Kathedrale
Bedeutung mehr.
»Zehntausende«, sagte Akaar. »Hunderttausend vielleicht, oder noch mehr. Manchmal stand ich dabei auf der Brücke eines Raumschiffes, manchmal im Strategiezimmer einer Raumstation, manchmal im Flottenhauptquartier. Einige tötete ich auch aus nächster Nähe, mit Handphasern oder meinem dreiklingigen Kligat .« Obwohl er nun schwieg, sah er Taran’atar auffordernd an.
Vic verzog das Gesicht, als sei eine Spannung in der Luft, die er nicht ertrug. »Jungs, sagt mir bitte, dass ihr nicht vorhabt, meinen Laden auseinanderzunehmen. Die Band hat sich immer noch nicht vollständig von Worfs Aufstand im vergangenen Jahr erholt. Und ich zahle den Rausschmeißern nicht annähernd genug, als dass sie sich mit einem von euch anlegen würden.«
Akaar lachte tief und rau. Er hob seine rechte Faust an die linke Brusthälfte und streckte die Hand dann in Vics Richtung aus. »Beruhigen Sie sich, Vic. Wie Mr. Taran’atar bin ich mit offenem Herzen und offener Hand hergekommen.«
»Ich interessiere mich für Ihre Erfahrungen während des Dominion-Krieges«, sagte Taran’atar. »Aber weshalb sprechen Sie mich auf die von Ihnen getöteten Jem’Hadar an?«
»Weil meine alten Ohren hörten, wie Sie beide über Glaubensdinge sprachen, und das weckte meine Neugierde. Wissen Sie, warum ich hierherkam, Mr. Taran’atar?«
»In diese Lounge?«
»Auf diese Raumstation.«
»Sie zählen zu den Föderationswürdenträgern, die Zeugen von Bajors Föderationsbeitritt sein werden.«
Akaar nickte. »Ein Ereignis, das ebenfalls eine Tat des Glaubens darstellt. Wann immer sich eine Welt der Föderation anschließt, ist dies ein sehr ernster Anlass. Eine Zeit der Freude und des Nachdenkens. Eine Zeit des Glaubens.«
Taran’atar entsann sich, wie sorgfältig die Vorta des Dominion vorgegangen waren, damit die Rohstoffe eines jeden neu annektierten Planeten optimal genutzt wurden und den Gründern halfen. Allerdings war dies stets sehr schlicht vonstatten gegangen, ohne Zeremoniell und Fanfarenklang. Nur mit den Riten und Worten, wie sie bei der täglichen Ausgabe des Ketracel-White üblich waren. »Abermals verstehe ich Sie nicht«, sagte er. Vor lauter Frust über sein fehlendes Geschick bei der Erfassung von Dingen, die diesen Bewohnern des Alpha-Quadranten instinktiv zuzufliegen schienen, wurde er regelrecht wütend.
Akaar seufzte, als sei ihm gerade der Versuch misslungen, einem stumpfsinnigen Kind etwas Offensichtliches zu vermitteln. »Ich glaube«, fuhr er fort, »dass die Jahre der Wandlung, die nach dem Ende der Besatzung durch die Cardassianer begannen, Bajor auf den Eintritt in unsere Weltenkoalition vorbereiteten. Ich vertraue darauf, dass am Ende unserer Bemühungen ein unzertrennbares Band zwischen Bajor, der Erde, Vulkan, Andor und anderen Föderationsplaneten existieren wird.«
»Mir fällt auf, dass Sie Ihre eigene Welt nicht nennen«, bemerkte Taran’atar.
Akaar hob eine einzelne Braue. »Ganz recht. Capella ist noch nicht so weit, nicht nach einem Jahrhundert voller Bürgerkriege. Meine Landsleute müssen noch viel über den Frieden lernen.«
»Interessant. Noch vor sieben Jahren befand sich Bajor in einem Zustand permanenter militärischer Unterdrückung und Guerillakriege. Dennoch nimmt die Föderation es vor Capella auf. Erzürnt Sie dies nicht?«
Akaar kniff die Augen zusammen. Für einen Moment fragte sich Taran’atar, ob er sich verteidigen müsste. Doch der Admiral bewegte sich nicht vom Fleck. »Sollte Bajor ein produktives Mitglied der Föderation werden, ist es Wegbereiter für andere Kandidaten, die sich noch frisch an die Geißel des Krieges erinnern. Ich vertraue darauf, dass Bajors Triumph eines Tages auch Capellas sein wird. Vielleicht nicht während meiner Lebensspanne, aber eines Tages.«
Vertrauen. Glauben. Das Konzept wurde immer verwirrender. »Aber wird Vertrauen nicht einzig dann benötigt, wenn für den Glauben an die Existenz einer Sache keinerlei faktische Basis besteht?«
Akaar trank den restlichen Inhalt seines Glases und sah Taran’atar an. »Präzise. Wir können nicht im Voraus wissen, was geschehen wird – so gründlich wir uns auch vorbereiten. Nehmen Sie abermals Bajor. Manche glauben, die Bajoraner sollten der Föderation erst beitreten, wenn sie eigenständig Frieden mit ihren alten Feinden, den Cardassianern, geschlossen haben. Aber die deutliche Mehrheit glaubt, es sei schon jetzt zur Mitgliedschaft bereit und der Friede mit Cardassia ein automatischer
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