Kathedrale
angegriffen hatten. »Wir müssen dem Symbionten das Gegenmittel verabreichen!«
Bashir nickte und war wieder voll und ganz bei der Sache. »Das Gegenmittel ist …« Für einen Sekundenbruchteil entglitt ihm die Information, dann fiel sie wieder an ihren Platz. »… Endomethalamin . Bitte verabreichen Sie zehn ml Endomethalamin, Krissten. Direkt in den nabelschnurartigen Auswuchs des Symbionten.«
Er hielt das bebende Wesen fest, während Krissten die Arznei verabreichte. Einen Moment später beruhigte Dax sich. Krissten nahm ihren Trikorder und prüfte seine Werte. Dann nahm sie ihn und legte ihn mit Juarez’ Hilfe in den Transportbehälter. Sie aktivierten den Verschlussmechanismus und die seitlich angebrachten Biomonitore. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sicher sein konnten, dass der Symbiont nicht länger gefährdet war.
Was nicht mein Verdienst ist.
Plötzlich entsann sich Bashir der Frage, die die falsche Elizabeth Lense ihm im Inneren der Gedächtniskathedrale gestellt hatte. Warum hatte er nicht einfach den Computer befragt, um die zu Dax’ Rettung erforderliche Information zu erhalten? Es wäre die bedeutend einfachere Lösung gewesen. War er schon zu sehr an sein patentes Erinnerungsvermögen gewöhnt? Hatte er ihm zu blind vertraut?
Oder geschah gerade etwas weitaus Fundamentaleres? Verging sein Urteilsvermögen parallel zu seiner Brillanz?
Eine noch beunruhigendere Frage folgte diesen auf dem Fuße: Was, wenn mein gesamter Intellekt schwindet?
Der besorgniserregende Verdacht schwappte über ihn wie eine Nebelschwade von Argelius II, und mit ihm kam die Müdigkeit. Sie und eine traurige, trostlose Gewissheit. Er wusste nun über alle Zweifel hinaus, dass er dem bizarren, unvorhersehbaren Einfluss des fremden Objektes nicht entgangen war. Auch er war an Bord der Sagan gewesen, als sie den Dimensionsriss überquerte. Genau wie Nog. Genau wie Ezri.
Ezri.
Er trat an ihr Biobett, auf dem sie lag wie die totgeweihte Prinzessin in einem Märchen. Doch kein Kuss war stark genug, um sie zu erwecken. Bashir nahm Ezris Hand in seine. Sie war kalt und feucht. Ein Blick auf Ezris Werte zeigte, dass sie zwar schwach, für den Moment aber stabil war.
Er beugte sich über sie und küsste sie sanft. Wie im Märchen. »Adieu, meine Liebste«, flüsterte er.
Plötzlich schlug sie die Augen auf und lächelte ihn an.
»Ezri?«
Ihre Stimme war kaum hörbar, aber fest. »Dax … ist fort …«
Er traute seinen Augen nicht. Derart geschwächt und nah am Tod, konnte sie das Bewusstsein nicht wiedererlangen! Fast beiläufig nahm er zur Kenntnis, dass Krissten herbeigeeilt kam und Ezris Werte überprüfte.
»Doktor, sehen Sie sich das an!«, sagte sie, einen verblüfften Aus-druck auf dem Gesicht.
Bashir sah zu den Monitoren oberhalb des Biobettes. Jeder einzelne Wert – neural, kardiovaskulär, pulmonal – war beträchtlich gestiegen. So unmöglich es war, Ezri wurde stärker. Sie näherte sich dem Normalzustand, als wäre sie nie mit einem Symbionten vereinigt gewesen.
»Der Symbiont«, sagte sie. Ihre Stimme war fester, ihr Gesicht allerdings ein Spiegel der Verzweiflung. »Julian, wie geht es dem Symbionten?«
Endlich registrierte er, dass sein Mund offen stand. Tränen schossen in seine Augen. »Dem Symbionten geht es gut«, antwortete er und klang, als wäre er im Stimmbruch. »Er ist in Sicherheit, in künstlicher Umgebung. Aber du … Ezri, ich glaube, wir können dich doch noch retten.«
Das ist unmöglich , korrigierte er sich. Vereinigte Trill erholten sich nicht mehr, wenn sie ihre Symbionten verloren, so einfach war das.
Abermals lächelte sie ihn an und sah dabei so müde aus, wie er sich fühlte. »Jetzt stehe ich schon zum zweiten Mal an der Schwelle des Todes, seit wir in den Gamma-Quadranten kamen. Wenn ich sie schon überqueren muss, will ich stark genug sein, um es auf eigenen Beinen tun zu können, Julian.« Ihr Lächeln schwand nicht einmal, als der Schlaf sie erneut übermannte.
Vielleicht habe ich Vaughns Wunder gefunden , dachte Bashir. Allmählich wagte er, es zu glauben. Oder war Ezris Überleben ohne Symbiont etwa weniger wundersam als Nogs sich regenerierendes Bein? Handelte es sich überhaupt um Wunder? Bashir fragte sich, ob das fremde Objekt eine Art fortschrittlicher medizinischer Einrichtung war – das Produkt einiger brillanter, unfassbarer fremder Geister.
Mit einem Mal forderte die Erschöpfung ihren Tribut. Direkt neben Ezris Biobett brach er zusammen. Als er
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