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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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in dem er seine Forschungen nach der Geschichte des Montglane-Schachspiels verschlüsselt niedergeschrieben hat. Voltaire gelang es, den Code zu entziffern, und so konnte ich lesen, was Richelieu herausgefunden hat. Das Tagebuch liegt hinter Schloß und Riegel in der Eremitage, und wir sind auf dem Weg dorthin, denn ich möchte es dir zeigen.“
„Und worin liegt die Bedeutung des Tagebuchs?“ fragte die Äbtissin, verwundert darüber, daß ihre Freundin es bisher nie erwähnt hatte.
„Richelieu verfolgte die Spuren des Schachspiels bis zu den Mauren, die es Karl dem Großen als Geschenk überreichen ließen, und noch weiter in die Vergangenheit zurück. Wie dir bekannt ist, hat Karl der Große in Spanien und Afrika gegen die Mauren gekämpft. Aber einmal verteidigte er Cordoba und Barcelona gegen die christlichen Basken, die den Sitz der maurischen Macht zu erobern drohten. Die Basken waren zwar Christen, aber sie hatten Jahrhunderte lang versucht, das Frankenreich zu vernichten, um die Oberherrschaft im westlichen Europa zu erlangen. Vor allen Dingen wollten sie die Kontrolle über die Atlantikküste und das Gebirge, in dem sie herrschten.“
„Die Pyrenäen.“, sagte die Äbtissin.
„Ja“, erwiderte die Zarin, „für sie war es das Zaubergebirge. Du weißt, in diesen Bergen war das Zentrum des geheimnisvollen Kults, den man seit Christi Geburt kennt. Die Kelten kamen von dort und wurden nach Norden getrieben. Sie siedelten sich in der Bretagne an und schließlich auf den Britischen Inseln. Merlin, der Zauberer, kam aus diesem Gebirge und der Geheimkult der Druiden, wie wir ihn heute nennen.“
„Das wußte ich nicht alles“, sagte die Äbtissin und blickte nachdenklich auf den verschneiten Weg. Sie hatte die schmalen Lippen zusammengepreßt, und das faltige Gesicht erinnerte an das Steinfragment eines alten Grabmals.
„Das kannst du alles in dem Tagebuch lesen. Wir sind bald da“, sagte Katharina. „Richelieu behauptet, die Mauren seien bis zu den Pyrenäen vorgedrungen. Dort sind sie auf das schreckliche Geheimnis gestoßen, das seit vielen Jahrhunderten erst von den Kelten und dann den Basken gehütet worden war. Die maurischen Eroberer erfanden einen Code, um dieses Wissen festzuhalten. Das heißt, sie legten den Schlüssel zu dem Geheimnis in die goldenen und silbernen Figuren des Montglane-Schachspiels. Als die Mauren erkannten, daß sie die Macht auf der Iberischen Halbinsel verlieren würden, übergaben sie das Schachspiel Karl dem Großen, denn sie verehrten ihn als den größten Herrscher in der Geschichte der Zivilisation, und sie waren überzeugt, nur er könne das Geheimnis hüten.“
„Und du glaubst diese Geschichte?“ fragte die Äbtissin, als sie sich der prächtigen Eremitage näherten.
„Bilde dir selbst ein Urteil.“, erwiderte Katharina. „Ich weiß, das Geheimnis ist älter als die Mauren, älter als die Basken, ja sogar alter als die Druiden. Ich möchte dir eine Frage stellen. Hast du schon einmal von dem Geheimbund von Männern gehört, die sich manchmal Freimaurer nennen?“
Die Äbtissin wurde blaß. Sie blieb vor der Tür stehen. „Was sagst du da?“ fragte sie schwach und griff nach dem Arm ihrer Freundin.
„Aha“, sagte Katharina, „dann weißt du, daß es stimmt. Ich werde dir meine Geschichte erzählen.“

DIE GESCHICHTE DER ZARIN
    Ich verließ als vierzehnjähriges Mädchen meine Heimat in Pommern, wo du und ich zusammen aufgewachsen sind. Dein Vater hatte damals gerade seinen Besitz in unserer Nachbarschaft verkauft und war in seine Heimat nach Frankreich zurückgekehrt. Ich werde nie vergessen, meine liebe Helene, wie traurig ich war, nicht mit dir den Triumph feiern zu können, von dem wir beide so lange geträumt hatten. Ich spreche von der aufregenden Nachricht, daß ich vielleicht bald zur Nachfolgerin einer Herrscherin erwählt würde.
    Ich sollte an den Hof der Zarin Elisabeth Petrowna nach Moskau reisen. Elisabeth, eine Tochter Peters des Großen, war durch einen polnischen Handstreich an die Macht gekommen. Sie hatte alle ihre Gegner ins Gefängnis geworfen. Da sie nicht verheiratet und bereits zu alt war, um noch Kinder zu bekommen, entschied sie, daß ihr unbedeutender Neffe, Großherzog Peter, ihr Nachfolger sein sollte und ich seine Braut.
    Auf dem Weg nach Rußland unterbrachen meine Mutter und ich die Reise am Hof von Friedrich II. in Berlin. Friedrich, der junge König von Preußen, den Voltaire bereits als ‘den Großen’ feierte, wollte

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