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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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der Stirn zurückgekämmten Haaren, der olivfarbenen Haut, der wohlgeformten Nase und den vollen Lippen hätte er ein italienischer Gigolo oder ein französischer Filmstar sein können.
„Danke, Achmet“, sagte er mit seidiger Stimme zu dem bewaffneten Posten, der hinter mir immer noch die Tür aufhielt. Achmet trat zurück und schloß leise die Tür.
„Mademoiselle Velis, vermute ich“, sagte mein Gegenüber und bedeutete mir, vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. „Ich habe Sie erwartet.“
„Wie bitte?“ fragte ich, blieb stehen und sah ihn durchdringend an. „Entschuldigen Sie, ich möchte Sie nicht erschrecken.“ Er lächelte. „In meinem Amt werden alle Visa überprüft, die ausgestellt werden sollen. Es gibt wenig Frauen, die ein Visum aus geschäftlichen Gründen beantragen. Vermutlich sind Sie sogar die erste. Ich muß gestehen, ich war neugierig darauf, diese Frau kennenzulernen.“
„Gut, nun haben Sie ja Ihre Neugier befriedigt“, sagte ich und wandte mich zur Tür.
„Mademoiselle“, rief er, um meiner Flucht zuvorzukommen, „bitte nehmen Sie doch Platz. Ich bin kein Ungeheuer und werde Sie nicht fressen. Ich bin der Chef der Sicherheitspolizei. Man nennt mich Scharrif.“ Er zeigte mir seine blendendweißen Zähne in Verbindung mit einem strahlenden Lächeln, als ich mich umdrehte und zögernd auf den Stuhl vor dem Schreibtisch setzte. „Erlauben Sie mir die Bemerkung, daß mir Ihre Safarikleidung äußerst gut gefällt. Sie ist nicht nur schick, sondern sehr passend für ein Land mit dreitausend Kilometern Wüste. Haben Sie während Ihres Aufenthalts vor, einmal in die Sahara zu fahren, Mademoiselle?“ fragte er beiläufig und setzte sich hinter den Schreibtisch.
„Ich fahre dorthin, wo mein Auftraggeber mich hinschickt“, erwiderte ich.
„Ach ja, Ihr Auftraggeber“, fuhr er aalglatt fort, „Dr. Kader - Emile Kamel Kader, der Erdölminister. Ein alter Freund. Bitte grüßen Sie ihn sehr herzlich von mir. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er Ihr Visum befürwortet. Darf ich bitte Ihren Paß sehen?“ Er streckte die Hand bereits danach aus.
„Es ist lediglich eine Formalität. Wir kontrollieren nach dem Zufallsprinzip bei jedem Flug Leute gründlicher, als es bei der normalen Abfertigung der Fall ist. Vermutlich wird es Ihnen bei den nächsten zwanzig oder hundert Flügen nicht mehr geschehen.. .“
„In meinem Land“, erklärte ich, „werden Reisende an den Flughäfen nur in ein Büro gebeten, wenn man sie verdächtigt, etwas zu schmuggeln.“ Ich versuchte es mit Angriff, denn die glatten Worte und sein Filmstargebiß konnten mich nicht täuschen. Man hatte von allen Fluggästen nur mich zu dieser Überprüfung beordert. Und ich hatte von fern die Gesichter der Beamten gesehen, die miteinander tuschelten. Sie waren natürlich nicht nur neugierig, weil ich als Frau in Geschäften in ein islamisches Land kam.
„Ach“, sagte er, „Sie glauben, ich halte Sie für eine Schmugglerin? Zu meinem Pech schreibt das Gesetz vor, daß nur Beamtinnen eine Reisende nach Konterbande durchsuchen dürfen! Nein, ich möchte nur Ihren Paß sehen - zumindest im Augenblick.“
Er studierte meinen Paß mit großem Interesse. „Ich hätte Ihr Alter nie erraten. Sie sehen kaum älter als achtzehn aus. Aber Ihrem Paß entnehme ich, daß Sie gerade vierundzwanzig geworden sind. Ach, wie Interessant - wußten Sie, daß Ihr Geburtstag, der vierte April, im Islam ein heiliger Tag ist?“
In diesem Moment fielen mir die Worte der Wahrsagerin ein. Sie hatte mir gesagt, ich solle niemandem mein Geburtsdatum verraten. Aber was war mit Ausweisen und dem Führerschein?
„Ich wollte Sie nicht beunruhigen“, sagte er und sah mich merkwürdig an. „Schon gut“, erwiderte ich so locker wie möglich, „wenn Sie also mit dem Paß fertig sind...“
„Vielleicht möchten Sie noch mehr darüber wissen“, fuhr er unbeirrt und so geschmeidig wie eine Katze fort und griff im nächsten Augenblick nach meiner Umhängetasche, die ich auf den Tisch gelegt hatte. Auch das war sicher nur eine „Formalität“. Mir wurde es immer unbehaglicher. „Sie sind in Gefahr“, hörte ich eine Stimme in mir, „trauen Sie niemandem, denn es steht geschrieben: Am vierten Tag im vierten Monat kommt die Acht.“
„Der vierte April“, sagte Scharrif wie zu sich selbst, während er Lippenstifte, einen Kamm und eine Bürste aus der Tasche nahm und nacheinander sorgfältig auf den Tisch legte, als seien es Beweisstücke für

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