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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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an ihnen vorbei durch den Gang - ihr Gesicht und Kleid waren mit Blut bespritzt. Sie hörte das Geschrei hinter sich, während sie auf die offene Tür zulief. Was hatte er mit ‚verspielt’ gemeint?
Sie hatte die Hand an der Türklinke, als der Schlag von hinten sie traf. Sie spürte den Schmerz, hörte splitterndes Holz. Sie stürzte zu Boden. Teile des zerbrochenen Stuhls lagen um sie herum auf dem staubigen Boden. Ihr Kopf dröhnte, und sie versuchte aufzustehen. Ein Mann packte sie am Kleid, seine Hände krallten sich in ihre Brust, und er zog sie hoch. Er warf sie gegen die Wand. Ihr Kopf schlug gegen den Stein, und sie fiel wieder auf den Boden. Sie konnte nicht mehr aufstehen. Sie hörte das Getrampel vieler Menschen, die ins Haus stürzten, das Geschrei und Gebrüll von Männern und das Jammern und Klagen von Frauen.
Nach langer Zeit spürte sie Hände, jemand versuchte, sie aufzuheben. Männer in dunklen Uniformen halfen ihr auf die Füße. Ihr Kopf schmerzte. Sie hatte stechende Schmerzen am Hals und im Rücken. Die Männer stützten sie an den Ellbogen und schleppten sie zur Tür.
Draußen umringte eine Menschenmenge das Haus. Mireilles Augen nahmen die vielen Gesichter nur verschwommen wahr. Die Polizei drängte die aufgebrachten Menschen zurück. Sie hörte Schreie: „Mörderin!“ - „Mörderin!“ Und auf dem Platz in der Nähe entdeckte sie plötzlich ein bleiches Gesicht am offenen Fenster einer Droschke. Mireille versuchte, wieder klar zu sehen, und für den Bruchteil einer Sekunde sah sie die angstgeweiteten blauen Augen, die blutleeren Lippen und die weißen Finger, die sich krampfhaft an die Droschkentür klammerten - Charlotte Corday. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
14. JULI 1793
    Um acht Uhr abends kehrte Jacques-Louis David müde aus dem Konvent nach Hause zurück. Die Pariser ließen bereits Feuerwerkskörper knallen und liefen wie Betrunkene durch die Straßen, als seine Kutsche in den Hof rollte.
    Es war der Jahrestag der Erstürmung der Bastille. Aber David war nicht in der rechten Feierstimmung. Als er am Morgen im Konvent erschien, erfuhr er, daß Marat am Vorabend ermordet worden war! Und die Frau, die als seine Mörderin in der Bastille saß, war Mireilles Besucherin - Charlotte Corday!
    Mireille war abends nicht zurückgekommen. David war krank vor Angst. Er konnte nicht ausschließen, daß der lange Arm der Pariser Kommune sich auch nach ihm ausstreckte, wenn bekannt wurde, daß der Plan zu der anarchistischen Tat in seinem Eßzimmer ausgeheckt worden war. Wenn er doch nur Mireille finden könnte! Er mußte sie aus Paris verschwinden lassen.
    Er stieg aus der Kutsche, blies den Staub von der dreifarbigen Kokarde, die er selbst für die Abgeordneten entworfen hatte, um den Geist der Revolution zum Ausdruck zu bringen. Als er zum Tor ging, um es zu schließen, löste sich eine schlanke Gestalt aus dem Schatten und trat auf ihn zu. David zuckte erschrocken zusammen, als der Mann seinen Arm ergriff. Ein Feuerwerkskörper zischte in diesem Augenblick in den Himmel, und er erkannte das blasse Gesicht und die meergrünen Augen von Maximilien Robespierre.
    „Wir müssen miteinander sprechen, Bürger“, flüsterte Robespierre, und seine Stimme klang eisig. „Sie sind heute nachmittag nicht bei dem Verhör gewesen ...“
„Ich war im Konvent!“ rief David angstvoll, denn er ahnte, von welchem Verhör Robespierre sprach. „Warum überfallen Sie mich im Dunkeln wie ein Verbrecher?“ fragte er, um den wahren Grund für sein Zittern zu verbergen. „Kommen Sie herein, wenn Sie mit mir sprechen wollen.“
„Ich möchte aber nicht“, sagte Robespierre, „daß meine Worte von Dienern und Spionen am Schlüsselloch mitgehört werden, mein Freund.“
„Meine Diener haben heute, am Tag der Bastille, Ausgang“, erwiderte David. „Weshalb glauben Sie, schließe ich das Tor selbst ab?“ Er zitterte immer noch so heftig, daß er dankbar für die Dunkelheit war, die sie umgab, während sie zusammen über den Hof gingen.
„Es ist sehr bedauerlich, daß Sie nicht zu dem Verhör kommen konnten“, sagte Robespierre, als sie das dunkle, leere Haus betraten. „Die Frau, die man verhört hat, war nämlich nicht Charlotte Corday, sondern das Mädchen, dessen Bild Sie mir gezeigt haben und nach dem wir seit so vielen Monaten in ganz Frankreich suchen. Mein lieber David - Ihr Schützling Mireille hat Marat ermordet!“
    David war es trotz der warmen Julinacht eiskalt. Er saß Robespierre in dem

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