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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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wissen, daß Europa den Mauren, die im achten Jahrhunden Sevilla erobert hatten, beinahe alle wichtigen mathematischen Erkenntnisse verdankte. Die Suche nach dem legendären Schachspiel hatte offensichtlich etwas mit Mathematik zu tun - aber was? Scharrif hatte mir mehr erzählt, als ich ihm, aber ich konnte mit seinen Informationen nichts anfangen. Ich nahm ihm das letzte Buch aus der Hand und legte es in die Ledertasche.
„Da Sie sich ein Jahr in Algerien aufhalten wollen“, sagte er, „werden wir vielleicht Gelegenheit haben, einmal zusammen Schach zu spielen. Ich war einmal Anwärter auf den Titel des persischen Jugendmeisters...“
„Vergessen Sie bitte nicht, ich bin nicht zum Schachspielen hier“, sagte ich über die Schulter und öffnete die Tür.
Achmet, offenbar Scharrifs Leibwächter, sah zuerst mich verblüfft an und dann seinen Herrn, der aufgesprungen war. Ich schlug die Tür so heftig hinter mir zu, daß das Glas klirrte.
Ohne einen Blick zurück eilte ich zum Zoll. Als ich für den Zöllner die Koffer öffnete, bemerkte ich an seinem mangelnden Interesse und der verräterischen Unordnung, daß er den Inhalt bereits kannte. Er klappte die Deckel zu und machte mit Kreide ein Zeichen darauf.
Der Flughafen war inzwischen menschenleer. Glücklicherweise war der Wechselschalter noch offen. Nachdem ich etwas Geld umgetauscht hatte, rief ich einen Gepäckträger und ging hinaus, um ein Taxi zu suchen. Schwere, samtige Luft schlug mir entgegen. Betäubender Jasminduft durchdrang alles.
„Zum Hotel El-Riadh“, sagte ich dem Fahrer beim Einsteigen. Als der Wagen in Richtung Algier fuhr, entging mir nicht, daß uns „unauffällig“, aber hartnäckig ein schwarzer Wagen folgte.
    „Bedaure, Madame“, erklärte der Empfangschef, „ich habe keine Zimmerbestellung auf Ihren Namen. Und leider sind wir ausgebucht.“ Er lächelte, sah mich achselzuckend an und drehte mir den Rücken zu, um sich mit irgendwelchen Papieren zu beschäftigen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. So spät am Abend in diesem abgelegenen Hotel. Kein Taxi weit und breit. Ich könnte ja Scharrifs Leute bitten, mich in ein Hotel oder wenigstens in die Stadt zu bringen, dachte ich bitter.
    „Es muß ein Irrtum vorliegen“, sagte ich laut und vernehmlich. „Meine Reservierung wurde vor einer Woche von Ihnen bestätigt.“
„Das war sicher ein anderes Hotel“, erwiderte er höflich, aber bestimmt und sah mich mit der offenbar landesüblichen, undurchdringlichen lächelnden Maske an. Mich packte die Wut. Er sollte wagen, mir noch einmal den Rücken zuzuwenden!
Dann dachte ich: Vielleicht ist das nur eine Lektion für eine unbedarfte Ausländerin. Vielleicht ist es nur der Auftakt zur Bestechung im arabischen Stil. Vielleicht mußte man hier um alles handeln - nicht nur um hochdotierte Beraterverträge. Warum nicht diese Theorie einfach überprüfen? Ich holte einen Fünfzigdinarschein aus der Tasche und legte ihn auf das polierte Holz.
„Wären Sie so freundlich, mein Gepäck hinter die Theke zu stellen? Ich bin mit Scharrif, dem chef de la sécurité hier verabredet - bitte sagen Sie ihm, wenn er kommt, daß ich in der Hotelhalle sitze.“ So ganz gelogen ist es nicht, dachte ich. Scharrif konnte jederzeit hier auftauchen, da seine Leute mir bis zur Hotelauffahrt gefolgt waren. Außerdem würde der Empfangschef wohl kaum einen Mann wie Scharrif anrufen, um sich nach seinen Plänen für diesen Abend zu erkundigen.
„Oh, entschuldigen Sie, Madame“, rief der Empfangschef und fuhr mit dem Finger über das Zimmerverzeichnis, nachdem er geschickt das Geld eingestrichen hatte. „Ich sehe gerade, wir haben in der Tat eine Reservierung auf Ihren Namen.“ Er machte eine Eintragung und schenkte mir wieder sein Sphinxlächeln. „Soll der Hausdiener das Gepäck auf Ihr Zimmer bringen?“
„Das wäre sehr freundlich“, sagte ich und drückte dem Hausdiener, der plötzlich neben mir stand, ein Trinkgeld in die Hand. „Ich werde mich inzwischen hier umsehen. Lassen Sie mir bitte den Zimmerschlüssel in die Hotelhalle bringen.“
„Sehr wohl, Madame“, sagte der Empfangschef und verneigte sich.
Ich hängte mir meine Tasche über die Schulter und schlenderte in die Hotelhalle. Am Eingang und in der Rezeption wirkte das Hotel niedrig und modern, aber als ich um die Ecke bog, lag vor mir ein riesiger Raum wie ein Atrium. Weiß verputzte, phantasievoll gekurvte, fünfzehn Meter hohe Wände trugen eine Kuppeldecke. Sie war an manchen Stellen

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