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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Montglane-Schachspiels, und sie halten sich
deshalb für seine rechtmäßigen Erben.“
    Als Katharina ihre Geschichte beendet hatte, blieben sie und die Äbtissin noch lange schweigend in der großen Bibliothek der Eremitage sitzen, in der das geheime Tagebuch aufbewahrt wurde, dessen Code Voltaire entziffert hatte. Sie saßen an einem riesigen Tisch, und um sie herum füllten Bücher die hohen Wände. Katharina beobachtete die Äbtissin wie die Katze eine Maus. Die Äbtissin blickte durch die breiten Fenster auf den verschneiten Rasen. Dort wartete die kaiserliche Garde. Die Männer stampften mit den Stiefeln im Schnee und bliesen sich die Finger warm.
    „Mein verstorbener Gemahl“, fügte Katharina leise hinzu, „hat Friedrich den Großen von Preußen verehrt. Peter trug am Hof von Petersburg eine preußische Uniform. In unserer Hochzeitsnacht stellte er preußische Zinnsoldaten auf unser Bett, und ich mußte mit den Truppen exerzieren. Als Friedrich die Freimaurer nach Preußen holte, trat Peter ihnen bei und gelobte bei seinem Leben, sie zu unterstützen.“
    „Und deshalb“, erwiderte die Äbtissin, „hast du deinen Mann gestürzt, ins Gefängnis geworfen und ermorden lassen.“
„Er war ein gefährlicher Verrückter“, sagte Katharina, „aber ich hatte mit seinem Tod nichts zu tun. 1768, sechs Jahre später, gründete Friedrich in Schlesien die Großloge der Afrikanischen Bauherren. König Gustav von Schweden trat dem Orden bei, und trotz Maria Theresias Bemühungen, diese gefährliche Brut aus Österreich zu vertreiben, ließ sich ihr Sohn Joseph II. von ihnen einweihen. Als ich über die Ereignisse informiert wurde, holte ich meinen Freund Leonhard Euler so schnell wie möglich nach Rußland zurück.
Der alte Mathematiker war inzwischen völlig blind. Aber er hatte die innere Klarheit nicht verloren. Als Voltaire starb, beschwor mich Euler, seine Bibliothek zu erwerben, denn in ihr befanden sich wichtige Schriften, die Friedrich der Große unbedingt haben wollte. Als es mir gelang, die Bibliothek nach Petersburg zu bringen, fand ich das hier.“
Die Zarin nahm aus Voltaires Manuskripten ein altes Pergament. Sie reichte es der Äbtissin, die es vorsichtig entfaltete. Es war ein Schreiben von Friedrich, dem Prinzregenten von Preußen, an Voltaire und stammte aus dem Jahr, in dem Friedrich von den Freimaurern aufgenommen wurde:
    Monsieur, es gibt nichts, das ich so sehr besitzen möchte, wie alle Ihre Schriften ... Wenn es unter Ihren Manuskripten einige gibt, die Sie vor den Augen der Öffentlichkeit fernhalten wollen, dann verspreche ich Ihnen, daß ich für völlige Geheimhaltung Sorge tragen werde...
    Die Äbtissin hob den Kopf. Ihre Augen blickten versonnen ins Leere. Langsam faltete sie den Brief und reichte ihn Katharina, die ihn wieder zwischen den Manuskripten Voltaires verbarg.
    „Geht daraus nicht deutlich hervor, daß er auf das von Voltaire entzifferte Tagebuch Richelieus anspielt?“ fragte Katharina. „Er wollte das Tagebuch, sowie er dem Geheimbund beigetreten war. Jetzt wirst du mir vielleicht glauben...“
    Katharina griff nach dem letzten der in Leder gebundenen Tagebücher und blätterte in den Seiten, bis sie fast das Ende erreichte. Dann las sie die Worte vor, die sich die Äbtissin bereits eingeprägt hatte. Es waren Worte, die der seit langem verstorbene Kardinal Richelieu wohlüberlegt in einem Code niedergeschrieben hatte, den nur er entschlüsseln konnte:
    Denn ich habe schließlich herausgefunden, daß das Geheimnis, das man im alten Babylonien entdeckt hatte, das Geheimnis, das in das persische und das indische Reich gebracht wurde und das nur wenigen Auserwählten und Eingeweihten bekannt war, in der Tat das Geheimnis des Montglane-Schachspiels ist.
    Dieses Geheimnis durfte wie der heilige Name Gottes nie schriftlich niedergelegt werden. Das Geheimnis besaß solche Macht, daß es den Untergang von Kulturen und den Sturz von Königen herbeiführte. Es durfte nur von Mund zu Mund an die Eingeweihten der heiligen Orden weitergereicht werden, an Männer, die besondere Gelübde abgelegt und die Prüfungen bestanden hatten. So schrecklich war dieses Wissen, daß es nur den Ranghöchsten der Elite anvertraut werden konnte.
    Ich bin der Ansicht, daß dieses Geheimnis schließlich zu einer Formel wurde. Und diese Formel ist die Ursache für den Untergang von Königreichen in allen Jahrhunderten gewesen
- Königreiche, die uns heute nur noch in Legenden bekannt sind. Die Mauren

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