Kathedrale
glaubte.
Statisches Rauschen drang plärrend aus den Komm-Lautsprechern ins Cockpit. Dann bekam es eine menschliche Stimme. »…mei. Bitte kommen, Sagan . Hier spricht Ensign Tenmei. Sagan , hören Sie mich?«
»Sprechen Sie, Ensign«, sagte Dax und runzelte die Stirn. Irgendetwas schien mit der Defiant nicht zu stimmen, das spürten alle sofort.
»Ich fürchte, wir benötigen Dr. Bashirs Dienste, Lieutenant.«
»Wurde jemand verletzt?«, fragte Bashir über Ezris Schulter hinweg. Das fremde Artefakt spielte plötzlich keine Rolle mehr.
»Wir haben Verwundete an Bord« , drang auf einmal Commander Vaughns tiefe Stimme aus den Lautsprechern. »Aber sie gehören nicht zur Besatzung. Einige unserer Gäste sind in ziemlich schlechter Verfassung.«
Vaughns Informationen vermochten Bashir nicht zu beruhigen. Verletzte waren Verletzte. Und er war Arzt. »Verstanden, Captain«, sagte er und sah, wie Nog eine Subraumsonde startete. Gute Idee. Sobald wir mehr Zeit haben, müssen wir hierher zurückfinden.
Dax übernahm das schwerfällige Steuer und ließ den Impulstriebwerken mehr Energie zukommen. »Wir sind unterwegs, Sir.«
»Schade, dass die Defiant über kein MHN verfügt«, ergänzte sie an Bashir gerichtet.
»Ich ziehe Hilfe aus Fleisch und Blut vor«, erwiderte er. Er und Dr. Lewis Zimmerman, der Erfinder der aktuell auf so vielen Sternenflottenschiffen zu findenden Medizinisch-Holografischen Notfallprogramme, waren nicht gerade die besten Freunde – und Bashir verspürte keinerlei Drang, dies nun anzusprechen. Tatsächlich war ihm momentan überhaupt nicht nach Konversation zumute. Während die fremdartige Kathedrale vor dem Fenster schnell kleiner und kleiner wurde, sammelte er seine Energien für die Krise, die offenkundig vor ihm lag.
Doch der stetig mutierende Schatten des rätselhaften, langsam trudelnden Objekts blieb stets in seinen Gedanken.
KAPITEL 5
Der düstere Himmel ging von Lavendel in ein dunkles Rosa über – Farben, die zu Yevirs Stimmung passten. Die Luft war winterkalt, doch der schwache Geruch nach Nerak -Blüten war wie ein Versprechen des Frühlings. Ashallas Straßenlampen verbreiteten bereits ihren Schein und beleuchteten den Weg der vielen Bajoraner, die zu ihren Wohnungen und Schreinen eilten.
Eine alte Frau trat in Yevirs Weg und sprach ihn an. Ihr Enkel wolle nächsten Monat heiraten, daher wolle sie fragen, ob er die Propheten bitten würde, die Verbindung zu segnen. Yevir lächelte und versprach, dies am nächsten Tag in Ashallas Haupttempel zu tun. Unter Tränen der Dankbarkeit verabschiedete die Frau sich.
Yevir sah, dass seine Anwesenheit mittlerweile weiteren Passanten aufgefallen war. Die meisten nickten und lächelten, als sie an ihm vorbeigingen, und obwohl er den Großteil der Gesichter kannte, kam er nicht umhin, sich zu fragen, wie viele dieser Personen die sogenannten Prophezeiungen Ohalus gelesen haben mochten. Wie weit das vor vier Monaten von Colonel Kira freigesetzte Gift wohl schon ins Herz von Bajors Hauptstadt vorgedrungen war? Ob viele dieser Leute mich als Kai sehen wollen? Oder ziehen sie stattdessen Vedek Solis vor?
Während er weiterging, schienen sich seine Eingeweide vor Aufregung zu verknoten. Als er die Bäckerei passierte, in der er auf seinem Weg zum Büro oft Gebäck kaufte, winkte ihm der Besitzer respektvoll zu. Yevir wusste, dass der Mann bald zum abendlichen Tempeldienst aufbrechen würde, denn er war äußerst gläubig. Dennoch schien es eigenartig, dass sein Laden – so kurz vor dem ersten Schlag der Tempelglocken – noch immer geöffnet war.
Vor sich sah Yevir eine Gruppe von Leuten am Holovid-Kiosk des Platzes stehen. Als er näher trat, hörte auch er, wie ein Nachrichtensprecher die Ereignisse des Tages mit einem Politikexperten diskutierte.
»… das Ende der zweiten Woche, seit die Friedensgespräche zwischen Bajors Repräsentanten und Cardassia unterbrochen wurden« , sagte der Moderator gerade. »Hat die Initiative zu ihrer Fortführung in Ihren Augen Fortschritte erzielt?«
Yevir kannte den Kommentator. Minister Belwan Lingin war ein konservativer Hardliner, der den Großteil seiner Familie während der Besatzung verlor. Dennoch hatte er auf Yevir stets den Eindruck eines fairen und ausgeglichenen Mannes gemacht, selbst wenn es um Cardassianer ging.
»Direkte Fortschritte nicht, glaube ich« , beantwortete der Minister die Frage. »Doch Ministerin Asarem und die anderen werden zweifellos bald unter Druck stehen. Bajors
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