganzen Station herumgesprochen. Jeder ist auf Ihre Ankündigung gespannt.«
    Yevir nickte und ging weiter. Die anderen machten Platz, bildeten eine Gasse für ihn. Als er über die Schulter blickte, sah er zufrieden, dass die Vedeks sich hinter den Schlittenträgern in seine Prozession einreihten.
    Gemeinsam begaben sie sich in Richtung Habitatring. Frelan hatte nicht übertrieben: Schon jetzt war die Station für die Vertragsunterzeichnung festlich geschmückt. Bajoranische Flaggen, edle Wandteppiche und VFP-Banner hingen von den hohen Decken. Doch das beeindruckendste war die große Menge an Personen, die die Promenade bevölkerten. Angehörige von Dutzenden Völkern, darunter Hunderte Bajoraner und Menschen, hatten sich versammelt. Yevir sah auf und fand Shakaar und Asarem auf der oberen Etage der Promenade. Neben ihnen stand der Trill-Botschafter Seljin Gandres und plauderte fröhlich mit der obersten Richterin Bajors, Hegel Ytrin, die in ihrer dunklen Amtsrobe bezaubernd aussah.
    Yevir erreichte ein kleines Rednerpodest, das wohl schon für eine der vielen für den Abend geplanten Festlichkeiten errichtet worden war, und bestieg es. Er sah zwar nirgends Klangverstärker, doch die Jahre im Tempel hatten ihn mit einer lauten Sprechstimme gesegnet. Er griff in die Tasche seines Gewands und berührte den kalten Gegenstand darin. Dann zog er die Hand wieder heraus und hob

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