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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
Autoren: Malaxis
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um zu verstehen, was ich dir jetzt erkläre, sagte sie, ‘du bist aber nicht alt genug, um mir bei der Aufgabe zu helfen, die vor mir liegt. Eines Tages, wenn du groß bist, werde ich dich kommen lassen, und dann werde ich dir sagen, was du tun mußt. Aber jetzt muß ich zurück und versuchen, deine Mutter zu retten. Wenn ich dich mitnehme, bist du nur im Weg und eine zusätzliche Gefahr’.
„Wollte Minnie eure Mutter vor den Sowjets retten?“ fragte ich.
„Du hast doch auch deine Freundin Lily vor der Geheimpolizei gerettet, nicht wahr?“ erwiderte er.
„Minnie brachte Sascha in ein Waisenhaus“, sagte Nim, ohne mich loszulassen. „Vater starb bald, nachdem uns die Überfahrt nach Amerika gelungen war. Ich war hier ebenso auf mich gestellt wie der kleine Sascha in Rußland. Ich wußte es nie genau, ahnte aber, daß das junge Schachgenie, über das die Zeitschriften berichteten, mein Bruder sein mußte. Ich nannte mich inzwischen Nim. Der Name ist eigentlich für mich ein Scherz, denn um zu überleben, dachte ich immer: Nimm, was du haben kannst! Eines Abends begegnete ich Mordecai im Manhattan-Schachclub, und er fand heraus, wer ich wirklich bin.“
„Und was wurde aus eurer Mutter?“ fragte ich.
„Minnie konnte sie nicht retten. Sie kam zu spät“, erwiderte Solarin traurig. „Minnie gelang es nur mit großer Mühe, aus Rußland zu fliehen. Später erhielt ich einen Brief im Waisenhaus. Es war eigentlich kein Brief, sondern ein Zeitungsausschnitt aus der Prawda. Auf dem Umschlag stand kein Absender, aber ich sah, daß er in Rußland aufgegeben worden war, und da wußte ich, von wem er stammte. In dem Artikel stand, der berühmte Schachmeister Mordecai Rad mache eine Reise durch Rußland, um Vorträge über Schach zu halten und öffentlich zu spielen. Er sei auch interessiert an begabten Kindern, denn er schreibe ein Buch über den Schachnachwuchs. Ich wußte sofort, Minnie versuchte, mit mir Kontakt aufzunehmen.“
„Und so fügte sich eins zum ändern“, sagte Nim. Er legte Solarin den anderen Arm um die Schulter und ging mit uns auf das Haus zu.
Wir betraten die sonnigen Räume, in denen überall Vasen mit frischen Blumen standen. Das ganze Haus wirkte noch freundlicher als bei meinem letzten Besuch.
Nim nahm die Hand von meiner Schulter und sah mich liebevoll an.
„Du hast mir das wertvollste Geschenk gebracht, das es für mich gibt“, sagte er leise. „Es ist ein Wunder, daß Sascha hier ist - aber ein noch größeres Wunder ist für mich, daß du lebst. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas zugestoßen wäre.“ Er umarmte mich wieder und ging dann in die Küche.
Solarin stellte den Beutel mit den Schachfiguren auf den Boden und trat ans Fenster. Er blickte über den grünen Rasen zum Meer. Immer noch schwammen Segelboote wie Möwen auf dem Wasser. Ich trat neben ihn.
„Ein schönes Haus“, sagte er und blickte auf den Springbrunnen. Er schwieg und fügte dann leise hinzu: „Mein Bruder ist in dich verliebt.“
Ich fühlte einen Kloß im Hals. „Ach, Unsinn“, widersprach ich.
„Wir müssen darüber reden“, erwiderte er und sah mich mit seinen blaßgrünen Augen so an, daß mir wieder einmal schwach wurde. Er wollte mir gerade durch die Haare fahren, als Nim mit Champagner und Gläsern zurückkam. Er stellte die Gläser auf das Fensterbrett und öffnete die Flasche.
"Wir müssen über soviel reden und Erinnerungen auffrischen“, sagte er zu Solarin. „Ich kann es immer noch nicht fassen, daß du wirklich hier bist, Sascha. Ich glaube, ich werde dich nie wieder weglassen.. .“
„Das wird vermutlich nicht möglich sein“, erwiderte Solarin, nahm meine Hand und ging mit mir zu einem Sofa. „Minnie ist ausgestiegen. Jemand muß nach Rußland zurück und das Schachbrett holen.“
„Ausgestiegen?“ rief Nun mit der Flasche in der Hand. „Wie kann sie das? Das ist unmöglich!“
„Wir haben eine neue schwarze Dame“, erwiderte Solarin lächelnd, „und diese Dame hast du gewählt.“
Nim starrte mich an, und plötzlich begriff er. „O nein!“ rief er und schenkte ein. „Minnie ist vermutlich spurlos verschwunden, und wir dürfen hinter ihr aufräumen, ohne recht zu wissen wie.“
„Nicht ganz“, sagte Solarin und zog aus seiner Jacke einen Umschlag. „Sie hat mir diesen Brief für Katherine mitgegeben. Ich soll ihn ihr nach unserer Ankunft in Amerika geben. Ich weiß nicht, was darin steht, aber ich vermute, Informationen, die für uns alle sehr wichtig sind.“
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