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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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vierstöckigen Hauses von der anderen Seite auf uns zuraste.
    Ich prallte gegen Solarin, packte sein Hemd und stemmte mich, so fest ich konnte, gegen das Wasser und das steile Deck. Gott weiß, wie ich ihn ins Cockpit zurückschleppte und ihn auf die Seite wälzte. Ich hob seinen Kopf aus dem Wasser, drückte ihn gegen die Sitzbank und schlug ihm mehrmals fest ins Gesicht. Aus einer Wunde an seinem Kopf floß Blut und lief ihm über das Ohr. Ich schrie ihn über den tobenden Sturm hinweg an, während das Boot die Wasserwand hinunterschoß.
    Er schlug benommen die Augen auf und schloß sie wegen der Gischt sofort wieder. „Wir sinken!“ schrie ich. „Was sollen wir tun?“
Solarin richtete sich kerzengerade auf und klammerte sich an die Bank. Dann sah er sich schnell um und nahm die Situation in sich auf. „Du mußt sofort die Segel bergen...“ Er packte meine Hände und legte sie auf das Steuerrad. „Nach steuerbord!“ schrie er und versuchte aufzustehen.
    „Ist das links oder rechts?“ schrie ich in Panik. „Rechts!“ schrie er zurück, aber dann brach er wieder neben mir zusammen. Das Wasser schoß über uns hinweg, und ich klammerte mich an das Steuerrad.
Ich zog an dem Rad, so fest ich konnte, während ich fühlte, wie das Boot mit der Nase voran steil nach unten fiel. Ich drehte das Steuer, bis wir völlig auf der Seite lagen. Ich dachte, wir würden kentern - die Schwerkraft zog uns nach unten, und vor uns ragte die nächste Wasserwand auf, die das schmutzigbraune erste Licht am Himmel verdunkelte. „Die Falleinen!“ schrie Solarin und hielt sich an mir fest. Ich sah ihn eine Sekunde lang an,
dann schob ich ihn ans Steuer, das er mit ganzer Kraft umklammerte. Ich spürte Todesangst. Solarin steuerte das Boot immer noch auf die heranrollende Welle zu. Er packte ein Beil, drückte es mir in die Hand, und ich kroch über den Rand des Cockpits zum vorderen Mast. Die Weile wurde immer höher und höher, und der Kamm wölbte sich. Ich sah nur noch Wasser um und über dem Boot. Das Donnern von mehreren tausend Tonnen Wasser war ohrenbetäubend. Ich schob alle Gedanken beiseite und kroch schlitternd auf den Mast zu. Ich umklammerte ihn, schlug mit dem Beil auf die Leine, bis die Fasern durchtrennt waren und wie ein Knäuel Schlangen spiralenförmig in die Luft sprangen. Das Tau riß, und ich preßte mich flach an Deck, als die Flut wie ein Zug in voller Fahrt über uns hinwegbrauste. Es gab plötzlich überall nur noch Segel, und ich hörte das schreckliche Geräusch von splitterndem Holz. Kiesel und Sand schlugen mir ins Gesicht. Wasser wurde mit Macht in meine Kehle gepreßt; ich versuchte, nicht zu würgen oder nach Luft zu ringen. Ich wurde vom Mast losgerissen und rückwärts geschleudert. Ich wußte nicht mehr, was oben und unten war, und versuchte krampfhaft, mich an allem Erreichbaren festzuhalten. Aber die Flut nahm kein Ende. Der Bug hob sich hoch in die Luft und sank wieder nach unten. Schmutziggraue Gischt klatschte über das Deck, während die Wellen uns wie einen Ball herumwarfen - aber noch waren wir nicht gekentert. Die Segel waren überall; sie schleppten im Wasser, wehten klatschend über das Deck, und eines lag mir schwer über den Beinen. Ich kroch langsam
weiter zum zweiten Mast, tastete nach dem Beil, das unter einem Haufen Segeltuch ganz in meiner Nähe lag. Ich klammerte mich an die Reling und schaffte es schließlich zurück zum Cockpit. Don saß Solarin, umklammerte mit einer Hand das Steuerrad und zerrte mit der anderen Segeltuch beiseite. Blut färbte die blonden Haare, die ihm um den Kopf lagen wie ein rotes Band.
„Das andere Segel muß runter!“ schrie er mir zu. „Nimm, was du findest, aber kapp die Leinen, ehe die nächste Welle kommt.“ Ich durchschlug die Leinen des Segels am zweiten Mast, aber der Wind war so stark, daß ich schwer zu kämpfen hatte, bis das Segel fiel. Ich rollte es, so gut ich konnte, zusammen und lief geduckt über das Deck. Ich war naß bis auf die Haut, aber ich holte den Klüver ein, zerrte mit ganzer Kraft daran und zog ihn dann aus dem Wasser, das über das Deck lief. Solarin holte den Großbaum ein, der wie ein gebrochener Arm hin- und herschwankte. Dann war ich in wenigen Sätzen wieder im Cockpit, wo Solarin mit dem Steuerrad kämpfte. Das Schiff tanzte wie ein Kork auf den dunklen Wellen, die beißende Gischt über das Deck trieben. Wir wurden vor und zurück geschleudert, aber es kamen keine Wellen

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