Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
Vom Netzwerk:
lächelte kühl wie immer. Sie hielt ein Glas Champagner in der Hand.
„Nun, da sind wir ja - alle beisammen!“ sagte sie und hielt mir ihre Porzellanwange zur Begrüßung hin. Ich ignorierte sie. Blanche wandte sich an Lily und sagte: „Nimm den Hund und bring ihn ins Arbeitszimmer. Ich glaube, wir haben bereits genug Zwischenfälle für einen Tag.“
„Moment“, sagte ich kalt, als Lily sich nach Carioca bückte, „wir sind nicht zum Cocktail gekommen. Was habt ihr mit Harry gemacht?“ Ich lief an Blanche vorbei in die Wohnung. Nichts hatte sich in dem vergangenen halben Jahr verändert, aber ich sah jetzt alles mit anderen Augen; Der Marmorboden im Vorraum hatte ein Schachbrettmuster - das Endspiel, dachte ich.
„Ihm geht es gut“, erwiderte Blanche und folgte mir zu der weißen Marmortreppe, die ins Wohnzimmer hinunterführte - hinter ihr kamen Solarin, Nim und Lily. Llewellyn kniete vor dem Sekretär. Er nahm die Schubladen auseinander und holte gerade die anderen vier Figuren aus dem Versteck. Überall auf dem Boden lagen Holzstücke. Als ich durch den riesigen Raum lief, hob er den Kopf.
„Hallo, Kleines!“ begrüßte er mich und stand auf. „Ich höre voll Freude, daß du uns wie verabredet die Figuren bringst. Leider hast du das Spiel nicht so gespielt, wie wir gehofft hatten. Offenbar hast du die Seite gewechselt. Wie traurig. Dabei habe ich dich immer sehr gemocht.“
„Ich war nie auf eurer Seite, Llewellyn“, entgegnete ich angewidert. „Ich möchte zu Harry. Keiner verläßt vor mir die Wohnung. Ich weiß, Hermanold ist hier, aber wir sind mehr als ihr.“
„Nicht ganz“, sagte Blanche vom anderen Ende des Zimmers. Sie goß sich Champagner ein, warf Lily einen Blick zu, die Carioca auf dem Arm hielt und sie wütend anstarrte, dann kam sie zu mir und sah mich mit ihren kalten blauen Augen an. „Ein paar eurer Freunde sind auch noch da - zum Beispiel Mister Brodski vom KGB. Er arbeitete schon lange für mich. Und Scharrif. El-Marad hat ihn freundlicherweise auf meinen Wunsch einfliegen lassen. Sie warten schon mit Ungeduld auf eure Ankunft und haben das Haus Tag und Nacht nicht aus den Augen gelassen. Ihr müßt einen großen Umweg gemacht haben.“
Ich sah Solarin und Nim an. Damit hätten wir natürlich rechnen müssen.
„Was hast du mit meinem Vater gemacht?“ sehne Lily und trat drohend vor Blanche. Carioca knurrte Llewellyn böse an.
„Er liegt hübsch verpackt im Bügelzimmer“, erwiderte Blanche und spielte mit der obligatorischen Perlenkette. „Ihm geschieht nichts, wenn ihr alle vernünftig seid: Ich möchte die Figuren! Es hat bereits genug Gewalttätigkeiten gegeben. Ich weiß, wir haben das Blutvergießen alle satt. Niemandem wird ein Haar gekrümmt. Ihr müßt mir nur die Figuren geben.“
Llewellyn zog einen Revolver aus der Jacke. „Etwas Blut möchte ich noch fließen sehen“, sagte er mit einem zynischen Lächeln zu Lily. „Laß das kleine Untier los, damit ich endlich das tun kann, wonach mir schon lange der Sinn steht.“
Lily funkelte ihn wütend an, aber ich legte ihr die Hand auf den Arm, denn ich sah, daß Nim und Solarin bereits Stellung bezogen. Ich fand, es war genug geredet worden. Meine Figuren waren zum Schlagabtausch bereit.
„Du hast offensichtlich das Spiel etwas aus den Augen verloren“, sagte ich zu Blanche, „ich habe neunzehn Figuren. Mit den vier, die du uns hiermit übergibst, haben wir dreiundzwanzig
- damit können wir die Formel entschlüsseln und das Spiel gewinnen.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, daß Nim lächelte und mir zunickte. Blanche starrte mich entgeistert an.
„Du hast den Verstand verloren“, fauchte sie. „Mein Bruder hat einen Revolver und zielt auf dich. Mein lieber Mann - der schwarze König -wird von drei Männern bewacht. Das heißt, der König ist gefesselt, ist schachmatt, und nur darum geht es beim Spiel.“
„Nicht in diesem Spiel“, erwiderte ich und ging in Richtung Bar, wo Solarin stand. „Du kannst aufgeben. Du weißt nicht, worum es geht, du kennst die Züge nicht, ja noch nicht einmal die Spieler. Nicht nur du hast einen Bauern - wie Saul - in den Haushalt geschmuggelt, nicht nur du hast Verbündete in Rußland und Algerien ...“ Ich stand neben der Bar an der Treppe und hatte die Hand an der Champagnerflasche. Ich lächelte Blanche an. Ihr blasses Gesicht war plötzlich völlig blutleer. Llewellyn zielte auf mich, aber ich hoffte, er werde nicht abdrücken, ehe er das Ende meiner Geschichte gehört

Weitere Kostenlose Bücher