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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Er reichte mir den versiegelten Umschlag. Ich wollte ihn gerade öffnen, als plötzlich etwas schnarrte. Es dauerte einen Augenblick, bis ich das Geräusch als eine Telefonklingel identifizieren konnte.
„Ich dachte, du hast kein Telefon!“ Ich sah Nim vorwurfsvoll an. Er stellte schnell die Flasche ab und lief zur Anrichte.
„Stimmt auch“, erwiderte er, zog rasch einen Schlüssel und schloß eine Schublade auf. Er holte ein klingelndes Telefon hervor. „Es gehört nicht mir - eine Art ‘heißer Draht’, konnte man sagen.“ Er nahm den Hörer ab und meldete sich. Solarin und ich waren aufgesprungen,
„Mordecai!“ flüsterte ich und lief zu Nim. „Lily ist bei ihm!“
Nim reichte mir ernst den Hörer und sagte: "Jemand möchte dich sprechen.“
„Mordecai, hier ist Kat. Ist Lily bei Ihnen?“ fragte ich atemlos.
„Kleines!“ dröhnte es mir so laut entgegen, daß ich sofort den Hörer vom Ohr hielt - Harry Rad! „Wie ich höre, war deine Fahrt zu den Arabern sehr erfolgreich! Wir müssen uns sehen und miteinander reden. Aber leider ist etwas nicht ganz in Ordnung. Ich bin hier bei Mordecai. Er hat mich angerufen und gesagt, Lily habe sich gemeldet und sei von der Grand Central Station hierher unterwegs. Also bin ich natürlich sofort gekommen. Aber sie ist noch nicht da...“
Ich war sprachlos. „Ich dachte, du und Mordecai, ihr redet nicht miteinander!“ brüllte ich zurück.
„Kleines, das ist doch meschugge“, brummte Harry einlenkend, „Mordecai ist mein Vater. Natürlich rede ich mit ihm. Ich rede sogar im Augenblick mit ihm - das heißt, er hört zu.“
„Aber Blanche hat gesagt -“
„Ach, das ist etwas anderes“, erklärte Harry. „Entschuldige, wenn ich das sage, aber meine Frau und ihr Bruder sind keine sehr netten Leute. Ich mache mir um Mordecai große Sorgen, seit ich Blanche Regine geheiratet habe - du verstehst doch, was ich meine. Ich kann nicht erlauben, daß er zu uns kommt...“
Blanche Regine, Blanche Regine?! Natürlich! O ich Idiotin! Warum hatte ich das noch nicht begriffen? Blanche und Lily - Lily und Blanche - beide Namen bedeuteten „Weiß“. Sie hatte ihre Tochter „Lily“ genannt, in der Hoffnung, sie werde in ihre Fußstapfen treten. Blanche Regine - die weiße Dame!
Mir wurde schwindlig. Solarin und Nim sahen mich schweigend an. Natürlich - Harry war die Schlüsselfigur! Nim hatte mir Harry als Klienten vermittelt. Saul hatte sich auf ein Doppelspiel eingelassen, indem er auch für Blanche und Llewellyn arbeitete. Vielleicht hatte Harry die Leiche von Saul in den East River geworfen, um die Sache zu vertuschen. Möglicherweise wollte er damit nicht nur die Polizei auf die falsche Spur lenken, sondern auch seine Frau und seinen Schwager.
Harry hatte Lily mit einem dicken Packen Dollar nach Algier geschickt, denn nachdem er von den Vorgängen bei dem Schachturnier erfahren hatte, wußte er, daß Lily weniger von Hermanold Gefahr drohte - der vermutlich nur ein Bauer war -, sondern mehr von ihrer Mutter und ihrem Onkel!
Harry hatte Blanche, die weiße Dame, geheiratet, so wie Mireille von Talleyrand verlangt hatte, die Frau aus Indien zu heiraten. Aber Talleyrand war nur ein Läufer gewesen!
„Harry“, sagte ich heiser, „du bist der schwarze König!“
„Kleines“, klang es plötzlich sehr sanft durch die Leitung. Ich sah sein Bernhardinergesicht mit den traurigen Augen geradezu vor mir. „Ich hoffe, du verzeihst mir, daß ich dich so lange im dunklen gelassen habe. Aber ich glaube, du verstehst jetzt die Situation besser. Wenn Lily nicht bei dir ist...“
„Ich rufe zurück“, erwiderte ich, „ich muß jetzt auflegen.“
„Wir brauchen deinen Computer!“ rief ich Nim zu. „Ich glaube, ich weiß, wo sie ist; sie wollte eine Nachricht hinterlassen, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht.“
Nim drückte auf eine Taste am Telefon und wählte eine Nummer. Ich hielt den Hörer in der Hand, und im nächsten Augenblick hörte ich Lilys vom Computer aufgezeichnete Nachricht.
„Ich bin im Palm Court im Plaxa. Ich war zu Hause und wollte die Wagenschlüssel aus dem Sekretär im Wohnzimmer holen. Aber mein Gott -“ Die Stimme brach ab. Konnte eine elektronische Stimme beben? „Du kennst doch Llewellyns abscheulichen Sekretär mit den Messingknöpfen? Es sind keine Messingknöpfe - es sind die Figuren! Sechs! Die Unterseiten wirken wie Knöpfe, aber es sind die Schachfiguren. Die Oberteile ruhen in Blindfächern der Schubkasten. Die Kästen klemmten schon

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