Kathedrale
überall auf Deep Space 9 und Bajor Wellen geschlagen. Er ertrug es nicht länger, die Berichte in den säkularen und religiösen Komm-Netzen zu verfolgen, ließ sie aber weiterhin stumm über die Monitore flackern, die auf die Arbeitsplätze nahe den Fenstern montiert waren.
Als er den Replikator passierte, hielt er an und bestellte einen Reqilof , doch die Wut in seinem Bauch ließ ihn das Trinkgefäß schon nach dem ersten Schluck quer durchs Zimmer schleudern. Dieser verfluchte Yevir und sein kleiner diplomatischer Coup! Shakaar trat zu seinem Tisch und drückte auf eine winzige Taste, woraufhin sich eine Schublade öffnete. Daraus entnahm er eine kleine Silberschachtel und betrachtete sein Spiegelbild in der glänzenden Oberfläche. Nachdenklich strich er über die Verschlüsse. Wurde es Zeit, seine Denkweise zu ändern? Was kann ich tun, um diese Situation zu unserem Vorteil zu nutzen?
Die Türklingel riss ihn aus seinen Überlegungen. Schnell legte er die Schachtel zurück. Dann sah er zum Sicherheitsmonitor neben dem Eingang und prüfte, wer draußen stand: Asarem. »Kommen Sie rein«, sagte er.
Die Tür glitt auf, und sie trat ein. Sie war sichtlich besorgt. »Edon, ich will nicht aufdringlich erscheinen, aber wir sollten wirklich darüber sprechen, inwiefern sich diese jüngsten Entwicklungen auf die heutige Zeremonie auswirken mögen.« Dann stutzte sie. »Geht es Ihnen gut?«
Er ließ sich auf einen Sessel fallen und achtete nicht darauf, ob er dabei seine Kleidung zerknitterte. »Warum sollte es mir nicht gut gehen? Etwa weil einer unserer führenden religiösen Köpfe genau das getan hat, zu dem wir nicht bereit waren, und eine Abmachung mit dem Volk traf, das einst unser größter Feind war?«
Sie setzte sich ihm gegenüber. Shakaar begriff, dass sein Tonfall sie beunruhigte, und lächelte entschuldigend. »Selbstverständlich bin ich von der Rückgabe der Tränen der Propheten begeistert. Sie sind für das Volk Bajors von unschätzbarem Wert. Und vielleicht können wir Yevirs wahnwitzige Eigeninitiative ja wirklich zu unserem politischen und spirituellen Vorteil verwenden. Zweifellos zeigen wir der gesamten Föderation dadurch, wie gut Bajors säkulare und religiöse Autoritäten zusammenarbeiten können. Wir haben die Chance erhalten, jeden zu überzeugen, wie fortschrittlich und friedliebend die Bajoraner wirklich sind – trotz des Leids, das sie jahrzehntelang wegen der Cardassianer ertragen mussten.«
Für einen Moment wirkte Asarem perplex, doch sie lächelte schwach. »Dem stimme ich zu. Sie sollten wissen, dass ich eine Nachricht von Cardassia Prime erhielt. Aufgrund von Vedek Yevirs überraschender Leistung ist Botschafterin Natima Lang umso mehr gewillt, die Gespräche mit Bajor wiederaufzunehmen.«
Shakaar schnaubte. »Das war zu erwarten.«
Asarem schien eine Frage stellen zu wollen. Doch dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck, als hätte sie sich dagegen entschieden. »Soll ich einen Termin für neue Verhandlungen mit Lang ansetzen? Es würde uns zweifelsfrei helfen, einen Vorteil aus dem Glück und der guten Stimmung zu schlagen, für die Yevir und Klerikerin Ekosha gesorgt haben.«
Shakaar winkte ab. Seine typische Ruhe kehrte zurück und legte sich über ihn wie ein Mantel. »Nein. Momentan haben wir andere Dinge vorzubereiten. Unsere größte Verpflichtung gegenüber dem bajoranischen Volk besteht in der Zeremonie heute Nachmittag. Für Lang und die Cardassianer bleibt immer noch Zeit … vor allem wenn erst die Föderation derartige Dinge in die Hand nimmt. Ist die VFP am Ruder, können derartige Verhandlungen nur positiver für uns enden.«
Asarem runzelte die Stirn, nickte aber langsam. Ihre unsichere Reaktion ließ Shakaar mit dem Gedanken spielen, sie kurz in seine Schublade blicken zu lassen.
Wenige Minuten später verließ Asarem die Suite des Würdenträgers. Zwei Wächter schritten hinter ihr her, sprachen sie aber nicht an.
Sie wusste selbst nicht, wohin sie gehen und mit wem sie reden sollte. Irgendetwas nagte schon seit Wochen an ihr, und diese jüngste Unterhaltung mit Shakaar hatte ihre Sorge nur noch bekräftigt. Irgendetwas an ihm ist anders. Diese Wut und Rachsucht passen nicht zu ihm – nicht einmal, wenn sie sich gegen die Cardassianer richten, seine Feinde aus den Tagen des Widerstands. Mit einem Mal fragte sie sich, ob sie und er noch immer dieselben Ziele verfolgten.
Die kommenden Tage sollten ihr eigentlich Hoffnung bringen, doch Asarem fühlte
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