Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
Vom Netzwerk:
die Beine aus und griff nach dem Telefon. Ich konnte Nim jetzt zwar nicht erreichen, aber seinem Computer eine Nachricht hinterlassen. Nim war ein Meister im Entschlüsseln, vielleicht sogar der kompetenteste Mann der Welt. Er hatte Vorträge über dieses Thema gehalten und Bücher darüber geschrieben. Kein Wunder, daß er mir die Papierserviette aus der Hand riß, als er das Reimschema sah. Er hatte sofort vermutet, es sei ein Code. Aber der Kerl hatte geschwiegen, damit ich selbst dahinterkommen sollte. Ich wählte die Nummer und hinterließ als Abschiedsnachricht:
    Ein Bauer rückt nach Algier vor.
    Draußen wurde es langsam hell, und ich beschloß, zu Bett zu gehen. Ich wollte endlich aufhören zu denken, und mein Gehirn war mit diesem Vorsatz einverstanden. Ich gab dem Stapel Briefe auf dem Boden einen Tritt und entdeckte dabei einen Umschlag ohne Briefmarke und Adresse. Er mußte also überbracht worden sein. Die verschlungene, schwungvolle Handschrift, in der mein Name dort stand, kannte ich nicht. Ich riß ihn auf und zog eine große weiße Karte heraus, auf der stand:
    Meine liebe Katherine,
ich habe mich über unsere kurze Begegnung gefreut. Ich werde nicht in der Lage sein, Sie vor Ihrer Abreise noch einmal zu sehen, denn ich verlasse die Stadt für ein paar Wochen.
Nach unserem Gespräch habe ich beschlossen, Lily zu Ihnen nach Algier zu schicken. Zwei Köpfe sind besser, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Finden Sie nicht auch?
Übrigens, ich habe vergessen Sie danach zu fragen ... Wie fanden Sie Ihre Begegnung mit meiner Freundin, der Wahrsagerin? Sie läßt Sie grüßen. Also dann: Willkommen beim Spiel.
    Mit herzlichen Grüßen
     
    Mordecai Rad

 
ALGIER April 1973
    Es war eine dieser lavendelblauen Abenddämmerungen, in denen der Frühling aufstrahlt. Sogar der Himmel schien zu singen, als das Flugzeug über der Mittelmeerküste kreiste. Unter mir lag Algier.
    „Al-Djezalr Beida“, nennen sie es. Die weiße Insel. Es wirkt, als sei es taufrisch wie eine Märchenstadt, wie ein Wunder aus dem Meer aufgestiegen. Die sieben legendären Hügel sind mit weißen Häusern überzogen, die malerisch ineinander übergehen.
    Das war die weiße Stadt, die den Weg in den dunklen Kontinent erhellte. Dort unten, hinter der glänzenden Fassade lagen die verstreuten Figuren, die ein Geheimnis bargen, zu dessen Lösung ich um die halbe Welt gereist war. Als das Flugzeug über dem Meer tiefer ging, hatte ich das Gefühl, nicht in Algier zu landen, sondern auf dem ersten Feld des Bretts: Dieses Feld würde mich in das Zentrum des Spiels bringen.
    „Ihre Papiere sind in Ordnung“, sagte der Beamte an der Paßkontrolle ruhig. „Sie können zum Zoll gehen.“
Ich murmelte ein "Danke“, nahm meine Papiere und ging durch den schmalen Gang in Richtung auf die Tafel mit der Aufschrift „Douanier“. Schon von weitem sah ich mein Gepäck auf einem bereits angehaltenen Transportband. Aber als ich dort hingehen wollte, kam ein Beamter auf mich zu.
„ Pardon, Madame ", sagte er höflich und so leise, daß niemand es hören konnte, „würden Sie mir bitte folgen?“ Er deutete auf eine Tür mit einer Milchglasscheibe, vor der ein Posten mit einer Maschinenpistole an der Hüfte stand. Ich spürte einen Kloß im Hals.
„Auf keinen Fall!“ erwiderte ich betont laut. Ich wollte an ihm vorbei zu meinem Gepäck.
„Ich muß leider darauf bestehen“, sagte der Mann und legte mir die Hand auf den Arm. Mich erfaßte Panik.
„Wo liegt das Problem?“ fragte ich und entzog ihm meinen Arm. „ Pas de problème “, erwiderte er ruhig, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Der chef de la sécurité möchte Ihnen ein paar Fragen stellen. Das ist alles. Es wird nicht lange dauern. Um Ihr Gepäck müssen Sie sich keine Gedanken machen. Ich werde persönlich darauf aufpassen.“
Ich machte mir keine Gedanken um mein Gepäck. Ich wollte die hellerleuchtete Abfertigungshalle nicht verlassen und in ein dubioses Büro gehen, vor dem ein Posten mit einer Maschinenpistole stand. Aber es blieb mir keine andere Wahl. Der Beamte begleitete mich zu der Tür. Der Posten trat beiseite und ließ mich eintreten.
Ich befand mich in einem winzigen Raum, in dem kaum ein Metallschreibtisch und zwei Stühle Platz fanden. Der Mann hinter dem Tisch erhob sich zur Begrüßung, als ich eintrat.
Er war etwa dreißig Jahre alt, muskulös, schlank, gebräunt und sah gut aus. Er kam so geschmeidig wie eine Katze um den Tisch herum. Mit den dichten, aus

Weitere Kostenlose Bücher