Kathedrale
auf dem Boden aufschlug, wetteiferten das fremde Raumobjekt und Istanbuls Hagia Sophia vor seinem geistigen Auge um seine Aufmerksamkeit.
KAPITEL 9
Die Passagiere des bajoranischen Staatsschiffes Li Nalas wurden ein wenig durchgeschüttelt, als das Gefährt am Andockring von Deep Space 9 ankam. Im Cockpit überprüften die beiden Piloten ihre Schalter und Konsolen und stellten sicher, dass die Luftschleusenkontakte fehlerfrei waren. Im Bauch des Schiffes kramten derweil zwei junge bajoranische Assistenten die Reisetaschen für einen schnellen Ausstieg hervor.
Premierminister Shakaar Edon und Vizepremierministerin Asarem Wadeen saßen achtern. Noch vor wenigen Augenblicken hatten sie meditiert. Asarem hatte um Stille gebeten und behauptet, sie müsse sich auf die Ereignisse des bevorstehenden Tages vorbereiten. In Wahrheit versuchte sie aber nach wie vor, Shakaars Motive zu entschlüsseln. Warum nur zwang er sie, die Friedensgespräche mit Cardassia zu verzögern? Diese Frage hatte sie mit niemandem besprechen können, nicht einmal mit ihren engsten Vertrauten – ließ Shakaars Haltung sie doch vermuten, Teil eines politischen Geheimnisses zu sein, von dem unter Umständen nur die ranghöchsten Offiziellen wussten.
Auch Colonel Kira war sich über Shakaars Handlungen im Klaren. Sie und Asarem hatten das Thema bereits vor einigen Wochen hier auf Deep Space 9 besprochen. Kira zufolge hatte Shakaar mit dem Stillstand, den er den Verhandlungen bereitete, nahezu geprahlt – eine untypische Haltung für jemanden mit seinem Drang nach Verschwiegenheit. Was würde den Colonel davon abhalten, seine politischen Spiele offenzulegen? Asarem konnte nur vermuten, dass Shakaars Macht Kira in Schach hielt. Die Frau war bereits aus der bajoranischen Glaubensgemeinschaft verstoßen – Befleckt – worden. Ihr militärischer Rang war alles, was ihr noch blieb, und es dürfte Shakaar keinerlei Mühe kosten, ihn ihr zu nehmen, wenn sie ihm in die Quere kam. Andererseits: Kira war eine außergewöhnlich starke Person. Ihre Jahre beim Widerstand und die Zeit im Dominion-Krieg, als sie Seite an Seite mit Sternenflottenoffizieren und cardassianischen Widerständlern gekämpft hatte, mochten sie stärker gemacht haben, als Shakaar vermutete.
Er sollte sie besser nicht unterschätzen.
Asarem fragte sich, wie sie selbst in Shakaars Plan passte – und wie sie sich von ihm distanzieren konnte, sollte er zu seinem politischen Untergang werden. Schon jetzt lagen ihr Dutzende Anfragen anderer Minister vor, die wissen wollten, warum sie in der Bajor-Cardassia-Frage so unnachgiebig geworden war. Shakaar hatte sie in eine politisch sehr schwierige Situation manövriert, und sie wusste nicht, wie seine Ziele aussahen. Wollte er sie vielleicht aus der Ministerkammer drängen? Eine Situation schaffen, in der sie sich in Schimpf und Schande aus dem Zentrum der Macht zurückziehen musste?
Trotz aller Sorgen freute sie sich, Deep Space 9 erreicht zu haben. Ihnen blieb noch knapp ein Tag, bis sie und Shakaar bei der Unterzeichnungszeremonie erwartet wurden, die Bajors formellen Eintritt in die Vereinigte Föderation der Planeten symbolisierte. Und sie waren früher als die meisten anderen bajoranischen Minister und Föderationsdiplomaten angekommen, weil sie noch ein paar offene Fragen mit Fleet Admiral Leonard James Akaar von der Sternenflotte und dem andorianischen Föderationsratsmitglied Charivretha zh’Thane klären wollten.
Shakaar berührte Asarem sanft an der Hand und riss sie aus ihren Gedanken. »Sie meditieren ja gar nicht, Wadeen. Trotzdem scheinen Sie Lichtjahre entfernt zu sein.«
»Vermutlich war ich das«, erwiderte sie und rang sich ein bemühtes Lächeln ab. »Mir geht momentan einiges durch den Kopf. Wir stehen vor einem großen Wandel.«
»In der Tat.« Shakaar nickte. »Selbst in meinen wildesten Träumen hätte ich mir vermutlich nie vorstellen können, dass ausgerechnet ich einer der Wenigen sein würde, die Bajor in eine interstellare Familie führen.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Asarem. »Die Wege der Propheten sind unergründlich und voller Wunder.«
Gemeinsam erhoben sie sich. Asarem strich ihr Gewand glatt, während Shakaar von der leicht erhobenen Plattform trat, auf der sich ihre Sitze befanden, und auf die Luftschleuse zuhielt. Die beiden Assistenten standen schon mit den Taschen bereit.
Einer der Piloten trat zu Shakaar. Asarem wusste, dass der Mann keine Waffe mit sich führte. Allerdings war er nicht nur
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