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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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sah sofort, warum: Am Spiegel war eine Mitteilung befestigt.
Ich lief um den großen Flügel herum und stand schließlich vor der Mitteilung. Ich spürte wieder den mittlerweile schon vertrauten kalten Schauer, der mir über den Rücken lief, als ich die Worte las:
    Ich habe Sie gewarnt und werde es wieder tun. Vergessen
Sie nicht; Stecken Sie nicht den Kopf
in den Sand, wenn Sie sich in Gefahr befinden - in Algerien gibt es viel Sand. Warum nicht ins Schwarze treffen...
    Ich blieb lange unbeweglich stehen und starrte auf die Nachricht. Auch ohne den gezeichneten kleinen Springer darunter hätte ich die Handschrift erkannt. Die Nachricht stammte von Solarin. Wie war es ihm gelungen, in mein Apartment zu kommen, ohne das Haar von der Klinke zu wischen? Konnte er an einer Hochhausfassade bis ins elfte Stockwerk klettern und durch das Fenster steigen, ohne die Scheibe zu zerbrechen?
    Ich grübelte vergeblich über eine vernünftige Lösung nach. Was wollte Solarin von mir? Warum nahm er das Risiko auf sich, in meine Wohnung einzudringen, nur um mir diese verrückte Nachricht zukommen zu lassen? Er hatte schon zweimal alles daran gesetzt, um mit mir zu sprechen und mich zu warnen. Und kurz darauf war jedesmal ein Mord geschehen. Aber was hatte das alles mit mir zu tun? Und wenn ich in Gefahr war, was sollte ich seiner Meinung nach tun?
    Ich ging in den Flur zurück, verschloß die Tür sorgfältig und legte die Kette vor. Dann lief ich langsam durch die ganze Wohnung und vergewisserte mich, daß ich wirklich allein war. Ich warf die Post auf den Boden, klappte mein Bett herunter, setzte mich darauf und zog Schuhe und Strümpfe aus. Plötzlich sah ich es.
    Die Nachricht hing noch immer von der kleinen Lampe angestrahlt am Spiegel. Das Licht war aber nicht auf die Mitte des Papiers gerichtet, sondern auf den einen Rand. Mit den Strümpfen in der Hand stand ich auf und lief noch hinüber. Der Lichtstrahl war bewußt auf eine Seite gerichtet - die linke Seite -, so daß jeweils das erste Wort in der Zeile angestrahlt wurde. Und die ersten Worte von oben nach unten gelesen ergaben einen Satz: Ich werde Sie in Algerien treffen.
    Um zwei Uhr morgens lag ich noch immer hellwach im Bett und starrte an die Decke. Ich konnte die Augen nicht schließen. Mein Gehirn arbeitete wie ein Computer. Etwas stimmte nicht, etwas fehlte noch. Zu einem Puzzle gehören viele Teile, aber ich schien sie nicht richtig zusammensetzen zu können. Ich zweifelte aber nicht daran, daß sie zusammenpaßten. Immer wieder spulte ich alles von vorne ab.
    Die Wahrsagerin hatte mich gewarnt und erklärt, ich sei in Gefahr. Solarin hatte mich gewarnt und erklärt, ich sei in Gefahr. Die Wahrsagerin hatte mit ihrer Prophezeiung eine verschlüsselte Nachricht übermittelt. Solarin hatte in seiner Nachricht eine verschlüsselte Mitteilung gemacht. Gab es einen Zusammenhang zwischen der Wahrsagerin und Solarin?
    Etwas hatte ich verdrängt, weil es keinen Sinn ergab. Die verschlüsselte Botschaft der Wahrsagerin lautete: „J'adoube K.V.“ Nim hatte erklärt, es habe den Anschein, als wolle sie Kontakt zu mir aufnehmen. Aber warum hatte ich dann nichts mehr von ihr gehört? Silvester lag drei Monate zurück, und sie war seitdem wie von der Bildfläche verschwunden.

Ich entschloß mich aufzustehen und machte Licht. Da ich nicht schlafen konnte, würde es mir vielleicht wenigstens gelingen, das verdammte Geheimnis zu lösen. Ich ging zum Schrank und suchte, bis ich die Papierserviette und das zusammengefaltete Blatt Papier gefunden hatte, auf dem Nim den Text zu Zeilen geordnet hatte. Dann schleppte ich mich zur Kochnische und goß mir einen großen Brandy ein. Schließlich sank ich auf einen Berg Kissen mitten im Zimmer.
    Ich nahm einen Bleistift aus einer Dose in der Nähe und begann, Buchstaben zu zählen und einzukreisen, wie Nim es mir gezeigt hatte. Wenn die verrückte Frau unbedingt mit mir in Verbindung treten wollte, dann hatte sie es vielleicht schon getan. Vielleicht stand noch etwas verschlüsselt in dem Text, das mir bis jetzt entgangen war.
    Da der erste Buchstabe jeder Zeile eine Botschaft ergeben hatte, versuchte ich es nach demselben Prinzip mit dem letzten Buchstaben jeder Zeile. Leider ergab das nur: „edtttttd“.
Das erschien mir metaphorisch wenig bedeutsam. Also versuchte ich es mit allen ersten Buchstaben der zweiten Worte, der dritten Worte jeder Zeile, und so weiter. Das führte zu Ergebnissen wie 'dsreidwue' und 'liwwsedds'. Ich kochte

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