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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Katastrophe bei vollem Bewußtsein zu erleben.“ Lily sah wirklich noch sehr mitgenommen aus. Sie stolperte über das chaotische Deck, auf dem sich nasse Leinwand türmte, und holte immer wieder tief Luft.

„Wir haben ein Problem“, sagte ich, als wir uns zu Solarin setzten. „Wir werden das Flugzeug nicht erreichen. Wir müssen uns überlegen, wie wir nach Manhattan kommen, ohne daß die Schachfiguren dem Zoll in die Hände fallen, von Kontrollen durch die Geheimpolizei ganz zu schweigen.“
    „Scharrif wird inzwischen alle Flughäfen überwachen lassen - natürlich auch auf Ibiza und Mailorca“, ergänzte Solarin. „Ich habe Minnie versprochen, euch beide mit den Figuren sicher zurückzubringen, und deshalb schlage ich folgendes vor.“ Er holte Luft und lächelte.
    „Also los!“ ermunterte ihn Lily. „Inzwischen bin ich zu allein bereit.“ Sie fuhr Carioca mit den Fingern durch das verklebte, nasse Fell.
„Formentera ist eine kleine Fischerinsel. Die Leute sind an Touristen mit Yachten gewöhnt, die für einen Tag von Ibiza herüberkommen. Diese Bucht ist geschützt, hier fallen wir niemandem auf. Ich schlage vor, wir kaufen uns im nächsten Ort etwas zum Anziehen und Proviant. Ich werde mich nach einem neuen Segel umsehen und nach Werkzeug, um die Schäden zu reparieren. Das ist vielleicht nicht billig, aber etwa in einer Woche können wir wieder seetüchtig sein und so still und unauffällig davon segeln, wie wir gekommen sind.“
„Klingt gut“, sagte Lily. „Ich habe noch genug durchweichtes Geld. Das können wir getrost ausgeben. Ich brauche unbedingt etwas zum Wechseln, und ein paar Tage Erholung nach den vielen Aufregungen könnten uns nicht schaden. Aber wohin wollen wir fahren, wenn das Boot wieder in Ordnung ist?“
„Nach New York“, sagte Solarin, „über die Bahamas und die Binnenwasserstraße."
„Was!!??“ riefen Lily und ich wie aus einem Mund.
„Das sind mindestens sechstausend Kilometer“, fügte ich schaudernd hinzu, „in einem Boot, das kaum vierhundert Kilometer und einen Sturm überstanden hat.“
„Ehrlich gesagt, es sind eher siebeneinhalbtausend Kilometer auf der Strecke, die ich mir vorstelle“, erwiderte Solarin und lächelte heiter. „Aber warum sollen wir es nicht schaffen, wenn Kolumbus es geschafft hat? Es ist vielleicht die ungünstigste Jahreszeit, um im Mittelmeer zu segeln, aber die beste für eine Atlantiküberquerung. Mit einer anständigen Brise dauert es knapp einen Monat - und ihr seid beide seefest, wenn wir ankommen.“
Lily und ich waren zu erschöpft, durstig und hungrig, um überzeugend argumentieren zu können. Außerdem überlagerte die Erinnerung an das, was sich zwischen mir und Solarin ereignet hatte, meine Erinnerung an den Sturm. Ein Monat in dieser Art wäre im Grunde gar nicht so unangenehm. Lily und ich machten uns also auf die Suche nach einer Stadt oder einem Dorf auf der kleinen Insel. Solarin blieb auf der Yacht und begann mit dem Aufräumen.
Tage harter Arbeit und das schöne sonnige Wetter nahmen viel von der Spannung, unter der wir standen. Auf Formentera fanden wir weißgestrichene Häuser und sandige Wege, Olivenhaine und lauschige Quellen, alte, schwarzgekleidete Frauen und Fischer in gestreiften Hemden. All das vor dem Hintergrund des endlosen azurblauen Meers empfanden meine Augen als Balsam und meine Seele als Trost. Bereits drei Tage gutes Essen mit frischem Fisch, reifem Obst und gutem, starkem Mittelmeerwein wirkten wahre Wunder; wir bewegten uns von morgens bis abends in der gesunden, salzigen Luft und hatten bald tiefgebräunte Haut. Selbst Lily wurde schlank und sah gesund und sportlich aus.
Sie spielte jeden Abend mit Solarin Schach. Er ließ sie zwar nie gewinnen, erklärte ihr aber nach jedem Spiel mit größter Hingabe und Ausführlichkeit die Fehler, die sie gemacht hatte. Nach einer Weile nahm sie ihre Niederlagen nicht nur gutmütig hin, sondern stellte Solarin Fragen, wenn sie einen Zug nicht verstand. Das Schachspielen nahm sie völlig in Anspruch, und so merkte sie nicht einmal, daß ich es schon in der ersten Nacht vorzog, mit Solarin an Deck zu schlafen, und nicht wie sie in der Kabine.
„Sie ist wirklich gut“, sagte Solarin eines Nachts, als wir allein an Deck saßen und zu dem schweigenden Sternenmeer aufblickten. „Sie kann alles, was ihr Großvater kann - und mehr. Sie wird eine große Schachspielerin sein. Sie muß nur noch vergessen, daß sie eine Frau ist.“
„Was hat das Frausein damit zu

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